Hersteller: Microprose
Original Concept: Sid Meier
Design: Bruce Campbell Shelley & Sid Meier
Music Composition: Jeffery L. Briggs
System: PC
Jahr: 1990

Ich gehöre zu einer Generation, deren Väter am liebsten mit Spielzeugeisenbahnen spielten. Der Spaß dahinter steckt weniger im Zugfahren sondern mehr im Aufbau der Strecke – ein Konzept, dass Sid Meier im Jahre 1990 einige GOTY-Preise einbrachte.

Man nehme eine große Landschaft, wie Westamerika oder Europa, und spicke sie mit Städten, Bergen, Weingebieten, etc. Der Spieler kann beliebig Schienen verlegen, Bahnhöfe verteilen und Züge bauen, die in ihren Wagons dreierlei Dinge transportieren: Post, Personen und Waren. Seine Aufgabe besteht im Aufbau eines lukrativen Universums, das möglichst viel Profit durch die Zugfahrerei herausschlägt. Fertig ist Railroad Tycoon.

Das Spiel ist simpel zu verstehen und doch je nach Wahl des Schwierigkeitsgrades durchaus schwer zu meistern. Die Computer gesteuerte Konkurrenz ist nicht ohne und versucht den Spieler aus dem Wettbewerb zu drängen – leider mit Optionen, die nach Cheaterei aussehen. Denn das ist der einzig nennenswerte Nachteil von Railroad Tycoon: Während sich der Spieler an Vorgaben richten muss, wie sein Schienennetz mit den Bahnhöfen verbunden werden darf, unterliegt der Computer weniger strengen Regeln. Anno 1990 war es für Sid Meier anscheinend nicht anders möglich, eine gewisse Form der Herausforderung zu programmieren.

Sei’s drum: Trotz zweckmäßiger Präsentation strahlt Railroad Tycoon einen unwiderstehlichen „Bau mich!“-Charme aus. Die für ihre Zeit ausgeklügelte Steuerung, die am besten mit einer Kombination aus Maus und Tastatur funktioniert, und das Echtzeit-Konzept sorgten dafür, dass auch Menschen mit wenig Interesse an Wirtschaftssimulation es einfach mal ausprobieren wollten – was offenkundig auch für mich gilt.

Wem die Grafik übrigens bekannt vor kommt: Railroad Tycoon war das Vorgängerprojekt von Civilization. Rein vom Konzept her haben die beiden Klassiker viele Gemeinsamkeiten, wie der Mix aus Aufbau und Echtzeit, diverse Steuerungseigenheiten und die Präsentation. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass sie sich Spielspaß-technisch kaum etwas nehmen.

Deshalb verwundert es mich im Nachhinein schon ein wenig, warum Railroad Tycoon nicht den gleichen Hype erfuhr. Am Ende ist es der Beleg dafür, dass sich die Spielträume eines erwachsenen Kindes nicht mehr auf Eisenbahnschienen beschränkt sondern lieber die ganze Welt erobern möchte.