Emmy-Rundown #3: Miniseries

Im Gegensatz zu gestern wird es heute nicht ganz so freakig: Der dritte Teil meiner Emmy-Analyse umfasst immerhin ein paar Miniserien, die der eine oder andere Serienjunkie hierzulande bereits gesehen haben könnte.

Outstanding Miniseries

Nominiert sind:

American Horror Story: Coven
Bonnie & Clyde: Dead and Alive
Fargo (Staffel 1)
Luther (Staffel 3)
Treme (Staffel 4)
The White Queen

Eine kleine Vorbemerkung: Die Emmy-Jury sollte unbedingt ihre Klassifizierung, was eine Miniserie sei und was nicht, überdenken. Es ist jedenfalls befremdlich, dass drei der Serien bereits mehrere Staffeln hinter sich haben und bei zwei weiteren Serien bereits Fortsetzungen geplant sind. Die ganze Sache wird noch komplizierter, wenn man bedenkt, dass True Detective aufgrund gleicher Voraussetzungen wie American Horror Story oder Fargo ebenfalls hier hätte nominiert werden können, weil auch dort jede Staffel eine in sich abgeschlossene Geschichte darstellt. HBO hat sich allerdings dagegen entschieden und den Sprung in die prestigeträchtige Ourstanding-Drama-Kategorie gewagt.

Ich fange mit der einzig “echten“ und voll “abgeschlossenen“ Miniserie an, die leider nicht gerade vor Genialität strotzt. Bruce “Driving Miss Daisy“ Beresfords Neuverfilmung der Bonnie-&-Clyde-Saga wirkt unspektakulär und uninteressant. Die Drehbuchautoren versuchen zwar den Stoff aufzublähen und mit mehr Hintergründen aufzupeppen, welche die Vergangenheit des Gangsterpaares beleuchten – aber selbst Clydes mysteriöse Visionen, die sein Schicksal vorhersagen, machen die Geschichte nicht wirklich besser. Unter vielen Emmy-Experten gilt diese Nominierung jedenfalls als die Sonderbarste, vergleichbar mit The Kennedys oder Phil Spector in den Jahren zuvor.

In meinen Augen noch eine ganze Ecke dröger ist nur die vierte Staffel von Treme, die aufgrund ihrer Kürze von gerade mal fünf Episoden nicht als vollwertige Drama-Serie nominiert werden durfte. In Treme wird das Leben der Bewohner von New Orleans beschrieben, nachdem Hurrikan Katrina die Stadt verwüstete. Die vierte Staffel setzt genau zu dem Zeitpunkt an, als Obama zum Präsidenten gekürt wird.

Ähnlich wie in einem Film von Robert Altman springt die Serie innerhalb eines Ensembles von einem Charakter zum anderen und wieder zurück. Ein Großteil des Fokus liegt in der Darstellung der Kultur- und der Musikszene, was in meinen Augen in einem arg dünnen Plotkonstrukt resultiert. Zudem wirken sämtliche Charaktere blass und langweilig.

Das glatte Gegenteil stellt Fargo dar, einer Serie ganz im Geiste des gleichnamigen Films aus dem Jahre 1996. Angestoßen durch die Taten eines unbarmherzigen Profikillers droht ein verschlafenes Städtchen in Minnesota im Chaos zu versinken. Es häufen sich bizarre Todes- wie Mordfälle, nahezu jeder Charakter entpuppt sich im Laufe der Serie als korrupt oder falsch. Besonders deutlich wird es beim feigen Lester Nygaard, der kaltschnäuzig seine Liebsten für sein eigenes Wohl opfert – ohne mit der Wimper zu zucken. Nur die Polizisten Molly und Gus sowie deren engsten Familienmitglieder stellen als einzig “normal“ wirkende Menschen eine Art Gegengewicht zu dem ganzen Wahnsinn dar, der ansonsten voller Härte, Zynismus und Absurditäten strotzt. Der Film, der ein ähnliches Ambiente besaß, ist jedenfalls vergleichsweise harmlos.

Luther hingegen ließe sich eigentlich am besten mit Sherlock vergleichen, was den ganzen Kategorien-Wirrwarr perfekt macht. Schließlich reden wir hier wie dort von einer dreiteiligen, britischen Miniserie, die in die dritte Runde geht. Nur ist Detective John Luther eher eine Mischung aus Columbo und Jack Bauer: In manchen Situation ist er wohlbesonnen und legt einen vermeintlich gewitzten Killer mit einem billigen Trick rein, in anderen handelt er gerne mal nach dem Motto “Selbstjustiz“. Auch die Zusammenarbeit mit mutmaßlichen Killern, die er nicht dingfest machen konnte, ist für ihn Mittel zum Zweck, noch schlimmeres Leid zu verhindern. Die dritte Staffel ist jedenfalls ganz im Geiste der ersten beiden und ein weiteres Testament dafür, dass britische Serien erstaunlich oft ihr Niveau halten oder gar steigern können.

