Composer: Michiko Naruke
System: PlayStation
Year: 1996

Es ist keine zwei Tage her, da bemängelte ich die vergleichsweise niedrige Anzahl an Western-Soundtracks in Videospielen, obwohl die Stilrichtung dank Morricone & Co. so ausgereift wie kaum eine andere scheint. Und was mache ich jetzt? Schiebe gleich den nächsten Kandidaten hinterher – das war ganz ehrlich nicht geplant.

Wobei Wild Arms eine Ausnahme unter den Ausnahmen ist, denn so wirklich nach klassischem Western hört sich der Titel nicht gerade an. Es ist mehr der Versuch einer typischen Anime/JRPG-Komponisten, sich dem Thema anzunehmen. Das Ergebnis klingt sinnigerweise wie eine Mischung aus Outlaws und Secret of Mana–

Ein paar Worte zur Qualität: Wild Arms ist einer dieser Soundtrack, der größtenteils gut und nett ist und mit wenigen, aber umso spektakuläreren Highlights gespickt ist. Interessanterweise sind es nicht die Kampf- oder Aufbruchsstimmungsthemen, die Naruke voll im Griff hat: Die gute Frau ist eine der besten Komponisten was Landschafts- und Städteszenarien anbelangt. Unter dem schlichten Titel „Town“ präsentiert sie eine Mitpfeifmelodie für die Geschichtsbücher: Sie klingt gleichzeitig abenteuerlustig und sesshaft, fröhlich und wehmütig, bekannt und experimentell.

Das es sich hierbei um keinen Einzelfall handelt, beweist das ruhigere wie besonnenere „Marsh Where the Migrand Birds Gather“. Allein die Flöte im Vordergrund möchte mir erzählen: An diesem Ort werde ich leben und hier werde ich sterben. Insofern ist die Musik fast schon kontraproduktiv bezüglich des Spielfortschrittes, weil man ungern den zugehörigen Ort verlassen möchte, an dem sie zu hören ist…