Game #100: Bayonetta

100-BayonettaHersteller: Platinum Games
Director: Hideki Kamiya
Lead Composer: Hiroshi Yamaguchi
Composer: Masami Ueda, Erina Niwa, Takayasu Sodeoka, Rei Kondoh, Norihiko Hibino, Takahrio Izutani, Yoshitaka Suzuki & Hiroshi Kawaguchi
Additional Music: Naoto Tanaka & Mitsuharu Fukuyama
System: Xbox 360
Jahr: 2009

Als Bayonetta in Japan das Licht der Welt erblickte, da staunten Europäer wie Amerikaner nicht schlecht: Die Famitsu, das bekannteste japanische Videospielmagazin, vergab dem Spiel eine ihrer seltenen Höchstwertungen. Sprich: Alle vier Kritiker zückten 10 von 10 möglichen Punkten. Zugegebenermaßen wurde solch eine Ehre seither recht regelmäßig vergeben, aber anno 2009 fühlte es sich noch nach etwas „Besonderem“ an.

Und in der Tat: Bayonetta schreit geradezu nach einer Wertung am Anschlag jedweder Punkteskala, denn der furios in Szene gesetzte Actiontitel gehört zu den best spielbarsten überhaupt. Er ist unglaublich schnell und trotzdem nie unübersichtlich. Stück für Stück lernt ihr all die Schlag- und Ballermanöver, gegen die ein durchschnittliches Devil May Cry wie ein Kindergeburtstag aussieht. Dabei hilft ein simpler Trick dramatisch für die stetig ansteigende Lernkurve: Ihr dürft zwischen jeden Ladepausen trainieren und Kombos lernen. Frei nach dem Motto: Leerlauf war gestern.

Die Story kennt nur zwei Extreme: eine übertriebene dramatische und eine überzogen komische. Die Gefechte finden größenteils vor einer atemberaubenden Kulisse statt, viele Gegner sind Meterhoch gebaut und im Kern klingt der Krieg Engel gegen Hexen durchaus ernst. Doch bereits Bayonettas Charakter macht allzu deutlich, dass die Entwickler von Platinum Games mordsmäßigen Spaß hatten. Ihre flapsigen Sprüche und ihr auf die Spitze getriebener Sexappeal sind einmalig in der Geschichte der Videospiele (die ähnlich brillante Fortsetzung ausgeklammert).

Überhaupt, Stichwort Sexismus: Normalerweise klappt mir bei dem Thema das Messer in Tasche auf, doch Bayonetta zieht all die Stereotypen derart perfekt durch den Kakao, dass ihr euch spätestens während der episch in Szene gesetzten sowie leuchtenden (!) Vagina vor Lachen in der Ecke krümmt.

Der Soundtrack birgt eine ähnlich bizarre Mischung aus orchestralem Gedöns und Japano-Pop, letzteres beispielsweise in Form einer gecoverten Version von Frank Sinatras „Fly me to the moon“, die bereits für sich betrachtet jeden Award rechtfertigen würde.

Zusammengefasst ist Bayonetta eine wilde Achterbahnfahrt, die euch in Punkto Präsentation sowie Speed kaum Luft zum Atmen gibt und in Sachen Spielbarkeit bis heute eine Referenz darstellt. Es gehört zu den immer selteneren Triple-A-Titeln, die sich sichtlich nicht an den Massenmarkt richten und genau deshalb fast perfekt funktionieren.

 

 

Bayonetta