SAG-Gewinner 2014/2015: Birdmans gestutzter Höhenflug

Allzu gerne verdamme ich die vielen Awardshows, die vor der Oscar-Verleihung stattfinden. Denn zu oft haben sie mir die Spannung zerstört, welcher Film in welcher Kategorie gewinnen könne. Doch ganz selten sorgen gerade diese sogenannten “Precursor“ für einen ungewohnten Kick – und diese Saison gehört anscheinend zu diesen besagten Ausnahmen.

Nachdem Birdman vorgestern überraschend den Producer Guild Award vor dem vermeintlichen Favoriten Boyhood gewonnen hat, konnte nun auch das Schauspielerensemble den Screen Actor einheimsen. Somit stehen sowohl die Filmproduzenten als auch die Schauspieler hinter Inarritus Meisterwerk – was aufgrund der eher Oscar-befremdlichen Inszenierung viele Insider dezent verwundert. So viel Meta-Denken hatte man der Branche jedenfalls nicht zugetraut.

Doch im gleichem Zuge gab es einen kleinen Schluckauf für alle Fans von Michael Keaton, der “unerwartet“ den Preis als Bester Hauptdarsteller gegen Eddie Redmayne verloren hat. Ich schreibe “unerwartet“ deshalb in Anführungszeichen, weil es in meinen Augen bei weitem keine so große Überraschung ist. Die Industrie LIEBT Darsteller, die reale Personen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung verkörpern. Und so sehr das allen anderen zum Halse raus hängen mag: Redmayne IST brillant als Stephen Hawking.

Freilich melden sich bereits die ersten zu Wort, die mutmaßen: Wenn es zwischen Keaton und Redmayne wirklich so knapp war, dann haben die SAG-Wähler vielleicht nur einen Weg gefunden, BEIDE zu honorieren. Denn Keaton hat als Mitglied des Ensembles ebenfalls eine Statuette erhalten. Ergo sollte er seine Oscar-Träume noch nicht vollends begraben, auch wenn ich mein Geld noch mehr wie zuvor auf Redmayne setze.

Vielleicht ändere ich noch meine Meinung, wenn ich Birdman selbst zu Gesicht bekommen habe – denn das fuchst mich doch jetzt schon ein wenig, dass er meinem geliebten Boyhood erstaunlich viel Wasser abgegraben hat. Dabei hatte ich mich mit einem Kinobesuch zu The Imitation Game auf einen ganz anderen Spoiler vorbereitet, wobei dieser Kandidat nun töter als tot ist. Nix bei den Globes, nada beim Critics Choice Award, niente von PGA & SAG: Der ach so beliebte Film rund um Alan Turing wurde rein statistisch betrachtet auf die hintersten Ränge verbannt.

Der nächste wichtige Indikator findet am 7. Februar statt: Dort wird der Director Guild Award für die beste Regieleistung vergeben. Der Gewinner kassierte in nahezu allen Fällen auch den betreffenden Oscar. Alle Welt tippt auf Richard Linklater für Boyhood. Sollte das wie prognostiziert passieren, dann haben wir ein Rennen. Macht es Innaritu für Birdman, dann ist’s vorbei.

Alle weiteren Gewinner des SAG auf einen Blick:

Motion Picture

Bestes Ensemble

Birdman – Winner
Boyhood
The Grand Budapest Hotel
The Imitation Game
Die Entdeckung der Unendlichkeit

Bester Hauptdarsteller

Steve Carrell (Foxcatcher)
Benedict Cumberbatch (The Imitation Game)
Jake Gyllenhaal (Nightcrawler)
Michael Keaton (Birdman)
Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit) – Winner

Beste Hauptdarstellerin

Jennifer Aniston (Cake)
Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit)
Julianne Moore (Still Alice) – Winner
Rosamund Pike (Gone Girl)
Reese Witherspoon (Wild)

Bester Nebendarsteller

Robert Duvall (The Judge)
Ethan Hawke (Boyhood)
Edward Norton (Birdman)
Mark Ruffalo (Foxcatcher)
J.K. Simmons (Whiplash) – Winner

Beste Nebendarstellerin

Patricia Arquette (Boyhood) – Winner
Keira Knightley (The Imitation Game)
Emma Stone (Birdman)
Meryl Streep (Into the Woods)
Naomi Watts (St. Vincent)

Bestes Stunt Ensemble

Fury
Get On Up
Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere
Unbroken – Winner
X-Men: Zukunft ist Vergangenheit

Television Drama

Bestes Ensemble

Boardwalk Empire
Downton Abbey – Winner
Game of Thrones
Homeland
House of Cards

Bester Darsteller

Steve Buscemi (Boardwalk Empire)
Peter Dinklage (Game of Thrones)
Woody Harrelson (True Detective)
Matthew McConaughey (True Detective)
Kevin Spacey (House of Cards) – Winner

Beste Darstellerin

Claire Danes (Homeland)
Viola Davis (How to Get Away with Murder) – Winner
Julianna Margulies (The Good Wife)
Tatiana Maslany (Orphan Black)
Maggie Smith (Downton Abbey)
Robin Wright (House of Cards)

Television Comedy

Bestes Ensemble

The Big Bang Theory
Brooklyn Nine-Nine
Modern Family
Orange is the New Black – Winner
Veep

Bester Darsteller

Ty Burrell (Modern Family)
Louis C.K. (Louie)
William H. Macy (Shameless) – Winner
Jim Parsons (The Big Bang Theory)
Eric Stonestreet (Modern Family)

Beste Darstellerin

Uzo Aduba (Orange is the New Black) – Winner
Julie Bowen (Modern Family)
Edie Falco (Nurse Jackie)
Julia Louis-Dreyfus (Veep)
Amy Poehler (Parks and Recreation)

Television Movie or Miniseries

Bester Darsteller

Adrien Brody (Houdini)
Benedict Cumberbatch (Sherlock: His Last Vow)
Richard Jenkins (Olive Kitteridge)
Mark Ruffalo (The Normal Heart) – Winner
Billy Bob Thornton (Fargo)

Beste Darstellerin

Ellen Burstyn (Flowers in the Attic)
Maggie Gyllenhaal (The Honorable Woman)
Frances McDormand (Olive Kitteridge) – Winner
Julia Roberts (The Normal Heart)
Cicely Tyson (The Trip to Bountiful)

Television Comedy or Drama

Bestes Stunt Ensemble

24: Live Another Day
Boardwalk Empire
Game of Thrones – Winner
Homeland
Sons of Anarchy
The Walking Dead