Game #134: Psychonauts

134-PsychonautsHersteller: Double Fine Productions
Creative Director: Tim Schafer
Composer: Peter McConnell
System: PC, Xbox
Jahr: 2005

Aber natürlich bin ich ein Fan von Tim Schafer. Seit knapp einem halben Jahr könnte man sogar sagen, ich sei ein Fanboy – schließlich empfand ich sogar das allerorts zunichte geschriebene Broken Age als grandios (das aufgrund des späten April-Releases den Einzug in diese Liste nur aus Timinggründen nicht geschafft hat).

Doch zum Glück muss ich mich heute nicht für meine Applaudierung einer der „größten Enttäuschungen aller Zeiten“ rechtfertigen, sondern kann ganz unbeschwert einen Hit feiern, den glaube ich wirklich jeder mag. Also jeder, der ihn gespielt hat.

Psychonauts sieht auf den ersten Blick wie pures Kassengift aus: Die matschgrüne Farbwahl, die kantigen Figuren und das bizarre Setting sind nicht gerade Mainstream tauglich. In der Tat räumte Psychnoauts vornehmlich solch traurige Awards wie „Bestes Spiel des Jahres, das keiner gespielt hat“ ein. Danke nochmal an den damaligen Publisher Majesco, der PR und Marketing vorbildlich versenkte.

Nun zum eigentlichen Spiel: Ihr übernehmt die Rolle von Raz, einem kleinen Jungen, der sich in Camp für hochbegabte Kinder schleicht. Dort lernen die Kleinen die Kunst übersinnlicher Fähigkeiten. Sie steigen in die Gedanken eines Menschen, um dort aktiv herum zu laufen, zu springen und im Idealfall ein paar Probleme zu lösen. Leider wird das Training zur Nebensache, als plötzlich zwei Kindern das Gehirn gestohlen wird und sie nur noch als leblose Hülle dahin vegetieren.

Keine Bange: Das Spiel ist nicht dramatisch oder gar eklig. In Psychonauts regiert der Humor, der sich am besten als eine Mischung aus einem typischen Film von Tim Burton und älteren Werken aus der Feder von Tim Schafer (z.B. Day of the Tentacle oder Grim Fandango) beschreiben lässt. Dazu gehört auch ein ungewöhnlicher Held wie Raz, der zwar das Herz am rechten Fleck hat, aber nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt.

Was anno 2005 im Vorfeld für viel Geschrei sorgte, war das Spielkonzept: Schafer verabschiedete sich von seinem gewohnten Umfeld der Point’n’Click-Adventures und konzipierte Psychonauts als Jump’n’Run. Doch natürlich steckt hier viel mehr als laufen, springen und Leitern klettern drin. So besitzt Raz acht PSI-Fähigkeiten, mit denen er beispielsweise Objekte anzündet, die Umgebung aus der Sicht einer anderen Figur sieht oder sich unsichtbar macht. Zudem sind Schafers Wurzeln des Adventuredesigns nicht vollends futsch, schließlich könnt ihr in eurem kleinen Inventar zahlreiche Gegenstände lagern. Diese müsst ihr an den richtigen Stellen korrekt anwenden, um in den Irrungen und Wirrungen des menschlichen Gedankenguts voranzukommen.

Psychnoauts ist im Grunde für das, was es sein möchte, sehr nahe an der Perfektion dran. Wer sich an die abstrakte Umgebung, Schafers wagemutigen Genrewechsel und die abschreckende Farbpalette gewöhnt, der wird mit einem der originellsten Jump’n’Runs der letzten zehn Jahre belohnt.

 

 

Psychonauts