Golden Globe 2014/2015: Nominierungen

Der Nebel lichtet sich: Nachdem am Mittwoch die Nominierungen für den SAG Award bekannt gegeben wurden (wo Schauspieler Schauspieler würdigen), kam ein Tag später die berühmt-berüchtigte Hollywood Foreign Press Association (kurz: HFPA) zum Zuge. Sprich: Die Golden Globes haben gesprochen…

Und sie sagten: Wir wollen verdammt noch mal ernst genommen werden! Denn wo die letzten Jahrzehnte immer wieder dubiose Nominierungen aufblitzten, die mutmaßlich mehr dem Starruhm anstatt einer grandiosen Leistung zu verdanken waren (siehe Johnny Depp für The Tourist oder Julia Roberts für Der Krieg des Charlie Wilson), da zeigt insbesondere das Feld der fünf Top-Regisseure ein völlig neues Bild. Denn weder Angelina Jolie für Unbroken noch Clint Eastwood für American Sniper sind zur Party des Jahres eingeladen – dafür aber Ava DuVernay für Selma, die erste schwarze Frau überhaupt, der diese Ehre zuteil wurde!

Und: Wes Anderson! Wes Anderson!! WES ANDERSON!!! Für The Grand Budapest Hotel, ich halt es nicht aus! Vor einer Woche galt der Film als “unter ferner liefen“, was den Awardzirkus 2014 anbelangt. Aber seit der SAG Nominierung für das beste Ensemble taucht der Film spürbar überall auf. Die Globes haben ihn in den Kategorien Beste Komödie, Bester Hauptdarsteller einer Komödie und eben Beste Regie nominiert. Erstere beiden Erwähnung galten durchaus als realistisch, weil die HFPA bei den Top-Kategorien zwischen Drama und Komödie unterscheidet und gerade letztere Riege immer etwas “kümmerlich“ wirkt. Aber dass sich Anderson als Regisseur gegen Jolie, Eastwood, Morten Tyldum (The Imitation Game) oder James Marsh (The Theory of Everything) durchsetzen könnte, ist wirklich eine dicke und überaus willkommene Überraschung.

Nur am Rande: The Grand Budapest Hotel ist derzeit auch ansonsten gut im Geschäft. Zahlreiche Kritikervereinigung, wie die Chicago Film Critics, die San Diego Film Critics oder die Detroit Film Critics, haben ihn ebenfalls in die Liste der besten fünf Filme und Regieleistungen aufgenommen. Sollten die Oscars tatsächlich mitziehen, wäre es meiner persönlichen Meinung so was von verdient, gerecht und rein auf Anderson bezogen längst überfällig.

Am anderen Ende der Fahnenstange sitzen die bereits erwähnten Haudegen Angelina Jolie und Clint Eastwood. Letzterer hatte mit American Sniper einen Film hingelegt, der überraschend gut ankam und dem alten Mann auf seine späten Tage ein klein wenig Auszeichungsruhm andeutete. Aber aufgrund der doch recht starken Konkurrenz ist es nicht so verwunderlich, dass er es letztlich nicht gepackt hat – zudem die Golden Globes Eastwood bereits dreimal als Regisseur ausgezeichnet haben. Kurz: Er wird es verschmerzen.

Aber was zum Teufel ist mit Jolie und ihrem monumentalen Unbroken passiert? Ich schrieb im Zuge der SAG Awards, dass man solche Filme eben nicht im Vorfeld hypen sollte – das kann nur schief gehen. Doch das nun die Globes den Film vollkommen ignorieren und nicht mal in solch Nebenkategorien wie Bester Soundtrack erwähnen, damit hab selbst ich, der alte Pessimist, nicht mit gerechnet.

Zu guter Letzt fällt eine Anomalie auf, die in der Geschichte der Golden Globes sehr selten ist: David Finchers Gone Girl wurde in vier Kategorien nominiert, darunter Beste Regie und Bestes Drehbuch – aber NICHT als Bester Film! Das ist deshalb ungewöhnlich, weil bei den Filmen mindestens zehn berücksichtigt werden – im Normalfall fünf Dramen und fünf Komödien/Musicals, um genau zu sein.

Ansonsten ist alles wie gehabt und wie erwartet: Boyhood und Birdman ziehen weiterhin als Vorreiter durch das Land, während The Imitation Game, Theory of Everything und Selma im Hintergrund lauern. Letzterer wurde bei den SAG Awards noch ignoriert, während bei den Globes insgesamt vier Nominierungen heraus sprangen. Nur das Fehlen in der Drehbuch-Kategorie verpasst dem Status des vermeintlichen Frontrunner-Killers einen Dämpfer.

Abschließend ein paar Worte zu den TV-Nominierungen: Während der SAG Award sich vornehmlich auf die üblichen Verdächtigen stürzte, begeht die HFPA erstaunlich viel Neuland. Allein der Fünferpack, der in der Comedy-Kategorie berücksichtigt wurde, liest sich erstaunlich experimentell und ungewöhnlich. So ist nur noch eine Serie vertreten, die bereits in den Vorjahren mit dabei war: Girls. Orange is the New Black und Silicon Valley sind wenigstens Emmy-Guckern bekannt, während Jane the Virgin und Transparent solch etablierte Serien wie Modern Family oder The Big Bang Theory aus dem Revier gekickt haben. Überhaupt: Letztgenannte haben insgesamt Null Nominierungen eingeheimst. Genau wie nebenbei bemerkt Mad Men unter den Dramen…

