Game #137: Last Ninja 2

137-Last-Ninja-2Hersteller: System 3
Concept and principle design: Mark Cale
Composer Matt Gray
System: C64
Jahr: 1988

Bereits als Kind lernte ich eine wichtige Lektion, die mir für die seriöse Ausübung meines Berufes sehr wichtig ist: Grafik ist nicht alles. Was nützen die schönsten Bilder und die tollsten Animationen, wenn das Spiel selbst Grütze ist? Die legendäre Crew der Happy-Computer (vornehmlich bestehend aus Heinrlich Lenhardt, Boris Schneider, Anatol Locker und Martin Gaksch) trieb diesen Gedanken auf die Spitze. Dort wurde ein Defender of the Crown brutal mit 43 Punkten abgestraft, mit dem Augenmerk auf die im Gegensatz dazu astronomisch hohe Grafikwertung von 95.

Ein ähnliches Schicksal widerfuhr The Last Ninja, das mit seinen 61 Punkten im Vergleich zu anderen Magazinen oder dem Konsens der Spieler ebenfalls bedeutend schlechter bewertet wurde. In der Tat habe auch ich so meine Problem mit dem ersten (!) letzten Ninja: Die Steuerung ist hakelig, die Kämpfe im Grunde langweilig und die Sprungpassagen ausgerechnet in den ersten beiden Levels unangenehm biestig.

System 3 bewies ein Jahr darauf, dass es in der Tat besser geht. Last Ninja 2 hält unverändert am Konzept des Action-Adventure-Light fest und schickt den letzten Ninja dank eines Zeitreisekniffs in unsere Gegenwart. Dort muss er sich durch Büroräume, über Straßen und in Kanalisationen gegen Punks, Polizisten sowie ausgewachsenen Krokodilen (!) zur Wehr setzen. Erst gegen Ende begegnet ihr den Schergen des bösen Shogun Kunitoki, gleichwohl der ebenso in einer neumodischen Villa residiert.

Die wichtigste Verbesserung betrifft das Spieldesign: Für Last Ninja 2 hat sich System 3 solch weniger spaßige Teile wie den Fluss oder den Sumpf aus dem ersten Teil verkniffen. Des Weiteren fühlen sich die wenigen vorhandenen Rätsel nachvollziehbarer und abwechslungsreicher an. Nur die Steuerung ist weiterhin aufgrund der diagonalen Laufrichtungen gewöhnungsbedürftig und die Kämpfe reduzieren sich nach wie vor auf einen stumpfen Schlagabtausch.

Das moderne Setting gefällt mir im Gegensatz zu vielen anderen Spielern besser als das „alte Japan“ des Vorgängers. Grafisch holt Last Ninja 2 rekordverdächtig viele Details aus dem C64, die aufgrund der isometrischen Perspektive perfekt zur Geltung kommen. Die Animationen sind genauso brillant und von Matt Grays fulminanten Soundtrack will ich gar nicht erst reden. Das ist mein Ernst: Über die Musik werde ich hier und heute nichts schreiben.

Die Mannen von der Happy-Computer bewerteten Last Ninja 2 mit 77 Punkten, was damals noch eine respektable Wertung war. Nichts desto trotz sollte sie mir eine weitere, nicht minder wichtige Lektion erteilen: Grafik ist vielleicht nicht alles, aber sie kann verdammt viel ausmachen sofern der „Rest“ nicht stört. Last Ninja 2 mag spielerisch keine Bäume ausreißen, aber die gestiegene Fairness gibt der Präsentation die Chance sich sorgenfrei zu entfalten.

 

 

Last_Ninja_2