OST #24: Castlevania – Lords of Shadow

024-Castlevania_Lords_of_ShadowComposer: Óscar Araujo
System: Xbox 360 / PlayStation 3
Year: 2010

Hab niemals Vorurteile. Niemals. Egal über was. Ansonsten verpasst du was. Irgendwann.

Was haben sie geschimpft und getobt: Ein spanisches Entwicklerteam sollte ein neues Castlevania entwickeln. In 3D. Und mit einem orchestralen Soundtrack. Das ginge mal gar nicht. Das könne niemals funktionieren. Die sollen den Scheiß gleich lassen.

Wer das nach dem Anhören von Óscar Araujos Lords of Shadow immer noch denkt, dem kann ich nicht helfen. Natürlich hört sich der Soundtrack anders an als jener in Super Castlevania IV, Rondo of Blood oder Symphony of the Night. Aber genau deshalb funktioniert er auch so gut, weil er eben nicht einfach eine blinde Kopie seiner Vorgänger ist. Auraujo hat schlichtweg sein eigenes Ding durchgezogen und Castlevania etwas völlig Neues gegeben.

Normalerweise tendieren orchestrale Soundtracks zu einer großartigen Produktionsleistung, in bei ihren Kompositionen zu kurz kommt. Araujo umschifft das Problem gekonnt, indem er mehrere Kernmelodien schreibt und sie geschickt über das gesamte Spiel verteilt. Damit wird der Score dem Anspruch einer Film ähnlichen Arbeit als auch dem Fan der klassischen Videospielmusik gerecht.

Überhaupt steckt sehr viel Abwechslung in Lords of Shadow: „Belmont’s Theme“ ist simpel und verspielt, „Lost Love“ traurig und leidenschaftlich, „The Hunting Path“ episch und packend. Araujo ist ein brillanter Orchestrator, der genau weiß mit welchen Instrumenten er welche Emotionen weckt.

Dabei hat er vor allem den Chor im Griff, der in meinen Augen im Videospielsektor bis heute ungeschlagen ist. Das beste Beispiel ist „The Ice Titan“: Anstatt den Zuhörer niederzuschreien setzt er ganz zaghaft nach etwas mehr als einer Minute ein, wird nur ganz subtil lauter und drängt sich trotz der satten Klanggewalt der Instrumente allein aufgrund seiner makellosen Performance durch.

Doch das beste Stück ist ein sehr kurzes, sehr ruhiges – und stellt vermutlich das beste Arrangement dar, das in einem Videospiel zu hören ist. Von den Fans „Luminous Vista“ getauft, weil es auf keiner der bislang veröffentlichten Soundtrack-Alben vorhanden ist, greift Araujo die kurze, aber markante Tonfolge der ersten Spielminuten aus Super Castlevania IV auf und verwandelt sie in ein unsterbliches wie magisches Kunstwerk.

Die ersten 48 Sekunden hört ihr nur die Streicher, wie sie die Tonfolge in verschiedenen Variationen spielen und sich dabei Stück für Stück steigern. Allein dieser Einstieg ist unbeschreiblich schön und an Sensibilität kaum zu überbieten. Und genau in dem Moment, in dem man glaubt, es kann nicht besser werden, da werden die Streicher vom Rest des Orchesters begleitet. Durch das langsame Spiel wirkt der Nachhall zwischen den Tönen umso intensiver – spätestens dann dringt die Musik tief in euren Körper ein und bleibt dort auf ewig bestehen.

Es war für mich der Moment, bei dem ich wusste: Óscar Araujo ist nicht nur ein würdiger Komponist für die Castlevania-Serie – er ist einer der beiden besten, die den Job je übernehmen durften.

 

 

 

 

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