Game #229: Superbrothers – Sword & Sworcery EP

229-Sword_&_SworceryHersteller: Superbrothers
Creative Directors: Craig D. Adams & Kris Piotrowski
Project Leadership: Kris Piotrowski
Composer: Jim Guthrie
System: iOS
Jahr: 2011

Jüngst höre ich immer mehr besorgte Zocker schreien: „Hört auf, Spielen mit Pixel-Grafik Geld hinterher zu werfen! Wir wollen neue Games in moderner Grafik! Kehrt dem Retro-Scheiß den Rücken und unterstützt ihn nicht mit eurer Aufmerksamkeit!“ Was diese Meckermäuler nie kapieren werden: Pixel-Grafik ist kein Kompromiss für minderbemittelte Programmierer, die sich keine Unity-Engine leisten können. Es ist ein eigenständiges Stilmittel, das richtig angewandt verboten schön aussehen kann.

Ich bin mir nicht wirklich sicher, worum es in Superbrothers: Sword & Sworcery EP geht. Sowohl auf dem iPad als auch dem PC dirigiere ich meine Heldin, eine skythische Kriegerin, durch eine verträumte Gegend mit vielen Bäumen, schummrigen Höhlen und vereinzelten Hütten. Ich rede mit freundlichen Bauern, interagiere mit fremdartigen Waldgeistern und kämpfe gegen große, schwarze Kreaturen. Die Geschichte wird nur in Form weniger Textzeilen erzählt, die zudem immer etwas kryptisch und auf poetisch getrimmt geheimnisvoll sein möchten.

Während für mein Videomaterial die PC-Version herhalten musste, ist die iPad-Version der wahre Star: Zum einen kommt dort die Grafik am besten zur Geltung, bei der ihr bewusst sämtliche Pixel einzeln vom Bildschirm sehen sollt. Und, bei allem Verständnis für unterschiedliche Geschmäcker: Wer hinter dieser Farbenpracht und Detailtreue keine Schönheit entdeckt, der kann nur ein verbohrter 3D- & Polygon-Fanatiker sein. Sword & Sworcery ist der ultimative Beweis dafür, dass mit Retro Kunst möglich ist.

Zum anderen profitiert die iPad-Version von einer eingängigeren und zum Spielgeschehen passendere Benutzerführung. Nicht nur, dass die Interaktion mit euren Fingern und dem Touchscreen besser funktioniert als eine schnöde Point’n’Click-Steuerung via Maus: Wenn ihr vom Erkundungs- in den Kampfmodus wechseln möchtet, dann müsst ihr einfach euer iPad um 90 Grad drehen. Die Idee ist nicht nur cool, sondern sorgt dank des gekippten Seitenverhältnisses auch für eine völlig andere Perspektive, die ein ganz eigenes Flair vermittelt.

Der Soundtrack von Indie-Pop-Künstler Jim Guthrie ist nicht nur eine Klasse für sich, sondern steht in enger Verbindung mit dem EP-Charakter des Spiels. Zu Beginn eures Abenteuers seht ihr nämlich eine Schallplatte, die zu rotieren beginnt. Später könnt ihr in einer Hütte Platz nehmen und euch ausruhen, woraufhin ihr in eine Traumwelt gelangt. Das wiederum wird durch das Herumdrehen der Platte dargestellt. Ergo wechselt ihr in Sword & Sworcery ständig zwischen zwei Welten – genau wie man in den 1970er Jahren regelmäßig die Seiten seiner Lieblingsschallplatte umgedreht hat.

Abschließend sei gesagt: Ich verstehe beileibe nicht alles, was in Sword & Sworcery passiert – und manchmal ist mir das Spiel auch zu kryptisch. Aber die wundervolle Grafik und die neckischen Stilelemente sind unwiderstehlich faszinierend.