Composer: Chris Hülsbeck
System: Mega Drive / Amiga
Year: 1994 / 1993

Ich habe durchaus mit mir gehadert, ob ich Mega Turrican wirklich einen eigenen Eintrag gönnen sollte – denn knapp die Hälfte des Soundtracks ist rein kompositorisch betrachtet identisch mit einer weiteren Turrican-Episode, die ich zu einem späteren Zeitpunkt erörtere. Aber zum einen ist die Adaption eine der beeindruckendsten Leistungen, die je für die Technik des Mega Drives erbracht wurde, und zum anderen haben die exklusiv für Mega Turrican erdachten Themen ihre eigene Würdigung verdient.

Wobei der ganze Versions-Wirrwarr noch ein gutes Stückchen komplizierter ist, weshalb ich etwas ausholen muss: Nach den ersten beiden Turrican 2 entschied sich Entwickler Factor 5 vom Amiga Computer rüber zur Konsolenwelt zu wechseln. Man fasste zunächst eine brandneue Fortsetzung für das Mega Drive ins Auge, die eben Mega Turrican getauft wurde. Parallel dazu entstand der Gedanke einer Super-Nintendo-Episode, die Elemente aus allen anderen Titel beinhalten solle.

Die Fans der Originale waren trotz dieser Doppelung sauer, weil eben ihr heißgeliebter Amiga fortan leer ausgehen würde. Deshalb ließ Publisher Rainbow Arts unter der Leitung von Peter „Apidya“ Thierolf eine Umsetzung der Mega-Drive-Version mit dem schlichten Namen Turrican 3 entwickeln, bei der letztlich Factor 5 aufgrund technischer Schwierigkeiten einsprang und das Kind regelrecht zurück nach Hause schaukelte – nämlich auf ein Computersystem. Diese Version kam 1993 auf den Markt, genau wie die Super-Nintendo-Episode namens Super Turrican.

Mega Turrican hingegen war eigentlich ebenso im gleichen Jahr fix und fertig, jedoch ging der dort zugehörige Publisher buchstäblich baden. Bis Factor 5 einen Ersatz in Form von Data East fand, verging ein Jahr ins Land. Die Konsequenz und Pointe: Die ursprünglich „erste“ Version erschien (mit Abstand) als „letztes“!

Das ist auch der Hauptgrund, warum der Listeneintrag Mega Turrican und nicht Turrican 3 gebührt. Während Chris Hülsbeck auf dem Amiga bekannt und berühmt für seine technisch beeindruckende Umsetzung war, so hörte sich Turrican 3 ausgerechnet in Punkto Instrumentation ungewöhnlich blechern und künstlich an. Für meine Begriffe liegt es an dem Adaptionsdilemma, weil er die Musik nicht von Grund auf für den Amiga konzipierte sondern eben seine eigene Mega-Drive-Version konvertierte. Anders ausgedrückt: Das Mega Turrican „künstlich“ und „synthetisch“ klingt, liegt an der Hardware – aber auf dem Commodore Computer wäre „mehr“ drin gewesen.

Kurz: Die Mega-Drive-Variante ist ganz klar der Amiga-Umsetzung überlegen. Sie nutzt den dumpfen wie blechernen YM2612-Chip insbesondere in der Alienwelt für einige schön bedrohliche Klänge, während Hülsbeck in der Unterwasserlwelt zeigt, dass die FM-Technologie durchaus auch für ein paar „helle“ Töne zu gebrauchen ist.

Bezüglich der Kompositionen muss ich mich etwas zurückhalten – schlicht, weil ich nicht zu viel vorweg nehmen möchte. Denn dies hier wird beileibe nicht das letzte Turrican sein, das im Rahmen der Liste erwähnt wird. Deshalb nur so viel: Unterm Strich empfinde ich die Musik von Mega Turrican (bzw. Turrican 3) als die „schwächste“ Chris-Hülsbeck-Arbeit der gesamten Serie. Es sind zwar erneut einige grandiose Ohrwurmmelodien mit von der Partie, aber es fehlt auch irgendwie der letzte „Kick“. Der Soundtrack setzt voll auf die Karte „schöner, größer, weiter“, ohne die gleiche, frische Faszination seiner Vorläufer zu erreichen.

Soundtrack-Veröffentlichungen [Original]
Turrican Soundtrack Anthology – Original Sound Version [Compilation]
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Soundtrack-Veröffentlichungen [Arrange]
Turrican Soundtrack Anthology [Compilation]
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Turrican Original Video Game Soundtrack [Compilation]
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