Game #94: The Whispered World

094-The_Whispered_WorldHersteller: Daedalic
Game Idea & Vision Lead: Marco Hüllen
Project Leader: Dominik Meyer
Composer: Finn Seliger
System: PC
Jahr: 2009

So ein bisschen muss ich mich jedes Mal ärgern, wenn ich an The Whispered World denke – denn was hätte Edna bricht aus nur für ein ultimatives Spiel sein können, wenn es die gleichen Ressourcen und ein ähnliches Budget gehabt hätte? Nein, das klingt jetzt unfair gegenüber beiden Klassikern, die jeweils ihre eigenen Stärken haben und bereits innerhalb von zwei Jahren die Lern- und Steigerungsfähigkeit seitens Daeadlic Entertainment bewiesen haben.

The Whispered World ist zuerst einmal rein vom Tonfall her ein ganz anderes Kaliber: Sadwick ist zwar ein Clown, aber ein eher trauriger, der tagtäglich der Melancholie verfällt. Sein Gemütszustand verbessert sich kaum, als ihn unheimliche Träume heimsuchen: Laut derer wird er für die Zerstörung der Welt verantwortlich sein. Na, prima!

Sadwicks unfreiwilliges Abenteuer führt ihn durch eine grafisch zauberhafte Fantasywelt, die den größten Unterschied gegenüber Edna bricht aus im wahrsten Sinn des Wortes „darstellt“. Allein die Hintergrundbilder sehen atemberaubend gut aus und rechtfertigen jeden handgezeichneten Aufwand, der dahinter steckt.

Während die Sprachausgabe das gleiche, hohe Niveau erzielt, gehören die Rätsel zur letzten Garde der fairen wie gleichzeitig fordernden Zunft. Insbesondere gegen Ende werdet ihr mit richtig harten Knopfnüssen konfrontiert, die den ungeübten Adventure-Spieler an seine Grenzen bringt. Um ehrlich zu sein war ich selbst überrascht, dass meine vertrackter Lösungsansatz tatsächlich zum Erfolg des finalen Rätselschwerpunktes führte.

Apropos „Finale“: Über das habe ich auch zunächst heftig geflucht, weil ich es nicht wahr haben wollte, was für eine sensationell gute Gelegenheit sich Daedlic durch die Lappen ging (Stichwort „zwei potenzielle Enden“). Allerdings kann ich heute die Entscheidung nachvollziehen, wieso man diesen Schritt nicht wagte – die Alternative wäre wirklich sehr hart gewesen.

Genial ohne Kompromisse ist Sidekick Spot, eine fette Raupe, die sich im Laufe des Spieles in fünf verschiedene Formen verwandeln lässt und einen der besten Try & Error-Parts der Adventure-Geschichte markiert. Will heißen: Ihr müsst zwar mit dem Viech alles mögliche durchprobieren, doch der Spaß daran, wenn es dann so funktioniert wie es sollte, ist enorm hoch.

Am Ende sehe ich durchweg Verbesserungen gegenüber dem bereits grandiosen Edna bricht aus, mit Ausnahme einer nicht ganz so revolutionären Story und einem für meine Begriffe einschläfernden Musikthema. The Whispered World setzte somit den nächsten Stein einer bislang bemerkenswerten Entwicklung des meiner Meinung nach besten deutschen Entwicklerstudios aller Zeiten. Und auf den kommenden Nachfolger, der mich Konzept technisch schwer an Capcoms geniales Zack & Wiki erinnert, bin ich mehr als gespannt.

 

 

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