Composer: Angelo Badalamenti
Additional Music: Normand Corbeil
System: PC, PlayStation 2, Xbox
Year: 2005
Angelo Badalamenti wäre völlig unbekannt – wenn er nicht vor 25 Jahren die ikonische TV-Musik zur Kultserie Twin Peaks geschrieben hätte. Auch ansonsten blieb der gebürtige Amerikaner (!) David Lynch treu und fand trotzdem irgendwann die Zeit, sich mit der Vertonung eines Videospiels auseinander zu setzen.
Fahrenheit beziehungsweise Indigo Prophecy (wie das Adventure in den USA vermarktet wurde) ist der geistige Vorläufer von David Cages Interactive Movie-Hit Heavy Rain. Entsprechend cineastisch sind Storysequenzen und Schnitt inszeniert, inklusive schnieker Bild-in-Bild Einblendungen. Die Geschichte steckt euch in die Rolle eines unfreiwilligen Mörders, der ohne Kontrolle über seinen Körper einen wildfremden Mann tötet. Allein diese Mischung aus Krimi, Drama und übernatürlichen Elementen schreit geradezu nach Lynch – auch wenn die Plotentwicklung bedeutend weniger surreal ist.
Angelo Badalamentis Handschrift erkennt ihr bereits im Hauptthema: Düster, schwerfällig und regelrecht deprimierend ziehen die Streicher mit ihrem Bogen über ihr Instrument. Die Einstiegsatmosphäre ist klar definiert: Das hier wird weder ein Kindergeburtstag noch ein Heldenepos. Ihr sollt vielmehr den Druck spüren, der aufgrund „eurer“ Tat an euch lastet. Auch darüber hinaus müsst ihr stets auf eure Psyche acht geben und aufpassen, nicht aufgrund einer hineingesteigerten Depression zu scheitern.
Die Musik bleibt nicht die ganze Zeit derart schwerfällig, sondern dreht ganz im Gegenteil zwischendurch gehörig auf. Gefühlt alle halbe Stunde müsst ihr in einer packenden QTE-Szene den Angriffen übernatürlicher Wesen standhalten. Folgerichtig hektisch dröhnt nun das Synthi-Orchester zum bedrohlichen, immer lauter werdenden Chor und den chaotischen Trommelschlägen im Hintergrund. Das klingt alles andere als nach Badalamenti, weshalb ich mutmaße, dass hier Ersatzkomponisten Normand Corbeil seine Finger im Spiel hatte.
Alles in allem lebt Fahrenheits Score sehr von seiner Atmosphäre und ist mangels Abwechslung nur bedingt zum Nebenbei hören geeignet.
Soundtrack-Veröffentlichungen [Original]
