Game #190: Galaga ’88

190-Galaga-88Hersteller: Namco
Programmed by: Katsuo Nakamura (PC-Engine)
Composer: Hiroyuki Kawada (Arcade)
System: Arcade, PC-Engine
Jahr: 1987, 1988

Eine PC-Engine kam mir erst spät ins Haus – genau genommen Ende der 1990er Jahre und damit gut eine Dekade nach Japan-Release. Bombardiert durch unzählige Berichte aus Power Play, Video Games und Man!ac, wusste ich gleichwohl Bescheid über die perfekte R-Type-Version, die knuddelige Bonk-Trilogie oder das epische Dracula X – Rondo of Blood. Und eine der Hauptgründe, warum ich mich in die kleine, weiße Konsole verliebte, heißt Galaga ’88.

Namco gelang eine grandiose Neuauflage eines der besten Arcade-Automaten aller Zeiten, die eigentlich alles richtig macht. Sie ist bunter, verspielter und schlichtweg moderner als das Original von 1980. Die Musik erfreut mit lustigen Jingles, während die völlig abgefahrenen Soundeffekte bis zum heutigen Tage in die ewige Top Ten gehören.

Am meisten fasziniert mich die Gratwanderung zwischen simplem Charme und einer zaghaften, wie überaus intelligenten Weiterentwicklung des Ballerkonzeptes. Noch immer geht es primär darum, eine Armada von feindlichen Aliens abzuschießen, die sich in der oberen Bildschirmhälfte aufreihen und nacheinander einen Kamikazeausfall nach dem anderen wagen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Dimensionen, die von unterschiedlichen Alienarten bevölkert werden. Der erste Clou: Das müsst ihr erst einmal herausfinden (!). Der zweite Clou: Beim eigentlichen Spielablauf ändert sich so gut wie nichts, jedoch kommen mit jedem Dimensionssprung andere und gemeinere Gegner auf euch zu. Die Unterschiede sind jedenfalls groß genug, weshalb ihr all die vorhandenen Dimensionen mindestens einmal bereisen wollt.

Und dann ist natürlich noch die berühmte Challenging Stage, in der die Aliens ohne Gegenwehr regelrecht im Takt zur verspielten Musik tanzen. Ihr bekommt die volle Punktzahl, wenn ihr jedes einzelne abballert – oder ganz der Pazifist seid und euch das Schauspiel einfach nur anschaut, ohne einen einzigen Schuss abzugeben.

Die Grafik ist gut gealtert, der Sound wie angedeutet zeitlos und das Spieldesign eine Lehrstunde für alle Entwickler klassischer Shoot’em Ups. Es ist mehr als schade, dass Galaga ’88 abseits der PC-Engine-Version nur für Außenseitersysteme wie Sharp X68000, Game Gear oder Virtual Console auf der Wii erschienen ist und speziell in Europa niemals eine ernsthafte Chance erhielt. Selbst Namco schien ihr eigenes Kleinod lange Zeit vergessen zu haben und räumte ihm nicht mal eine Veröffentlichung im Rahmen der sechs Namco-Museum-Spiele für die alte PlayStation ein. Erst mit der Namco Museum 50th Anniversary-Collection kamen PC, PlayStation 2, Xbox und GameCube-User in den Genuss von Galaga ’88 – gleichwohl nur in Form eines frei zu spielenden Bonus,

Letzte Trivia-Anmerkung: Wer im Internet recherchiert, der stoßt schnell auf einen vermeintlichen Nachfolger namens Galaga ’90. Dabei handelt es sich jedoch einfach um die amerikanische Version von Galaga ’88, die dem Namen nach zwei Jahre später veröffentlicht wurde. Um den Wirrwarr komplett zu machen heißt die Game Gear-Konvertierung in Fernost Galaga ’91 und in Europa schlicht Galaga 2. Auf so einen Namenswirrwarr kommen nur die Japaner…

 

 

Galaga_88