Hersteller: Eurocom
Composer: David Arnold & Kevin Kiner
System: Wii
Jahr: 2010
Positive Überraschungen sind in dieser Branche richtig selten geworden. Jedes neue Spiel wird gen Stratosphäre gehypt und schön geredet. Kein Wunder also, wenn sich viele Veteranen satt fühlen. Doch vor knapp fünf Jahren ist etwas ganz seltsames passiert: Ein großer Publisher redet bewusst einen seiner kommenden Titel klein. Zumindest behauptete Activision allen ernstes, man solle sich als James-Bond-Fan lieber auf Blood Stone anstatt das Remake zum Klassiker GoldenEye freuen.
Der Mut zur Vorsicht war berechtigt: Das Original von Rare gilt bis heute als einer der revolutionärsten Ego-Shooter überhaupt, während das Remake von einem „zweitklassigen“ Entwickler namens Eurocom stammt und exklusiv für die Wii erschien. Ein Actionspiel für Nintendos Fuchtelkonsole – allein dies Kombi sorgte für mitleiderregendes Gelächter.
Doch manchmal geschehen kleine Wunder: GoldenEye 007 gehörte zu den größten Überraschungen des Jahrgangs 2010 – und interessanterweise hat es abseits des Genres kaum was mit dem Hit von 1997 gemeinsam. Das Leveldesign wurde komplett umgeworfen, die Geschichte bis auf ein paar Eckdaten völlig neu geschrieben und selbst der „Hauptdarsteller“ Pierce Brosnan wurde durch Daniel Craig ersetzt.
Das Ergebnis fühlt sich schlicht wie ein erstaunlich rundes und durch und durch funktionierendes Werk an. Es bietet ein abwechslungsreiches Settings, eine intelligente K.I., einen gut ausbalancierten Schwierigkeitsgrad und eine überraschend gute Grafik, die hervorragend mit den begrenzten Möglichkeiten der Wii-Hardware hantiert. Bestes Beispiel ist der Disco-Level, wo ihr Dutzende Tänzer in Form schwarzer Silhouetten seht: Der Effekt ist schlicht, simpel und funktioniert einfach.
Bezüglich des Multiplayer-Modus, der das Original über Jahre am Leben hielt, kann ich nur wenig sagen – schlicht, weil er mich nicht interessiert. Aber die Singleplayer-Kampagne gehört zu den ausgereiftesten der moderen Ego-Shooter-Zunft, weil sich Eurocom keine groben Fehler erlaubt und schlicht seine Hausaufgaben gemacht hat.
