Composer: Laura Barrett
System: PC
Year: 1995

Egal ob General MIDI, AWE-32 oder Roland MT-32: Es hat ein Weilchen gebraucht, bis ich mich an den stets schwachbrüstigen Klang dieser MIDI-Technologien gewöhnte und ihn zu schätzen lernte. Klar: Es war in jedem Fall eine Verbesserung gegenüber dem dumpfen Adlib/Soundblaster-Standard. Aber gerade weil die Instrumente eben so nahe an ihre Originale heranreichten, wirkten sie stets dünn – gemeinerweise eben aufgrund der gegebenen Vergleichswerte.

Seltsamerweise blieb ausgerechnet der General-MIDI-Soundtrack, den ich mit deutlichem Abstand als den besten bezeichne, kaum jemanden in Erinnerung. Dabei ist Laura Barretts Wings of Glory genau das, wonach es sich anhört: glorreich!

Die Doppeldecker-Action-Simulation gehörte zu Origins spielerisch eher schwächeren Titeln, doch der Sound ist unbestreitbar genial. Allein die Idee, den Glockensoundeffekt, der in den Bibliotheken der MIDI-Datenbank schlummert, als Instrument zu missbrauchen, hilft der Atmosphäre enorm auf die Sprünge.

Der gesamte Soundtrack ähnelt orchestralen Filmscores anstatt klassischer Computerspielemusik. Euer Flug wird in jeder Szene perfekt begleitet – sei es in den ruhigen Momenten, in denen ihr von A nach B fliegt, oder während der dramatischen Kämpfe. Deren Hauptthema ist ein kleines Meisterwerk, was Aufbau und Instrumentation anbelangt. Besonders gut gefällt der Part in der Mitte, in der plötzlich aus einem virtuellen Streicher zwei werden und Klang wie Atmosphäre entsprechend nach oben gepusht wird.

Auch darüber hinaus ist Wings of Glory ein grandioses Stück an Musikgeschichte, das sowohl technisch als auch kompositorisch seinen Kollegen aus gleichem Hause wie Privateer oder Strike Commander deutlich überlegen ist.