Hersteller: Gearbox
Production/Direction: Randall S. Pitchford II
Original Music: Chris Jensen
System: PC
Jahr: 1999

Mein Wunsch nach Innovationen und neuen Spielerlebnissen zieht eine natürliche Skepsis gegenüber DLCs mit sich. Das war auch bereits in jener Zeit der Fall, in der solche Zusatzinhalte noch Addons oder gar Data-Disks genannt wurden.

Opposing Force ist in mehrerlei Hinsicht eine löbliche Ausnahme. Zuerst einmal reden wir hier von einem Addon zu einem der besten Spiele aller Zeiten. Einerseits hilft das grundlegend simple Konzept von Half-Life, sich komplett auf die Ego-Perspektive zu konzentrieren. Andererseits verbietet die komplexe Erzähl- und ausgefeilte Leveldesignstruktur jeglichen Nachschub von der Stange.

Ergo konnte Entwickler Gearbox gar nicht anders und musste bei „Null“ anfangen. Nur wie soll sich das bei einem Addon rechnen, dass vielleicht halb so viel kostet wie das Hauptspiel? Hier kommt ein Kniff zum Tragen, der sich rein von der Idee her richtig faul anhört: Man erzählt einfach die gleiche Geschichte nur aus einer anderen Perspektive.

Wir erinnern uns: In Half-Life übernehmt ihr die Rolle von Gordon Freeman, einem Wissenschaftsassistenten, der nach einem fehlgeschlagenen Experiment eine noch größere Katastrophe verhindern muss. Beginnend im Zentrum von Black Mesa, müsst ihr euch nach und nach aus der Anlage befreien und am Ende eine mysteriöse Alienwelt besuchen. Zwischendurch stürmen U.S. Marines und später die Black Ops den Komplex, mit dem Auftrag die Überlebenden in Schach zu halten und letztlich zu eliminieren.

In Opposing Force seid ihr einer der Marines, der nichtsahnend mit anderen Soldaten zur Black-Mesa-Station fliegt. Bereits das „Intro“ ist für sein Alter spektakulär: Zunächst müsst ihr mit Ansehen, wie einer der anderen Transporter abgeschossen wird. Kurz darauf trifft es euch und ihr erlebt einen ruppigen Absturz aus der Ego-Perspektive.

Auch danach ist Opposing Force mehr als ein schnöder Ego-Shooter, in dem ihr einen Abschnitt nach dem anderen abgrast und wild irgendwelche Gegner umnietet. Mein Video schließt beispielsweise mit einer Szene ab, in der um euch herum der gesamte Raum kollabiert und ihr im letzten Moment über wackelige Trümmerteile in Sicherheit fliehen müsst. Grafisch ist das Gezeigte zwar stolze 16 Jahre alt, doch die Dramatik dahinter ist selbst 2015 noch spürbar.

Danach durchstreift ihr im Prinzip das gleiche Setting wie in Half-Life, jedoch begebt ihr euch diesmal immer tiefer ins Zentrum der Station und begegnet zwischendurch sogar Gordon Freeman. Dank des sehr guten Leveldesigns hält sich das Recycling in Grenzen und stellt somit die Anforderungen eines Addons zufrieden, die da lauten: Gib dem Spieler etwas Neues im alten Gewand.