Composer: Leon Willett
Additional Music: Simon Poole, Slipperhero, Octavcat & Morten Sørlie
System: PC
Year: 2006

Chiptune-Fans mögen kein Orchester-Gedöns. Es herrscht das unverrückbare Vorurteil, das sich ein solch aufwändig produzierter Soundtrack mit filmähnlicher Produktionsarbeit sowie dem Zusammenspiel von Dutzenden von Instrumenten zufrieden gebe und eingängige Melodien vernachlässige.

Dreamfallkämpft ebenfalls mit diesem Vorurteil und ist doch anders – nämlich in den entscheidenden Momenten. Mein Credo bei orchestralen Meisterwerken ist folgender: Er muss zum Spiel passen und mindestens ein klar erkennbares Thema besitzen. Zunächst scheint das Hauptthema in Kombination mit dem darauffolgenden „Tibet Monestary“ dieses Kriterium erfolgreich erfüllen. Die Musik beginnt mit einem zarten Bambusflöttenspiel und endet pompös in einem sehr kurzen, aber umso dramatischer klingenden Abschluss.

Danach verwöhnt uns Leon Willet mit beschaulichen Tönen. Kein Wunder: Dreamfall ist vordergründig ein Adventure, wofür es eine ruhige Hand braucht. Zudem wird im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen fast die ganze Zeit über Musik gespielt, was bei einem grübellastigen Titel eine potenzielle Nervgefahr nach sich zieht. Dieses Problem umschifft Willet gekonnt, indem er sich eben bei der Lautstärke zurückhält.

Aber der eigentliche Star wird ganz zum Ende in einer entscheidenden Schlüsselszene gespielt und stammt von Morten Sørlie: Der verzaubert uns mit dem schlichten „Faith“ und seinem magischen Klaviersolo. Es ist eines dieser Stücke, die euch vom ersten Tastenschlag gefangen nehmen. Dank eines dezenten Halleffekts und kurzen Pausen, die in den ersten Sekunden auffallen, macht es neugierig und traurig zugleich. Es ist ähnlich wie Willets orchestraler Score sehr ruhig, weshalb es für den einen oder anderen Klavierschüler als gutes Übungsstück dienen könnte – vor allem wenn es darum geht, mit wenig besonders viel auszudrücken.

Soundtrack-Veröffentlichungen [Original]

Dreamfall: The Longest Journey Original Soundtrack