OST #282: Halo 4

282-Halo_4Composer: Neil Davidge & Kazuma Jinnouchi
System: Xbox 360
Year: 2012

Eigentlich dienen meine beiden Listen der Zelebrierung und der Ehrung großartiger Spiele sowie grandioser Soundtracks. Aber der heutige Fall bringt mein Herz immer wieder zum Bluten, wenn ich nur daran denke. Wer mich und meine Meinung kennt, der weiß, was nun kommt: ein umjubelndes Lob für Neil Davidge und Kazuma Jinnouchi und eine Hasstirade gegen 343 Industries.

Die Halo-Serie war von Anfang ein Aushängeschild für ihre Spielemusik – und in der Tat werdet ihr im Laufe der Liste fast jede Episode zu Gesicht bekommen. Doch mit Halo 4 begann das große Bangen, denn erstmals wurde der Shooter weder von Martin O’Donnell noch von Michael Salvatori vertont, sondern von Neil Davidge, einem ehemaligen Mitglied der britischen Band Massive Attack.

Und was passierte? Entgegen allen Befürchtungen schuf Davidge einen orchestralen Score, der in Punkto majestätischer Epik in die Geschichtsbücher gehört. Er komponierte wundervoll eingängige Suites, die mit viel Power und großem Bombast die perfekte Unterschrift zur dramatischen Geschichte markieren. Allein das herzzerreißende „Green and Blue“ ist die ultimative Kombination aus Ohrwurmmelodie und Orchestergrößenwahn. Dazu kommen einige herrlich melancholische Themen des Japaners Kazuma Jinnouchi, weshalb Halo 4 ungeahnte Emotionen des Spielers weckt…

…zumindest theoretisch. Denn all die Brillanz kommt im Spiel nur zu einem Bruchteil zur Geltung. Ich weiß, wovon ich rede: Ich habe zuerst Halo 4 durchgespielt und war instinktiv enttäuscht. Wohlgemerkt nicht vom Spiel, nein, ganz im Gegenteil – das wurde dank der stark geschriebenen Story überraschenderweise zu meiner bislang liebsten Serienepisode. Nein: Mein Hauptaugenmerk bezog sich stets auf die Musik und die fiel mir in diesem Falle äußerst selten auf.

Zum Glück bin ich ein unverbesserlicher Sammler von Videospielsoundtracks, weshalb ich mir irgendwann auch das offizielle Album zu Gemüte führte. Und dort wirkte die Musik abseits des Spielgeschehens um Welten besser. Die Frage ist nur: Warum? Ganz einfach: Sie ist völlig unterpräsent. Allein vom besagten „Green and Blue“ wird gerade mal ein Drittel der gesamten Suite gespielt. Zudem klingt ihr Einsatz viel zu leise, weshalb die ganze Dramatik und der fulminante Aufbau, den Hans Zimmer persönlich nicht besser hingekriegt hätte, kaum zur Geltung kommen.

Auch ansonsten bleibt es erstaunlich ruhig in Halo 4, also rein musikalisch betrachtet. Zumindest hatte ich die meiste Zeit das Gefühl, keine Musik sondern „nur“ Soundeffekte zu hören. Das einzige grandiose Musikstück, dass in seiner absoluten Klasse genau so im Spiel zu hören ist, ist Jinnouchis „Atonement“: Es handelt sich hierbei um das Hauptmenüthema, das euch allein aufgrund seiner Gesangstimme in eine andere, bessere Welt transferiert.

Zusammengefasst fällt es mir unglaublich schwer, Halo 4 in meiner Top 365 einzuordnen. Wäre die Musik im Spiel ähnlich präsent auf der CD, dann wäre ein Platz innerhalb der Top 30 und eine ernsthafte Erwägung für den Titel „Best Original Score 2012“ drin gewesen. Hätte ich hingegen nur das Spiel gespielt und nie das zugehörige Album gehört, dann wären Davidge und Jinnouchi wohl komplett über Bord gefallen. Mir ist jedenfalls kein anderer Videospielscore bekannt, bei dem diese Diskrepanz derart auffällig ist.

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