Gruselig wird es dank American Horror Story: Coven, einer Serie, der ich von Beginn an verfallen war. Obwohl ich alles andere als ein Fan von Horror & Co. bin, faszinieren mich die auf ein halbes Dutzend Episoden verteilten Geschichten, die oft mit Klischees anfangen und am Ende in eine völlig andere Richtung abdriften. Der Mix aus Realität und Fiktion funktioniert nach wie vor, auch wenn Covens Hexenszenario unstetig wirkt. Zu oft denkt man sich, dass das eine oder andere Plotdetail nach zwei Folgen vom Tisch fällt und von den Storyschreibern vergessen wurde.

The White Queen ist ein typisch-modernes Historiendrama: Basierend auf dem Roman von Philippa Gregory, der ähnlich wie The Tudors real existierende Persönlichkeiten mit fiktiven Elementen kreuzt, bekommt ihr den Aufstieg und den Fall von König Edward IV, seiner Frau Elizabeth Woodville und deren Familie zu Gesicht. Die Serie ist zuweilen etwas langatmig und die Menge an Sexszenen gar mir eine Spur zu… äh… penetrant (sorry, ich konnte nicht anders). Aber dafür werden andere Ereignisse überraschend mutig und originell dargestellt – speziell die Art, wie die Geburt von Edwards erstem Sohn gezeigt wird. Das Highlight ist der runde Abschluss, passend mit der Krönung von Henry VII und dem Einzug der Tudors ins Könighaus.

Egal ob nun Miniseries mit Television Movies konkurrieren oder nicht: American Horror Story ist anscheinend dazu verdammt, auf ewig auf dem zweiten Platz zu verharren. Ich kann es mir jedenfalls kaum vorstellen, dass Fargo diesen Preis verliert – dazu ist die Serie einfach viel zu clever geschrieben und größtenteils atemberaubend gedreht. Allein Billy Bob Thronton als durchgeknallter Profikiller ist eine kleine Sensation. Es ist mein voller Ernst, wenn ich behaupte: Das Ding hätte bei der überaus hochkarätigen Oustanding-Drama-Kategorie eine Außenseiterchance gehabt.

Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist ein Problem persönlicher Natur: Fargo ist kein Leichtgewicht. Was da teilweise passiert, ist schreiend ungerecht und richtig, richtig böse. Es ist allgemein ein Trend, der mir bei den diesjährigen TV-Serien sauer aufstieß – weshalb ich mir das Thema für einen externen Blogeintrag aufspare.

American Horror Story sollte jedenfalls wieder an Kontinuität gewinnen, anstatt so derb offensichtlich von Episode zu Episode zu denken. So werden die tollen Schauspieler, von Jessica Lange über Sarah Paulson bis Kathy Bates, genauso verheizt, wie die sehr gut in Szene gesetzten Dramaelemente. Dann klappte es vielleicht im vierten Jahr mit der Freak Show, auf deren Umsetzung ich mehr gespannt bin als bei den ersten drei Staffeln zusammen.

Outstanding Miniseries

Will win: Fargo
Could win: American Horror Story. Coven
My vote: Fargo

Personal Ranking:

1.Fargo
2.American Horror Story: Coven
3.Luther
4.The White Queen
5.Bonnie & Clyde
6.Treme

Outstanding Directing (TV-Movie or Miniseries)

Will win: The Normal Heart
Could win: Fargo (Episode: The Crocodile’s Dilemma)
My vote: The Normal Heart

Outstanding Writing (TV-Movie or Miniseries)

Will win: Fargo (Episode: The Crocodile’s Dilemma)
Could win: The Normal Heart
My vote: Fargo (Episode: The Crocodile’s Dilemma)

Outstanding Lead Actor (TV-Movie or Miniseries)

i>Will win: Billy Bob Thornton (Fargo)
Could win: Mark Ruffalo (The Normal Heart)
My vote: Billy Bob Thornton (Fargo)

Outstanding Lead Actress (TV-Movie or Miniseries)

Will win: Cicely Tyson (The Trip to Bountiful)
Could win: Jessica Lange (Americn Horror Story: Coven)
My vote: Cicely Tyson (The Trip to Bountiful)

Outstanding Supporting Actor (TV-Movie or Miniseries)

Will win: Matthew Bomer (The Normal Heart)
Could win: Martin Freeman (Sherlock: His Last Voew)
My vote: Matthew Bomer (The Normal Heart)

Outstanding Supporting Actress (TV-Movie or Miniseries)

Will win: Allison Tolman (Fargo)
Coud win: Julia Roberts (The Normal Heart)
My vote: Kathy Bates (American Horror Story: Coven)


Links zu allen Blogeinträgen über die diesjährige Emmy-Verleihung:

1. Emmy-Nominierungen 2013/2014
2. Emmy-Rundown #1: Comedy Series
3. Emmy-Rundown #2: Television Movies
4. Emmy-Rundown #3: Miniseries
5. Emmy-Rundown #4: Drama Series