Hersteller: Psygnosis
Director of Development: John White
Composer: Tim Wright
System: PlayStation
Jahr: 1995
Der letzte große Quantensprung in der Geschichte der Videospiele fand mit dem Einzug von 3DO, Sega Saturn und Sony PlayStation statt. Zuvor war man Bitmaps und Scrolling gewohnt, seither ist die Rede von Polygonen und Texture Mapping. Und auch wenn so mancher altgediente Zocker den Wechsel von 2D zu 3D bis heute verdammt, so kann er den Stauneffekt nicht leugnen, der damals durch die Branche ging.
Für mich persönlich brach das neue Zeitalter Ende 1995 an, als ich eine PlayStation mein eigen nennen durfte. Während die ganze Welt von Namcos Ridge Rader erschlagen war, da verliebte ich mich jedoch in Psygnosis wipEout – wohlgemerkt auf den ersten „Screenshot“. Allein der Anblick der damals unbeschreiblich bunten wie detaillierten Rennstrecke ließ mich von einem neuen Zeitalter träumen.
Dabei ist wipEout kein gewöhnliches Rennspiel, sondern ein futuristisches. Anstatt eines mit Reifen bestückten Autos steuert ihr einen pfeilschnellen Gleiter, der sanft über dem Erdboden schwebt. Der Unterschied macht sich bereits in der ersten Kurve bemerkbar, durch die ihr mangels Bodenreibung mehr gleitend sowie schwankend düst. So mancher Videospieljournalist kam damit nicht so ganz zurecht und gab Punktabzug für einen angeblich zu hohen Schwierigkeitsgrad. Dabei war/ist wipEout nicht wirklich schwer: Es stellte damals etwas völlig Neues dar, bei dem sowohl der Anfänger als auch der Profi von vorne anfangen musste.
Sechs Rennstrecken hören sich aus heutiger Zeit etwas mickrig an, allerdings gehörte wipEout damit im Vergleich zu anderen Racern der Marke Daytona USA, Sega Rally oder eben Ridge Racer zum umfangreichsten, was man für Saturn oder PlayStation kriegen konnte. Obendrauf ist jede Strecke hervorragend designt und macht deshalb selbst heute noch Laune.
Weil ihr in jedem Rennen von ganz hinten startet, müsst ihr sämtliche vom Computer gesteuerten Gegner überholen. Abseits eures Fahrgeschicks stehen euch eine Handvoll Waffen zur Verfügung, die ihr á la Super Mario Kart buchstäblich auf der Strecke einsammelt. So hetzt ihr euren Gegnern Lenkraketen auf den Hals, legt euren Verfolgern ein paar Minen vor die Füße oder schützt euch selbst per Schild.
Der Hauptgrund für den großen Erfolg von wipEout ist jedoch die Geschwindigkeit, die anno 1995 alles in den Schatten stellte und selbst aus heutiger Sicht für eine astreine Spielbarkeit sorgt. Bereits mit diesem einen Rennspiel machte Psygnosis klar, dass sie die PlayStation hardwaretechnisch wie kein Entwickler im Griff hatten. Spätere Technikhits wie Wipeout 2097 oder die Colony-Wars--Trilogie bestätigten den Anspruch.
Und selbst wenn dem nicht so wäre: Mit wipEout allein wurde der einstige Amiga-Guru über Nacht zu einem Big Player der Videospielszene.
