Game #72: Far Cry 3

072-Far_Cry_3Hersteller: Ubisoft
Creative Director: Patrick Plourde
Game Director: Patrik Méthé
Composer: Brian Tyler
System: Xbox 360, PlayStation 3, PC
Jahr: 2012

Es ist der Horror für jeden Karibikurlauber: Ihr werdet von Piraten gefangengenommen und gefoltert. Während eurer Flucht verliert ihr euren Bruder und müsst euch anschließend mit den Mitgliedern eines einheimischen Stammes anfreunden, um die Überlebenden eurer Clique zu befreien. Das geht allerdings nur, indem ihr den Piraten den Krieg erklärt und sie in einem blutrünstigen Rachefeldzug erledigt.

Far Cry 3 ist alles andere als eine gewöhnliche Fortsetzung. Es bedient sich an den Stärken der Vorgänger und merzt konsequent jede Schwachstelle aus. Anstatt einer Pseudo-Survival-Simulation, in der ihr mit Ladehemmungen rechnen und euch regelmäßig Medikamente reinpfeffern müsst, konzentriert sich der Titel auf die Umsetzung spielerisch sinnvoller Elemente. Sprich: Die Entwickler haben dazu gelernt – und das massivst!

Wieder steht euch eine große, offene Spielwelt zur Verfügung, die ihr dank diverser Aussichtsplattformen kartographiert. Ihr folgt Story relevanten Missionen und erobert massig Außenposten, die von den Piraten besetzt sind. Die Frage ist nur, wie ihr vorgeht: Meuchelt ihr sie heimlich Stück für Stück oder legt ihr eine offensiv-brachiale Rambo-Nummer hin, die jeden Sylvester Stallone vor Neid erblassen lässt?

Der Vorgänger hatte massive Schwierigkeiten, euch Freiheiten zu geben und Regeln aufzudrücken. Alles wirkte notdürftig zusammengestückelt – als ob die Designer einfach drauf los planten und jede Problemzone, die sie fanden, mit einem Gegengewicht auszugleichen versuchten anstatt sie vernünftig anzupassen. Far Cry 3 hinterlässt einen völlig anderen Gesamteindruck, weil diesmal sämtliche Elemente wie passgerecht aufeinander abgestimmt sind und hervorragend miteinander harmonieren. Da macht es dann auch wenig aus, wenn Ubisoft sichtlich bei der hausinternen Serie Assassin’s Creed abkupfert.

Ganz davon abgesehen fühlt sich Far Cry 3 wie ein toller, packender Ego-Shooter an, der einfach verdammt viel Laune macht. Die hochdramatischer Geschichte übertreibt es meines Erachtens an manchen Stellen mit ihrer Boshaftigkeit, was aber der genial in Szene gesetzte Antagonist Vaas locker ausgleicht. Des Weiteren wirkt die Story zu keinem Zeitpunkt wie unnützer Ballast, sondern eher wie eine willkommene Dreingabe. Der Fokus von Far Cry 3 liegt im Spiel selbst – was für eine Triple-A-Produktion heutzutage keine Selbstverständlichkeit ist.

Grafisch und technisch gehört der Titel ebenfalls zum besten, was in den letzten fünf Jahren auf den Markt gekommen ist. Es ist ein durch und durch ausgefeilter Ego-Shooter, mit einem ganzen Sack voller Adventure- und Rollenspielelemente, der einfach funktioniert. Far Cry 3 ist für mich bislang der letzte groß produzierte Titel, der sich ohne Kompromisse wie ein richtiges, vollwertiges Spiel anfühlt und nicht wie ein verkappter Geschichtenerzähler.

 

 

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