Game #253: Stunt Island

253-Stunt_IslandHersteller: The Assembly Line
Developer: Adrian Stephens
Composer: Doug Brandon
System: PC
Jahr: 1992

Ist es in Ordnung, ein Spiel in eine persönliche Top-365-Liste zu wählen, das man so gut wie gar nicht gespielt hat? Um ehrlich zu sein beschränken sich meine Erfahrungen mit Stunt Island auf eine überschaubar einstellige Stundenanzahl, in der ich auch nicht besonders erfolgreich war. Doch die Idee und die Ausführung des Spieles waren für ihre Zeit derart cool, dass ich den Titel einfach nicht totschweigen kann.

Ihr seid ein… Stuntman! Vergleichbar mit Flugsimulationen werden euch diverse Aufträge angeboten, die euch allesamt zu einem Drehort schicken. Dort müsst ihr einen spezifischen und meist waghalsigen Stunt ausführen, wobei allein die Vielfalt bemerkenswert gewesen ist: Wie wäre es mit dem Klassiker, per Doppeldecker durch eine offene Scheune zu fliegen? Alternativ versucht ihr einen Häftling von der Gefängnisinsel Alcatraz zu befreien – wohlgemerkt mit einem fliegenden Flugzeug plus Haken. Und richtig behämmert wird es, wenn ihr einen steuerbaren Meteoriten (!) auf ein Hotel stürzen lassen odet per Ente (!!) ein Polizeiauto mit Eiern bewerfen sollt.

Stunt Island bietet demnach die gesamte Bandbreite von durchaus realen Szenarien bis hin zu latentem Schwachsinn. Dabei hängt euer Erfolg viel von Präzision und Try & Error ab, was aber aufgrund der größtenteils sehr kurzen Aufgaben kein Problem darstellt und bewusst zum einmaligen Konzept gehört.

Erfolgreiche Stunts könnt ihr anschließend als Regisseur und Cutter verarbeiten, in dem ihr euren Versuch aus verschiedenen Blickwinkeln einfangt und auf künstlerisch wertvolle Weise zusammenschneidet. Denn auch hier hebt sich Stunt Island von anderen Simulationen ab: Das Drumherum ist erstaunlich aufwändig gestaltet und bietet einige Optionen, die über dem eigentlichen Spielgeschehen für Spaß sorgen. Völlig Wahnsinnige können gar ihre eigenen Stunts kreieren und sich unabhängig von allen Anweisungen kleine Filmchen drehen. Das ist jedoch recht kompliziert und verlangt das Beherrschen einer kleinen, internen Programmiersprache.

Es erstaunt mich jedenfalls immer wieder, dass es bis heute keinen richtigen Nachahmer gibt. Denn die Idee schreit geradezu nach moderner Grafik und noch waghalsigeren Manövern, die euch mitten in einen Michael-Bay-Film verfrachten. Vermutlich traut sich keiner ran, weil die Analysten keinen Markt für solch eine Art von Spiel sehen. Dabei bin ich mir sicher, dass ein neues Stunt Island allein aufgrund seiner Prämisse für Aufmerksamkeit und eine eingeschworene Fangemeinde sorgen könnte. Kickstarter, bitter übernehmen Sie…

 

 

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