OST #71: Final Fantasy V

071-Final_Fantasy_5Composer: Nobuo Uematsu
System: Super Nintendo
Year: 1992

In den 1990er Jahren hätten wir Kinder eigentlich sorglos glücklich sein müssen. Spiele funktionierten auf Anhieb, wenn man sie in die Konsole schob, im Kern drehte es sich um Herausforderung und Spaß anstatt Story und Pseudokunst und die technischen Quantensprünge, die mit jeder neuen Hardwaregeneration aufkamen, ließen uns mit offenen Mündern vor dem Bildschirm sitzen. Aber, nein: Wir waren nicht zufrieden. Jedenfalls nicht „wir“ Europäer und Amerikaner, die neidisch nach Japan schielten, wo doch so viele tolle Sachen herauskamen und es nicht über den großen Teich schafften. Warum? Weil man uns für zu dumm und ungeduldig für Rollenspiele hielt.

Auch ich bekam davon Wind und begann einfach die Perlen zu importieren – ist doch egal, ob man die Sprache kann oder nicht. Es waren bereits einige Jahre vergangen und dank Internet überwand man die wichtigsten Sprachhürden per von Fans verfassten Anleitungen. Zu den ersten Titeln, die ich mir besorgte, gehörte das (damals) legendäre Final Fantasy V. Hat es sich gelohnt? Ja, klar – es ist einer der besten Serientitel. Habe ich es weit gespielt? Geht so – ungefähr bis zur Hälfte. Ist es eines meiner persönlichen Lieblingsspiele? Ich sage es mal so: Es hat meine Top 365 verpasst, aber eher knapp als deutlich.

Japanische Importspiele ohne entsprechende Sprachkenntnisse zu zocken ist eben schwierig und mühselig – außer man gibt wie ein Bekannter von mir sämtliche Ambitionen auf Schulbildung auf und hockt den ganzen Tag mit ‘nem Wörterbuch vor dem Bildschirm. Aber in einer Hinsicht blieb die Faszination ohne Kompromisse kleben: bei der Musik.

Natürlich hatte ich bereits ein paar der später veröffentlichten Final Fantasys gespielt und so den grandiosen, legendären Nobuo Uematsu kennengelernt. Genau genommen hat der Mann vom ersten bis zum sechsten Teil eine vorbildliche Steigerung erzielt: Mit jeder Episode wurde sowohl der technische als auch der kompositorische Aspekt hörbar besser. Kurz vor seinem absoluten Höhepunkte hatte der Mann nur eines noch nicht perfekt im Griff: die Instrumentation. Final Fantasy V hört sich an manchen Stellen noch etwas piepsig anstatt episch an. Aber davon abgesehen ist der Score eine seiner allerbesten Arbeiten.

Vom launig-dramatischen „Cursed Earth“ über das fröhlich-verspielte „Ahead On Your Way“ bis zum packend-rockigen „Battle With Gilgamesh“ stimmen sowohl die Quantität als auch die Qualität. Uematsu komponierte knapp 60 Musikstücke, die voller Highlights gespickt euch in aller Regelmäßigkeit aufhorchen lassen. Bereits der Vorgänger schaffte mit dem gleichen Trick einen passenden Ausgleich zur eher zweckmäßigen Grafik.

Nur an wenigen Stellen klingt mir Final Fantasy V etwas zu schwermütig und im schlimmsten Falle dezent einschläfernd – aber nicht mit „My Home, Sweet Home“. Die Melodie, ein im weitesten Sinne zentrales Thema des Hauptcharakters Bartz Klauser, ist in ihrer Schlicht- und Reinheit kaum zu überbieten. Uematsu spielt sie mit einer bis dato im Videospielbusiness ungehörten Sensibilität und markiert die erste von vielen seiner Kompositionen, die ich als die beste ihres jeweiligen Jahrgangs bezeichne.

 

 

 

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