Game #221: Papers, Please

221-Papers-PleaseHersteller: Lucas Pope
Design, Code, Art, Music & Sound: Lucas Pope
System: PC
Jahr: 2013

Dämliche Ideen sind selten gut – aber manchmal sind sie einfach ZU dämlich. Papers, Please sprengt in dieser Kategorie alles dagewesene. Allein der Gedanke, es könne Spaß machen die Rolle eines Grenzbeamten eines totalitären Staates zu übernehmen und den Einwanderern entweder eine Einreise zu erlauben oder zu verweigern, ist völlig abstrus.

Ich bin mir auch immer noch nicht sicher, wie Lucas Pope das geschafft hat. Die Grafik sieht selbst für Retro-verliebte Augen arg krümmelig (um nicht zu sagen hässlich) aus. Die Bildeinteilung ist auch zunächst sehr merkwürdig: Die obere Hälfte zeigt die Grenze, vor der mehrere Menschen Schlange stehen und nach eurer eventuellen Erlaubnis rüber zur anderen Seite marschieren. Darunter ist links die Ansicht für den nächsten Kandidaten, der/die euch seinen/ihren Ausweis vorzeigt. Den schiebt ihr wiederum auf den Tisch rechts daneben, wo ihr abschließend zwei Stempel hervorzieht und entweder ein „Approved“ oder „Denied“ drauf klatscht.

Zu Beginn ist Papers, Please kinderleicht: Ihr müsst eigentlich nur die Daten auf dem Ausweis inspizieren und danach entscheiden, ob er gültig ist oder nicht. Ganz klar ist der Fall, wenn das Gültigkeitsdatum abgelaufen ist. Etwas kniffeliger wird es bereits, wenn die Person auf dem Bild etwas anderes aussieht als jene vor euch steht: Ist das wirklich der gleiche Mann nur in jünger oder liegt hier ein Betrug vor? Zudem müsst ihr früh auf Kleinigkeiten aufpassen: Steht eine Frau vor euch und auf dem Ausweis steht bei Geschlecht ein „M“ anstatt ein „F“, dann müsst ihr sie ohne Zweifel abweisen.

Das Spiel ist in Tage eingeteilt, zwischen denen abgerechnet wird. Abhängig von eurer Gründlichkeit erhaltet ihr ein mehr oder weniger sattes Gehalt. Gleichzeitig erfahrt ihr, ob damit genügend Geld für Heizung und Essen übrig ist, um eure Familie anständig versorgen zu können. Das Leben in Arstotzka ist hart…

Bereits der zweite Tag macht Papers, Please zu einem beeindruckenden Spiel: Dort wird eure Arbeit frühzeitig von einem Terroristen unterbrochen, der an eurer Bude vorbeirennt, eine Granate gen Grenzwache schleudert und selbst im Kugelhagel ums Leben kommt. Am dritten Tag werden die Grenzkontrollen folgerichtig verschärft und ihr müsst euch mit noch mehr Bürokratiekrams auseinander setzen: Ab sofort dürfen Einreisende, die laut Ausweis nicht in Arstotzka leben, nur mit einem zusätzlichen Visum über die Grenze…

Nach und nach kommen weitere Sicherheitsmaßnahmen hinzu, was bis zum demütigenden Nacktscanner gipfelt. Parallel dazu solltet ihr auf die Kommentare der Leute achten, die ihr inspiziert: Darunter befinden sich in der Tat eine rebellische Organisation, die sich gegen den Staat auflehnen will und euch unterschwellig um Hilfe bittet. Es ist euch überlassen, ob ihr dem nachgeht…

Papers, Please ist ohne Zweifel ein herausragendes Spiel, weil es in seiner Form absolut einmalig ist. Es ist auch einer der ganz seltenen Fälle, wo die bewusst vermittelte Tristesse sowie der zweifelhaft spannende Ablauf eurer Tätigkeit in der Tat Interesse und Spielspaß erzeugen. Das hat in meinen Augen This War of Mine jedenfalls nicht so gut hingekriegt.

 

 

Papers_Please