Game #249: Bayonetta 2

249-Bayonetta_2Hersteller: Platinum Games
Directed by: Yusuke Hashimoto
Original Score: Masami Ueda
Additional Composition: Hiroshi Yamaguchi, Noafumi Harada, Satoshi Igarashi, Hitomi Kurokawa, Takayasu Sodeoka & Naoto Tanaka
System: Wii U
Jahr: 2014

Einfach mal keine Experimente wagen und auf Bewährtes setzen: Wie oft haben wir das schon von etablierten Triple-A-Herstellern á la Electronic Arts, Activision oder Ubisoft gehört? Während dort die Verödung der immer wiederkehrenden Fortsetzungen grassiert, da sind solch Titel wie Bayonetta dazu verdammt, auf immer und ewig einmalig zu bleiben – außer es geschehen Wunder wie dieses hier.

Der Reihe nach: Vor sechs Jahren entwickelte Platinum Games ein heißes Actionspiel, bei dem ihr ein anspruchsvolles Kampfsystem beherrschen und eine bizarr-japanophile Story überstehen müsst. Bayonetta spaltete wie so viele andere Hits die Gemüter, jedoch auf eine ungewöhnliche Weise: Die einen fanden es ganz nett, die anderen erkoren es zum neuen Messias aus. So oder so schien allein der irrwitzige Plot rund um lesbische Hexen, schwule Engel und leuchtende Vaginas kaum wiederholbar zu sein. Denn trotz enger Fangemeinde und hoher Wertungen war der kommerzielle Erfolg eher bescheiden.

Nun sollte dann doch eine Fortsetzung entstehen – und das ausgerechnet auf der „Kinder-Konsole“ Wii U, die technisch doch nie und nimmer einen ähnlichen Klotz stemmen könnte. Bevor hier Missverständnisse aufkommen: Natürlich ist Nintendos Tabletkonsole gut genug für Bayonetta, was auch die im gleichen Zuge veröffentlichte Umsetzung beweist. Doch eine halbe Dekade später erwartet man schließlich den passenden optischen Quantensprung…

Es gelten keine Ausreden und sämtliche Vorurteile müssen über Bord gespült werden: Bayonetta 2 ist eine Bilderbuchfortsetzung, die von Fans für Fans ist. Platinum Games ging nicht einen Millimeter Kompromiss ein und bietet stattdessen praktisch genau das gleiche aberwitzige, kompetente sowie herausfordernde Actionspektakel. Da ist nichts vercausalisiert oder irgendein Gedöns an bestimmte Märkte angepasst. Die Japaner haben einfach das Spiel gemacht, was sie selbst spielen wollten.

Der Traum hat nur zwei Haken: Zum einen ist die Geschichte nicht ganz so cool wie jene aus dem Vorgänger. Sie ist gut und sie ist passend, aber hier blättert der Lack nach sechs Jahren dann doch etwas ab. Zum anderen ist es eben wirklich der gleiche Spaß, weshalb ich eigentlich böse über die Innovationslosigkeit schimpfen möchte. Aber Bayonetta 2 ist eben eine Ausnahme, weil sie genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen ist. 2014 war schließlich ein schreckliches Jahr (da lasse ich nicht mit mir reden), wo ich alle naselang mit Kompromissen und Eingeständnissen konfrontiert wurde – nur hier nicht.

Das Kampfsystem, bei dem ihr gleichzeitig ballert sowie schnetzelt, und grafisch grandiose Special-Moves auspackt, lebt nach wie vor von einer pixelperkten Steuerung. Die Kulisse wirkt immer noch ungeheuer kreativ, verspielt, brutal, farbenfroh und episch zugleich, genau wie die riesigen Endbosse – weshalb es den angedeuteten technischen Quantensprung gar nicht braucht. Denn das ist auch so ein Punkt, bei dem Bayonetta 2 die Probleme der heutigen Industrie entlarvt: Wir benötigen keine Hardware mit einer besseren Technik. Wir brauchen mehr Talente und Künstler wie Platinum Games, um zu begeistern. Dann ist dieser so genannte „Stillstand“ alles andere als problematisch.

 

 

Bayonetta_2