Game #280: L.A. Noire

280-L.A._NoireHersteller: Team Bondi
Directed by: Brendan McNamara
Lead Design: Alex Carlyle
Composer: Andrew Hale & Simon Hale
System: 2011
Jahr: PlayStation 3, Xbox 360

L.A. Noire ist ein seltsames Spiel, das eigentlich grandios hätte scheitern müssen – rein auf dem Papier betrachtet, wohlgemerkt. Es befand sich über Jahre in der Entwicklungshöhle, Director Brendan McNamara fällte eine fatale Entscheidung nach der anderen und bezüglich der Arbeitsbedingungen der Entwickler kursieren mehrere Horrorgeschichten. Mutmaßlich musste Rockstar einschreiten und die Entwicklung mit der Brechstange beenden.

Des Weiteren klingt überhaupt das grundlegende Konzept von L.A. Noire höchst gewagt beziehungsweise Mainstream-unfreundlich: Auf den ersten Blick sieht man ein ausgewachsenes Open-World-Adventure, bei dem ihr von A nach B fahrt und Spuren analysiert, um diverse Mordfälle zu lösen. Doch je weiter ihr voranschreitet, desto mehr verkommt eure Aufgabe zum Selbstläufer und das Spiel driftet heimlich in die Interactive-Novel-Ecke. Ich bin mir auch unsicher, welche Ausrichtung Team Bondi ursprünglich anpeilte und was von ihrem ambitionierten Vorhaben überhaupt noch übrig geblieben ist.

Langer Rede, kurzer Sinn: L.A. Noire wirkt oberflächlich betrachtet wie Flickwerk, dessen einzelnen Elemente notdürftig zusammengepfriemelt wurden. Und es ist das einzige mir bekannte Spiel, das trotzdem funktioniert.

Wie gesagt: Ihr steuert einen Polizisten, mit dem ihr einen Mordfall nach dem anderen aufklärt. Neben der bereits erwähnten Spurensuche verhört ihr sowohl Zeugen als auch Verdächtige. Dabei müsst ihr auf die Mimik eures Gegenübers achten und auf diese Weise Wahrheiten von Lügen unterscheiden. Ab und an führt euch euer Weg zu einer Actionszene, in denen ihr euch mit Waffengewalt zur Wehr setzen müsst.

Zwar laufen die meisten Fälle auf das gleiche Prozedere hinaus, jedoch sorgen kleine, wie feine Unterschiede für Abwechslung. Die K.I. eurer Gegner ist leider selten dämlich, allerdings liegt der Fokus zum Glück im Adventure-Part. Während den Verhören könnt ihr verschiedene Antworten geben, deren Intention nicht immer zum vorgegebenen Wortlaut passt, aber letztlich könnt ihr euch mit einer unglücklich gewählten Aussage keine unüberwindbaren Steine in den Weg legen.

Das ist es, was ich als Flickwerk bezeichne: Das Spiel steckt voller Stolperfallen, gegen die Team Bondi gemeinsam mit Rockstar erstaunlich gut entgegensteuern konnten. Damit ist der Weg frei für das fabelhafte 1940er-Jahre Feeling, die teilweise erschreckend lebensecht wirkenden Polygoncharakteren und die atmosphärisch hochgradige Musik. L.A. Noire mag kein ausgewachsenes Adventure und schon gar kein vollwertiges Grand Theft Auto sein. Aber es besitzt Flair und es ist zumindest bis heute in seiner Form einmalig.

 

 

L.A._Noire