Game #15: Tomb Raider

015-Tomb_RaiderHersteller: Core Design
Original Concept: Toby Gard
Composer: Nathan McCree
System: Sega Saturn, PlayStation, PC
Jahr: 1996

„Oh Mein Gott! Der Andy mag Tomb Raider! Argh!“

Ja, ich „mag“ Tomb Raider – also den ersten Teil. Der gehört für mich zusammen mit anderen 3D-Klassikern wie Ultima Underworld, Doom oder Ultima IX – Ascension zu den Totschlagargumenten, warum ich eben nicht blind sage: „Früher/In 2D war alles besser“.

Gleich vorneweg: Tomb Raider ist nicht besonders gut gealtert. Die Steuerung ist steif, die Umgebung hätte ein paar Texturen weniger anstatt mehr vertragen und die fehlende Speicheroption der Konsolenversionen schmerzt immens, wenn ihr kurz vor Ende eines Levels den Löffel abgebt. Aber diese Liste drückt schließlich meine Faszination zum jeweiligen Erscheinungsjahr des Spieles aus – und anno 1996 gab es wahrlich nichts Vergleichbares.

Die Levels sind riesig, verwinkelt und vor allem komplett dreidimensional. Damit beziehe ich mich jetzt nicht auf die Grafik, sondern auf die Architektur: Große Tempelanlagen, riesige Höhlen und eine Handvoll Unterwasserabschnitte sorgen dafür, das ich mich tatsächlich in einer fremden, verlassenen Umgebung befinde und geheimnisvollen Schätzen und Artefakten auf der Spur bin.

Die Kämpfe haben mich bereits damals genervt, weshalb ich mich nie so richtig mit den Nachfolgern und vor allem der actiongeladenen Ausrichtung des Reboots anfreunden konnte. Tomb Raider fasziniert mich mit der Abenteuerlust, die in dem Spiel steckt – dazu zählt primär das Erforschen und das Klettern zerklüfteter Steinwände. Einzig Tomb Raider Anniversary ist ähnlich brillant designt – und, wenn wundert’s, ein Remake des Erstlings, den ich bereits vor einigen Monaten würdigte.

Des Weiteren gebühren ein paar Worte der Musik, die leider Gottes viel zu kurz kommt. Sprich: Die meiste Zeit über hört ihr so gut wie nichts abseits von ein paar spärlichen Soundeffekten. Doch sobald Nathan McCree mit seiner aus Soulstar erprobten Synthesizertechnik loslegt, die für mich lange Zeit auf dem Thron des besten Orchesterimitats saß, ist er an Genialität nicht zu überbieten. Allein die legendäre Szene, in der ihr von einem riesigen T-Rex gejagt werdet, wird dank McCrees brillanter Mischung aus Streichern und Glockenschlägen doppelt und dreifach aufgewertet.

Als Letztes noch eine kleine Trivia: Obwohl Tomb Raider dank der PlayStation-Versionen zur Berühmtheit wurde, erschien der erste Teil ursprünglich gar nicht für Sonys Konsole. Das Spiel feierte vielmehr sein Debüt auf dem glücklosen Saturn – was den Kenner auch nicht verwundern sollte, weil Core Design lange Zeit ein treuer Freund von Sega war.

Ansonsten gibt es nichts weiter zu berichten. Denn wenn einer jetzt denkt, hier folgt noch ein Loblied auf Lara Croft, der ist schief gewickelt. Das ist nämlich der einzige Punkt, der mich an dem Spiel stört. Nicht, weil ich etwas gegen eine Frau als Videospielhelden habe – sondern weil die vermeintlich starke Protagonistin alles nur keine Identifikationsfigur darstellt. Sie dient vielmehr der männlichen Käuferschaft mit ihren dicken Polyogonbrüsten und viel zu kurzen Hosen als Alibi zum dauerhaften Anklotzen eines Frauenhintern. Unter meinen zahlreichen Freundinnen gibt es jedenfalls keine, die gerne Tomb Raider spielt…

 

 

Tomb_Raider