Game #27: Gone Home

027-Gone_HomeHersteller: Fullbright Company
By: Steve Gaynor, Karla Zimonja, Johnnemann Nordhagen & Kate Craig
Composer: Chris Remo
System: PC
Jahr: 2013

Stellt euch vor, ihr seid ein ganzes Jahr in fremden Ländern unterwegs gewesen, kehrt ein paar Tage früher als erwartet in eure Heimat zurück und steht vor einem dunklen, verlassenen Elternhaus. Von eurem Vater und eurer Mutter fehlt jedwede Spur. An der Tür hängt eine Nachricht eurer Schwester Sam, die sich bei euch für ihr Handeln entschuldigt. Irgendetwas Furchtbares muss passiert sein…

Gone Home ist zu gut für diese Welt. Je mehr ihr davon wisst, desto schädlicher ist eure Spielerfahrung. Wer sich also dieser nicht berauben möchte, der höre bitte sofort auf zu lesen. Das ist mein Ernst.

Eure Aufgabe könnte schlichter nicht sein: herausfinden, was passiert ist. Ihr durchstöbert Raum für Raum das gesamte Haus, lest Briefe, Nachrichten und dergleichen. Überall liegen und stehen Einrichtungsgegenstände herum, die ihr auf Wunsch näher betrachten könnt. Ein Teil davon gibt Aufschluss darüber, was mit eurer Familie passiert ist. Doch das meiste dient einzig der Atmosphäre, die euch ohne den kleinsten Stilbruch zurück ins Jahr 1995 versetzt.

Es gibt keine Rätsel, keine Kämpfe und keine Entscheidungen, die ihr treffen müsst. Das Konzept des „Walking Simulators“ ist die niederste Form, die es in der Branche gibt. Mancher weigert sich gar, sie als „Spiel“ zu bezeichnen – eben weil ihr nichts tut außer herumzulaufen und Dinge anzuklicken.

Trotzdem hat Gone Home sagenhaft hohe Wertungen kassiert und steht auch in meiner Gunst auf einem schwindelerregend hohen Platz. Warum? Weil es das Spiel mit der besten Immersion ist, das ich je gespielt habe. Nirgend sonst wirkt die Suggestion, das ich eins mit meinem Charakter bin, derart echt.

Fullbright Company schafft den Trick dank zweier herausragender Leistungen, von denen ich die eine beinahe als einmalig bezeichnen möchte. Die eine bezieht sich erneut auf das Ambiente und das bis ins letzte Detail perfekt ausgestattete Haus. Die andere hat etwas mit dem Verlauf der Geschichte zu tun, der euch auf eine völlig andere Weise hinters Licht führt, wie ihr euch das denkt. Sie resultiert in einer Auflösung, die ehrlicher und menschlicher nicht sein könnte. Was ihr nicht wissen dürft, wenn ihr das Spiel nicht nicht gespielt habt.

Denn nun kommen wir zur Krux von Gone Home: Nahezu jeder, der nicht wusste was ihn erwartet (sowohl vom Inhalt als auch von der Qualität), war restlos begeistert. Und all jene, die im Vorfeld von der Begeisterung dieser Glücklichen hörten (zu denen auch ich mich zählen darf), waren bitterböse enttäuscht. Der Backlash, den Gone Home erfahren hat, ist für Fans wie mich einfach nur niederschmetternd.

 

 

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