OST #6: Last Ninja 2

006-Last_Ninja_2Composer: Matt Gray
System: C64
Year: 1988

Ben Daglish und Anthony Lees The Last Ninja ist ein Soundtrack für die Ewigkeit, der dazu „verdammt“ war, auf dem Commodore 64 ungeschlagen zu bleiben. Zu brillant, zu einmalig ist die Instrumentation und das gesamte Asia-Feeling. Natürlich musste dem Erfolg des Spieles Tribut zollend eine Fortsetzung folgen , der Story-technisch sogleich einen interessanten Kick verpasst bekam: Anstatt den Ninja wieder durch das alte Japan zu hetzen, wird er per Zeitmaschine in die Neuzeit sowie mitten in Amerika gebeamt. Ein Schwachsinnsplot? Mag sein – doch so konnten die Entwickler sowohl grafisch als auch musikalisch eine völlig andere Richtung fahren.

Der bis dato eher unbekannte Matt Gray bekam den Zuschlag als Komponist und die schwere Bürde, in den Schatten seiner Vorgänger zu treten. Passend zum modernen Szenario versuchte er gar nicht erst, sie zu kopieren: Stattdessen löste ersich vom Fernost-Feeling und griff tief in die Pop-Kiste – genau genommen so tief wie kein anderer C64-Künstler zuvor.

Allein die ersten Takte der „Central Park Loader“-Musik sind an Kultigkeit unübertroffen, dank einer dumpf spielenden E-Gitarre-Imitation. Geschickt baut Gray ein Instrument nach dem anderen auf und gewährleistest somit den perfekten Einstieg. Die Komposition beginnt mit lang gezogenen Noten und erreicht innerhalb von gut einer Minute ein kerniges, actiongeladenes Tempo.

Dieser spektakuläre Einstieg wird nur noch durch die erste In-Game Musik getoppt. Bereits die ersten Takte klingen aufgrund ihres eingängigen Klanges und ihres perfekt getimten Rhythmus hypnotisierend. Rasch setzt wieder ein E-Gitarren-ähnliches Instrument ein, das in seiner Klangqualität anno 1988 ein Novum in der Geschichte der Computerspiele darstellte. Gleichzeitig ändert Gray den Takt des zuvor stoisch klingenden Rhythmus und erzielt gleichzeitig etwas Lebendiges und etwas Vertrautes.

Ich könnte nun allein dieses Musikstück Minute für Minute weiter analysieren, über die astreine Implementierung verschiedener Schlagzeuggeräusche schwärmen oder die vielschichtige Entwicklung hervorheben, die sich keine falsche Note erlaubt. Und dann wäre damit noch lange nicht Schluss: Genau wie Daglish & Lees komponierte Matt Gray für jeden Level eine eigene Lade- und mit einer Ausnahme eine eigene In-Game-Musik. Zwar fallen die späteren Stücke gegenüber dem fulminanten Startduo ab, allerdings nur minimal.

Freilich profitiert Gray ebenso von der Agenda des Spieles, komplett auf Soundeffekte zu verzichten. Aber das ist letztlich zweitrangig, weil sein sensationeller Soundtrack zweifelsohne zur hohen Motivation von Last Ninja 2 beiträgt. Es ist der ultimative Beweis dafür, dass der SID-Chip trotz seiner limitierten technischen Möglichkeiten nahezu jedes Instrument imitieren kann – und sei es rein was das Feeling anbelangt.

 

 

 

 

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