Game #84: Ghost Trick – Phantom Detective

084-Ghost_Trick_Phantom_DetectiveHersteller: Capcom
Direction: Shu Takumi
Composer: Masakazu Sugimori
System: Nintendo DS
Jahr: 2010

Wenn ihr auch nur einen Funken Interesse an Point’n’Click-Adventures habt, dann spielt Ghost Trick: Phantom Detective. Solltet ihr weder einen Nintendo DS noch ein iPod/iPhone/iPad besitzen, dann kauft euch eines der Geräte. Dieses Spiel ist derart brillant gemacht, originell, witzig, dramatisch, ausgefeilt, dass es mir jedes Mal das Herz blutet, wenn ich an den desaströsen kommerziellen Misserfolg denke.

Die schlechte Nachricht zuerst: Ihr seid tot – ermordet, um genau zu sein. Euer Körper liegt leblos am Boden, während eure Seele nicht daran denkt zu ruhen. Schnell lernt ihr mit eurem neuen Dasein umzugehen und dessen Vorteile zu nutzen. So könnt ihr jederzeit die Zeit einfrieren und gemütlich von einem Objekt zum nächsten schweben – sofern sie nicht allzu weit auseinander liegen. Des Weiteren könnt ihr sie eingeschränkt manipulieren, indem ihr beispielsweise einen Rollwegen ein Stückchen weit bewegt oder eine Tür öffnet. Die Frage ist nur: Warum solltet ihr das tun? Nochmal: Ihr seid tot! Was soll’s?

Nun, ihr besitzt eine weitere, besonders ungewöhnliche wie äußerst praktische Fähigkeit: Sobald ihr der Seele eines anderen Verstorbenen begegnet, könnt ihr die Zeit zurückdrehen – und zwar exakt vier Minuten vor dessen Tod! Ich brauche hoffentlich nicht weiter zu argumentieren, warum diese Idee ein Knaller für ein klassisches Rätsel-Adventure ist.

In der Tat erinnert auch die Darstellung an die gute, alte Zeit der Monkey Island und des Day of the Tentacle. Die Grafik setzt auf einen wunderschönen Comicstil, in dem sämtliche Charaktere herrlich animiert über den kleinen DS-Bildschirm huschen. Masakazus Sugimoris Musik habe ich bereits für ihre dramatische wie verspielte Weise gelobt. Und die Story entwickelt sich nach und nach zu einem grandiosen Mindfuck, auf deren Auflösung nur die grotesken Wirrungen der Japaner kommen können. Kurz: Ich liebe es.

Ghost Trick: Phantom Detective birgt eigentlich nur zwei Nachteile: So toll die Geschichte auch ist, so sehr arten manche Dialoe in Labereien aus – zudem die Figuren manchmal derbe infantil miteinander reden. Zum anderen ist es rein gar nichts für Leute, die eben nichts mit Adventures anfangen können. Das Ding hier ist Rätselspaß pur und aufgrund der cleveren wie komplexen Konzeptes eindeutig für die Fans des Genres gedacht.

Für die hingegen sollte eigentlich Ghost Trick: Phantom Detective als heiliger Gral gelten – und ich verfluche den gesamten Markt dafür, dass es wohl niemals auch nur ein ähnliches Spiel dieser Form mehr geben wird. Wohlgemerkt: Ich will keine Fortsetzung, um Gottes Willen! Aber die Idee und die Umsetzung sind gut genug für eine vergleichbare Geschichte mit neuen Charakteren und anderen Dramen.

Wer immer noch nicht überzeugt ist: Shu Takumi ist der Mastermind einer ganz anderen Serie, die bis heute ihre Fans hat und bedeutend bekannter ist. Die Rede ist von Phoenix Wright: Ace Attorney – das merkt man auch gewaltig an der Art der Charaktere sowie deren Mischung aus kindlicher Naivität und überspitzter Dramatik. Bitte: Kauft es, ihr werdet es nicht bereuen.

 

 

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