Black Panther

1931 erscheint Skippy – der erste verfilmte Comicstrip, der für Best Picture nominiert wird. 1971 kommt A Clockwork Orange in die Kinos – der erste Science-Fiction-Film, der für Best Picture nominiert wird. 1973 debütiert Der Exorzist – der erste Horrorfilm,der für Best Picture nominiert wird.


Von außen betrachtet ist Wakanda eine afrikanische Nation wie jede andere: verarmt und rückständig. Doch in Wahrheit ist das Land hochtechnologisiert, seit ein Meteor mit Vibranium eingeschlagen ist. Dieses Metall ist derart mächtig, weshalb sich Wakanda mit einem unsichtbar machenden Schutzschild von der Außenwelt abschotten kann – aus Angst, das Vibranium könne in falsche Hände geraten.

Die Bewohner von Wakanda müssen gleichwohl einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Ihr König T’Chaka kam bei einem Bombenanschlag ums Leben (primär erzählt in The First Avenger: Civil War und hier geschickt als kurze Rückblende eingebaut). An seiner Stelle tritt sein Sohn T’Challa, der im Rahmen einer traditionellen Zeremonie gekrönt werden soll. Er hat zwar bereits die Kräfte des herzförmigen Krautes geerbt, die ihn zum Superhelden Black Panther machen. Doch soll er noch einmal um dieser beraubt werden – damit einer der anderen Stammesführer von Wakanda ihn herausfordern kann, um selbst König zu werden.

Natürlich besteht T’Challa diese Herausforderung und sieht sich sogleich mit ganz anderen Problemen konfrontiert: Zunächst muss er sich um ein gestohlenes Artefakt kümmern, das aus Vibranium besteht und somit eine Gefahr für Wakanda darstellt. Dabei erfährt er von einem grausigen Geheimnis, das sein Vater mit ins Grab genommen hat – und ihn nachträglich in Form des Schurkens Killmonger heimsucht.

Black Panther hat es geschafft: eine Best-Picture-Nominierung für einen Superheldenfilm. Weder Richard Donners Superman noch Tim Burtons Batman oder Christopher Nolans The Dark Knight erhielten diese Ehre. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass letztgenannter Film der ausschlaggebende Grund für die Erweiterung des Best-Picture-Feldes von fünf auf bis zu zehn verantwortlich gewesen ist. Aber trotzdem hat kaum einer mehr daran geglaubt – erst recht nicht, nachdem Hollywood vor vier Jahren den Anti-Superheldenfilm Birdman auszeichnete und Marvel zwar gute, jedoch größtenteils austauschbare Werke im Sekundentakt ins Kino bringt.

Einer der wesentlichen Gründe, weshalb die Industrie im Gesamten ein Problem mit Filmen dieser Art hat: Schauspieler bangen um ihren Job. Wo bleibt ihre Kunst, wenn sie in all dem Technikbombast keinen Platz hat? Doch bereits der erstaunlich hohe Metacritic-Schnitt für Black Panther, der mit 88 Punkten sogar über jenem von The Dark Knight liegt, deutet an: Hier haben wir es mit einem anderen Fall zu tun.

Der Grund, warum ich den Film ebenfalls sehr hoch einschätze und zum besten zähle, was das Genre je hervorgebracht hat, sind die schauspielerischen Leistungen. Keine Figur wirkt wie eine Marionette. Alle haben ihre eigene Rolle und können sich wunderbar entfalten. Viele loben Michael B. Jordan als Killmonger, der auch mir gesondert aufgefallen ist. Ich möchte jedoch lieber jemand anderen hervorheben: Chadwick Boseman als T’Challa.

Boseman ist für mich der perfekte Held zum anfassen: Mutig und demütig. Ehrlich und hartnäckig. Glaubwürdig und übermächtig. Jeder Satz, den er spricht, fühlt sich wie großes Schauspielkino an. Sein Akzent ist unwiderstehlich. Und gleichzeitig stiehlt er niemanden die Show – im Gegenteil: Alle anderen scheinen um ihn herum aufzublühen.

Gleichwohl ich den Preis der Screen Actor Gilde für das beste Schauspielensemble eher an A Star is Born gegeben hätte, so bin ich mit dem Sieg für Black Panther voll zufrieden und kann ihn unter den oben genannten Umständen verstehen: Die Schauspieler wollten hiermit ein Ausrufezeichen setzen und sagen, dass sie Superheldenfilme unterstützen – WENN man ihnen die Chance zur Entfaltung gewährt.

Das wiederum ist der Verdienst von Regisseur Ryan Coogler – und weshalb es mich rasend macht, dass er so gut wie nirgends für diese Leistung gewürdigt wird. Er hat nicht nur ein visuell atemberaubendes Wakanda geschaffen, das ein perfekter Hybrid aus afrikanischer Stammeskultur und hochmodernen Sci-Fi darstellt. Er hat mit seinem „Directing“ den Schauspielern genau den richtigen Weg gezeigt und geebnet.

Ebenfalls besonders hervorzuheben ist Lucas Göranssons meisterhafte Musik, der ich allen ernstes den Oscar gönne – selbst wenn der ursprüngliche Frontrunner der Kategorie namens First Man nominiert wäre. Sein Wakanda-Thema lebt von einer sagenhaften Mischung aus afrikanischer Musikkunst und bombastischem Hollywood-Gedöns. Selten vernehme ich solch epische Musik, die nach höher, schöner, weiter schreit und niemals über die Stränge schlägt.

Im gleichen Zuge hätte ich es dem Makeup-Team gegönnt, das leider nicht nominiert ist und weshalb ich umso mehr für die Kostümdesigner zittere. Wenn es ein Film schaffen könnte, gegen die prunkvollen Historienkleider eines The Favourite oder Mary Queen of Scots zu bestehen, dann diese kulturell hochwertig wirkenden Kleidungen.

Bleibt die Frage: Jetzt wo Black Panther die Nominierung eingeheimst hat, ist da vielleicht auch der Sieg für Best Picture greifbar? Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Leider fehlt dem Film jede weitere wichtige Nominierung, egal ob für Regie, Drehbuch, Kamera, Filmschnitt oder einen der Schauspieler. Allerdings ist das Rennen in diesem Jahr sehr eng und der Sieg bei der Screen Actor Gilde ein sehr dickes Ausrufezeichen.

Die Frage wäre nur, was danach mit dem Film geschieht. Schon jetzt sind die Neider unermüdlich, die ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Nominierungsehre schlecht zu reden. Sie vermuten ein Politikspiel dahinter, weil es sich um den ersten Superheldenfilm mit primär schwarzen Schauspielern handelt. Ja, klar… die Academy ist bekannt dafür, dass sie Werke mit afroamerikanischen Schwerpunkt reihenweise hervorhebt (/Ironieaus).

Nominiert für: Bester Film, Beste Musik, Bester Song, Bestes Produktionsdesign, Beste Kostüme, Bester Ton, Bester Tonschnitt.