Kurz: Die Golden Globes haben sich sichtlich verändert und abseits der erwarteten Favoriten ein paar willkommene Überraschungen im Gepäck gehabt. Mal schauen, ob es bei der Verleihung am 11. Januar so weiter geht…

Motion Picture

Bester Film (Drama)

Boyhood
Foxcatcher
The Imitation Game
Selma
Die Entdeckung der Unendlichkeit

Bester Hauptdarsteller (Drama)

Steve Carrell (Foxcatcher)
Benedict Cumberbatch (The Imitation Game)
Jake Gyllenhaal (Nightcrawler)
David Oyelowo (Selma)
Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit)

Beste Hauptdarstellerin (Drama)

Jennifer Aniston (Cake)
Felicity Jones (Die Entdeckung der Unendlichkeit)
Julian Moore (Still Alice)
Rosamund Pike (Gone Girl)
Reese Witherspoon (Wild)

Bester Film (Comedy/Musical)

Birdman
The Grand Budapest Hotel
Into the Woods
Pride
St. Vincent

Bester Regisseur

Wes Anderson (The Grand Budapest Hotel)
Ava DuVernay (Selma)
David Fincher (Gone Girl)
Alejandro González Innaritu (Birdman)
Richad Linklater (Boyhood)

Bester Hauptdarsteller (Comedy/Musical)

Ralph Fiennes (The Grand Budapest Hotel)
Micheal Keaton (Birdman)
Bill Murray (St. Vincent)
Joaquin Phoenix (Inherent Vice)
Christoph Waltz (Big Eyes)

Beste Hauptdarstellerin (Comedy/Musical)

Amy Adams (Big Eyes)
Emily Blunt (Into The Woods)
Helen Mirren (Madame Mallory und der Duft von Curry)
Julian Moore (Maps to the Stars)
Quvenzhané Wallis (Annie)

Bester Nebendarsteller

Robert Duvall (Der Richter – Recht oder Ehre)
Ethan Hawke (Boyhood)
Edward Norton (Birdman)
Mark Ruffalo (Foxcatcher)
J.K. Simmons (Whiplash)

Bester Nebendarstellerin

Patricia Arquette (Boyhood)
Jessica Chastain (A Most Violent Year)
Keira Knightley (The Imitation Game)
Emma Stone (Birdman)
Meryl Streep (Into The Woods)

Bester animierter Film

Big Hero 6
Manolo und das Buch des Lebens
Boxtrolls
Drachenzähmen leicht gemacht 2
The LEGO Movie

Bester fremdsprachiger Film

Höhere Gewalt (Sweden)
Get – Der Prozess der Viviana Amsalem (Isreal)
Ida (Poland)
Leviathan (Russia)
Mandariinid (Estonia)

Bestes Drehbuch

The Grand Budapest Hotel
Gone Girl
Birdman
Boyhood
The Imitation Game

Bester Song

Big Eyes (Big Eyes)
Glory (Selma)
Mercy is (Noah)
Opportunity (Annie)
Yellow Flicker Beat (Die Tribute von Panem: Mockingjay Teil 1)

Beste Musik

Birdman
Gone Girl
The Imitation Game
Interstellar
Die Entdeckung der Unendlichkeit

Television

Beste Serie (Comedy)

Girls
Jane the Virgin
Orange is the New Black
Silicon Valley
Transparent

Bester Hauptdarsteller (Comedy)

Louis C.K. (Louie)
Don Cheadle (House of Lies)
Ricky Gervais (Derek)
William H. Macy (Shameless)
Jeffrey Tambor (Transparent)

Beste Hauptdarstellerin (Comedy)

Lena Dunham (Girls)
Eddie Falco (Nurse Jackie)
Julia Louis-Dreyfus (Veep)
Gina Rodriguez (Jane The Virgin)
Taylor Schilling (Orange is the New Black)

Beste Serie (Drama)

The Affair
Downton Abbey
Game of Thrones
The Good Wife
House of Cards

Bester Hauptdarsteller (Drama)

Clive Owen (The Knick)
Liev Schreiber (Ray Donovan)
Kevin Spacey (House of Cards)
James Spader (The Blacklist)
Dominic West (The Affair)

Beste Hauptdarstellerin (Drama)

Claire Danes (Homeland)
Viola Davis (How to Get Away With Murder)
Julianna Margulies (The Good Wife)
Ruth Wilson (The Affair)
Robin Wright (House of Cards)

Best Mini-Series / Motion Picture for TV

Fargo
The Missing
The Normal Heart
Olive Kitterdige
True Detective

Bester Hauptdarsteller (Mini-Series / Motion Picture for TV)

Martin Freeman (Fargo)
Woody Harrelson (True Detective)
Matthew McConaughey (True Detective)
Mark Ruffalo (The Normal Heart)
Billy Bob Thornton (Fargo)

Bester Hauptdarstellerin (Mini-Series / Motion Picture for TV)

Maggie Gyllenhaal (The Honorable Woman)
Jessica Lange (American Horror Story: Freak Show)
Francis McDormand (Olive Kitteridge)
Francis O’Connor (The Missing)
Allison Tolman (Fargo)

Bester Nebendarstellerin (insgesamt)

Matt Bomer (The Normal Heart)
Alan Cumming (The Good Wife)
Colin Hanks (Fargo)
Bill Murray (Olive Kitteridge)
Jon Voight (Ray Donovan)

Beste Nebendarstellerin (insgesamt)

Uzo Aduba (Orange is the New Black)
Kathy Bates (American Horror Story: Freak Show)
Joanne Foggatt (Downton Abbey)
Allison Janney (Mom)
Michelle Monaghan (True Detective)