OST #43: Final Fantasy XII

043-Final_Fantasy_12Composer: Hitoshi Sakimoto
System: PlayStation 2
Year: 2006

Es gibt kaum einen anderen Soundtrack, dem sein Spielename derart geschadet hat wie Final Fantasy XII. So viele Fans der alten Episoden, die mit Nobuo Uematsus Musik groß geworden sind, waren von Hitoshi Sakimotos Einstand enttäuscht. Kein Wunder: Anstatt schlichter Melodien regiert ein zugleich komplexer wie auf den ersten Blick wenig abwechslungsreicher Score, bei dem man etwas genauer hinhören muss, um ihn voll genießen zu können.

Sakimotos Stil steckt irgendwo zwischen typisch japanischer Videospielmusik und Hollywood’esken Bombast. Final Fantasy XII macht hier keine Ausnahme, weshalb es einmal an seine Vorgänger erinnert und einmal an John Williams Star Wars. Das Hauptthema hat etwas von einer wuchtigen Fanfare, die euch auf ein Abenteuer voller politischer Intrigen und wütender Kriege anstatt schmachtender Liebe vorbereitet.

Doch bereits im spektakulären Intro zeigt Sakimoto seine ganze Bandbreite, die er drauf hat. Es beginnt mit einem kurzen Marsch, gefolgt von einer prunkvollen Hochzeit und entsprechend lieblichen Tönen. Kurz darauf droht der kriegerische Akt und die Stimmung wechselt ins Dramatische. Die Musik steigert sich Stück für Stück zur enthusiastischen Aufbruchstimmung und gerät nahtlos in den hektischen Part, in dem die eben noch so euphorische Musik in eine atonale Richtung gekickt wird. Sakimoto erhöht das Tempo und lässt das Orchester im Chaos versinken. Inmitten dessen kommt es zur Katastrophe, woraufhin sich die Musik im Zuge einer Zeitlupenszene langsam beruhigt und nahezu einfriert. Es folgt eine Trauerminute und trotz der dunklen Ereignisse ein kurzes Aufbäumen, ein kleiner Schimmer der Hoffnung … nur um im erhabensten Moment radikal abzubrechen. Genau in dem Moment wird der Titel Final Fantasy XII eingeblendet, noch während die Musik ausklingt und endgültig verstummt.

Dieses Intro ist eines der besten, das ich je gesehen habe – und Sakimotos fantastische Musik, zweifelsohne die beste Kompositionsleistung 2006, ist der Hauptgrund, warum es so gut funktioniert. Der „Rest“ ist nicht ganz so spektakulär, aber immer noch über weite Strecken besser als sein Ruf. Zwar fehlt es Sakimotos Final Fantasy XII an markanten Melodien, aufgrund derer die Vorgänger so beliebt werden. Doch dafür schafft er Atmosphäre satt und überrascht immer wieder mit cleveren Ideen. Ihr kennt vielleicht die berühmte optische Illusion von M.C. Escher, in der eine Treppe stetig nach oben zu verlaufen scheint? Ähnlich verhält es sich mit „Giza Plains“, bei dem ihr durchweg das Gefühl habt, dass sich die Musik immer weiter steigert und steigert und steigert…

 

 

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