OST #58: Fable

058-FableComposer: Russell Shaw
Additional Composer: Danny Elfman
System: Xbox
Year: 2004

Die meisten Stammkomponisten, die bereits einige Jährchen oder gar Jahrzehnte hinter den immer gleichen Spielemachern stehen, sind richtig gut. Schließlich arbeiten sie stets im gleichen Umfeld, gewinnen immer mehr Vertrauen und können ihr Talent gezielt verbessern.

Russell Shaw war für mich lange Zeit eine Ausnahme. Abseits von Magic Carpet, dessen Orientfeeling er gekonnt mit der limitierten General MIDI-Technologie einfangen konnte, empfand ich seine Musik in Syndicate, Dungeon Keeper oder Black & White immer als relativ schwach im Vergleich zum restlichen Spiel.

Mein Vorurteil änderte sich schlagartig dank Fable. Zugegeben: Konzept und Präsentation dürften Shaw enorm geholfen haben. Schließlich entwickelte Peter Molyneux erstmals ein Spiel, dessen Fokus weniger auf einem innovativen Konzept und mehr auf Story sowie Atmosphäre lag. Doch auch unter diesen günstigen Vorzeichen hätte ich nie und nimmer gedacht, das Shaw zu solch einer Leistung imstande ist.

Der Soundtrack von Fable ist für mich der erste, der voll und ganz mit einem hochwertigen Filmscore mithalten kann. Neben der orchestralen Grundrichtung gelingt Shaw ein abwechslungsreiches Kontingent an Themen, die wahlweise bedrohlich, ambient oder lustig (!) klingen.

Der bedrohliche Part kommt während der Kämpfe zum Tragen und ist rein kompositorisch betrachtet der simpelste. Jedoch hat Shaw das Orchester voll im Griff: Während ein Großteil der Instrumente langgezogen wie sehr tief spielt, sorgen die flotten Streicher für einen hektischen Unterton.

Der ambiente Part wird mal von düsteren, mal von träumerischen Themen geprägt. Letztere stechen ganz klar hervor und sind der ausschlaggebende Grund, weshalb Fable der Titel bester Soundtrack 2004 gebührt. Shaw sorgt mit wenigen Mitteln für eine essentiell wichtig Aura, die der Fantasy-Kulisse ihre Seele schenkt. Als ich das erste Mal „Summer Fields“ hörte, hatte ich mich regelrecht in diese Musik verliebt: So etwas friedfertiges hätte ich jedenfalls noch nie in einem Spiel gehört.

Bleibt noch der lustige Part, der den humoristischen Ansatz der Geschichte am besten widerspiegelt und vornehmlich in den Städten zum Einsatz kommt. Dort merkt man sowohl Molyneux als auch Shaw den Spaß an der Entwicklung an, der Fable weiter über den Status einer langwierigen Auftragsarbeit hievt.

Abschließend noch eine Warnung: Die offizielle Soundtrack-CD ist ein schlechter Scherz. Sie umfasst gerade mal 50 Minuten und vermisst zahlreiche Highlights, darunter die bedeutend beliebtere Version der Tempelmusik, die mit Harfe anstatt Synthesizer gespielt wird, und sämtliche Kampfthemen.

 

 

Fable_CD