Game #34: Wizball

034-WizballHersteller: Sensible Software
Coding by: Chris Yates
Graphics by: Jonathan Hare
Design by: Chris Yates & Jonathan Hare
Music by: Martin Galway
System: C64
Jahr: 1987

Meine Faszination bezüglich altbackener Prozentwertungen beruht auf der alten Philosophie der Happy-Computer- und Power Play-Zeitschriften. Das Team rund um Heinrich Lenhardt, Boris Schneider, Anatol Locker und Martin Gaksch nahm diese Zahl von 0 bis 100 recht ernst und wertete nach strengen, wie im Grunde klaren Maßstäben. Eine davon lautete: Eine Wertung jenseits der 90 gehört nur absolut elitären Ausnahmespielen erteilt.

Wizball hat zur damaligen Zeit nicht die höchste Punktzahl überhaupt eingefahren, aber dafür ein einmaliges Triple geschafft: Die Redakteure gaben dem Spiel in allen drei Kategorien Grafik, Sound und Spielspaß jeweils 92 Punkte. Allein das Bild der Wertungsbalken brannte sich regelrecht in mein Gedächtnis ein – und das finale Spiele sollte kaum enttäuschen.

Wizworld ist am Ende, nachdem ein böser Schurke jegliche Farben geklaut und die Welt zu einem Schwarz-Weiß-Dasein verdonnert hat. Ihr übernehmt die Rolle des Zauberers Wiz, der zusammen mit der Katze Catellite den Missstand korrigieren will. Dazu bastelt er zwei runde Kugeln, mit denen die beiden durch die acht Gebiete von Wizworld fliegen und ballern.

Genau genommen stehen euch immer drei Gebiete zur Verfügung, in denen ihr neben aggressiven Gegnern regelmäßig bunten Farbkugeln begegnet. Auch sie lassen sich abschießen, woraufhin Farbtropfen gen Boden fallen und verpuffen, wenn sie nicht rechtzeitig von Catellite eingesammelt werden.

Jedes Gebiet beherbergt eine bestimmte Farbe, namentlich Rot, Grün oder Blau. Am unteren Bildschirmrand sind vier Kessel abgebildet, von denen drei euren derzeitigen Farbenvorrat zusammenfassen. Der vierte wiederum zeigt die Farbe an, die ihr als Nächstes für das Gebiet, in dem ihr euch befindet, mixen müsst. Handelt es sich dabei um eine der oben genannten Grundfarben, dann benötigt ihr einfach einen entsprechend vollen Kessel. Benötigt ihr hingegen Gelb oder Türkis, dann müsst ihr jeweils einen halben Kessel Rot/Grün beziehungsweise Grün/Blau zusammenraffen.

Gleichwohl hinter der Idee letztlich wenig Taktik steckt, weil ihr so oder so einfach nur genügend Farbtropfen sammeln müsst, vermittelt das Spielprinzip sehr viel Frische und hebt sich gekonnt von anderen Actionspiele der damaligen Zeit ab. Ähnlich genial ist das Leveldesign, das mit Ausnahme des letzten Gebietes sanft von leicht bis schwer ansteigt. So müsst ihr in späteren Gebieten damit rechnen, dass dornige Bäume euer Vorankommen erschweren, plötzlich auch die Farbkugeln zurückschießen oder es kaum noch Bodenfläche gibt, die eigentlich alle Geschosse verschluckt und somit als prima Versteck fungiert.

Das eigentlich faszinierende an Wizball ist die in nahezu jeder Hinsicht extrem hohe Qualität. Die Grafik lebt von einigen wunderschönen Pixelzeichnungen, darunter ein täuschend echt anzusehendes Präsidentendenkmal. Bei den Animationen begeistert allein der Einstieg, bei dem euer Spielfigur wie aus dem Nichts heraus entsteht. Die Musik von Martin Galway lebt von einer technisch erstklassigen Instrumentation. Die Sound-Effekte wabbern und hallen unnachahmlich durch den Raum, was das Science-Fiction-Flair des Spieles kennzeichnet. Die Steuerung etabliert ein damals enorm wichtiges Feature, dank dem ihr Extras durch simples Joystickrütteln anstatt der sonst üblichen, wie umständlich handzuhabenden Tastatur aktiviert. Catellite lässt sich entweder durch das Halten des Feuerknopfes oder von einem zweiten Spieler steuern, womit auch der Multiplayer-Aspekt abgedeckt wird. Und bezüglich Konzept und Design habe ich bereits genügend lobende Worte gefunden.

Über all dem steht die Technik, die jeden C64-Kenner, der ein wenig Ahnung vom Programmieren hat, fassungslos macht: All diese Brillanz wird auf einen Schlag in den mickrigen Speicher des Computers geladen!

Heute gibt es vielleicht viele Spiele, die in zahlreichen Kategorien groß punkten können. Doch anno 1987 war ein Titel wie Wizball geradezu eine Anomalie, die zurecht in feinster Regelmäßigkeit als eine der besten Werke der glorreichen C64-Ära bezeichnet wird.

 

 

Wizball