Game #204: Nebulus

204-NebulusHersteller: Hewson
Written by: John M. Phillips
Composer: John M. Phillips
System: C64
Erscheinungsjahr: 1987

In den 80er Jahren galt die dritte Dimension als ein uneingeschränkt erstrebenswertes Ziel, während das Thema heutzutage eher ambivalente Gefühle erzeugt. Das Problem: Die Technik lies nicht gerade viel Spielraum zu. Der Commodore 64 vermochte zwar bunte Sprites und flüssiges Hardware-Scrolling zu handeln, nicht jedoch ein gescheites 3D-Bild. Egal ob Ego- oder isometrische Perspektive: Die meisten Titel waren entweder zu langsam, zu schlicht oder beides.

Was hat das jetzt mit Nebulus (in Amerika unter dem Titel Tower Toppler bekannt) zu tun? Programmierer John M. Phillips kam anno 1987 auf eine brillante Idee, mit der er einen völlig neuen und bis heute sogar einmaligen räumlichen Effekt erzielte. Er designte zunächst ein paar kreisrunde Türme und stattete diese mit konventionellen Treppen, Plattformen, Gegnern sowie Fallen aus. Dann bastelte er eine clevere Grafik-Engine, in der ihr euch mit einem kleinen, knubbeligen Männchen um diese Türme bewegen könnt.

Das Spielgeschehen wird konstant von der Seite gezeigt, weshalb ein kurzer Blick auf einen Screenshot ein stinknormales 2D-Jump’n’Run vermuten lässt. Doch sobald ihr euch bewegt, dreht sich der Turm völlig akkurat sowie absolut flüssig um seine eigene Achse. Der Effekt war damals eine kleine Sensation und ist selbst heute aufgrund seiner interessanten Darstellung beeindruckend, was beispielsweise das iPad-Only Jump’n’Run Mr. Crab mit einer vergleichbaren Technologie zeigt.

Zurück zu Nebulus: Ihr müsst jeden der acht Türme von unten nach oben besteigen, wobei bereits der erste richtig fies designt ist. Berührt ihr eine Falle oder einen Gegner, dann fallt ihr ein paar Stockwerke zurück nach unten. Landet ihr dabei im Wasser, dann ist ein Leben futsch. Ansonsten kämpft ihr eigentlich nur gegen die Zeit, jedoch sind die Fallen und die unvorhergesehenen Ereignisse derart zahlreich, dass ihr schnell unter Druck geratet und es ein entsprechend gutes Nervenkostüm bedarf.

Nebulus erschien zu einer Zeit, in der die 8-Bit-Computer so langsam ihre Vormachtstellung an die 16-Bit-Geräte verloren. Es war recht selten, dass Spiele auf allen Systemen ausgereift und mordern wirkten. Nebulus schaffte dieses Kunststück, eben weil es dank des Dreheffekts überall funktionierte und begeisterte. Nur die NES-Version, die unter dem Namen Castelian veröffentlicht wurde, gilt als schwarzes Schaf und eine der faulsten Konvertierungen aller Zeiten.

Bestes Beispiel ist die Steuerung: Im Original müsst ihr zwangsläufig mit einem Knopf auskommen, eben weil Joysticks der alten Computergeneration nur einen besaßen. Deshalb macht es einen Unterschied, ob ihr bei Knopfdruck am laufen seid oder still steht. In ersterem Fall springt die Figur, in letzterem schießt sie. Auf dem NES bräuchte es solche Kompromisse eigentlich nicht, denn das konsoleneigene Pad besitzt von Haus aus zwei verschiedene Knöpfe. Trotzdem haben die Konvertierer es bei der alten Steuerungsmechanik belassen…

 

 

Nebulus_[BQ]