OST #30: To be on Top

030-To_be_on_TopComposer: Chris Hülsbeck
System: C64
Year: 1987

Es besteht kein Zweifel daran, dass 1987 das erste wirklich starke Jahr für Computer- und Videospielmusik war. Speziell C64-User wurden von allen Seiten und mit unzähligen Facetten verwöhnt. Die Scores ihrer Spiele entpuppten sich als immer umfangreicher und technisch anspruchsvoller. Und ganz oben spielte erstmals Chris Hülsbeck mit, der 1986 dank Shades einen deuschlandweiten C64-Musikwettbewerb gewann, kurz darauf bei der Firma Rainbow Arts unterkam und allein dank der Combo Great Giana Sisters plus To be on Top ein sensationelles Jahr hatte.

Während ein Großteil der damals üblichen Soundtracks wahlweise klassische Musik arrangierte, sich krampfhaft dem Filmscore annäherte oder von seinem ganz speziellen SID-Chip-Flair lebte, ist To be on Top für sein Alter ungewöhnlich modern. Hülsbeck gehörte zu den wenigen Computerspielmusikern, die einen ernsthaften Angriff auf die damalige Pop & Dance Kultur starteten und damit immens mehr Erfolg als seine Kollegen hatte.

Bereits das extrem Drum-lastige Intro ist ein Fest für jeden Fan der knarzigen Digi-Stimme, der den C64 gerne auch als Demonstrationszwecke für seine herausragenden Soundfähigkeiten präsentierte. Die Melodie ist das ultimative „Höher, schneller, weiter“-Werk, das euch perfekt zum Stürmen der Musikcharts animiert. Ähnliches gilt für das eigentliche Hauptthema, das mit seinem langsamen Aufbau und dem vielleicht besten Tempowechsel der C64-Ära zurecht ganz oben in der im Spiel integrierten Top-Ten-Liste steht.

Ihr selbst sammelt am virtuellen Fernseher Noten, mixt sie per Klavier sowie Synthesizer zusammen und dürft bei Erfolg in einer Art Live-Show noch Vocals sowie Drums hinzufügen. All das wird in einer astreinen und bis dato ungehörten Qualität wiedergegeben, die den SID-Chip förmlich zum Rauchen bringt.

Ebenfalls bemerkenswert: Abseits des sehr langen Intros liegen sämtliche Musikstücke gleichzeitig im mickrigen Speicher des C64. Abwechslungsreichtum wird dabei groß geschrieben, wobei fairerweise im Gegenzug die Grafik arg Federn lassen musste. Aber wenn kümmert das schon bei einem Spiel wie To be on Top, das sowieso den Fokus auf die Musik legt? Schließlich hören sich selbst die von euch zusammengewürfelten Lieder richtig gut an, weil Hülsbecks Vorgaben in Punkto Melodien oder Bass von vorneherein extrem Ohrwurm tauglich sind.

Das einzige, was man dem Soundtrack vorwerfen kann: Die Kompositionen sind teilweise simpel und im schlimmsten Falle etwas cheesy. Allerdings ist selbst das eher ein Vor- anstatt ein Nachteil, weil ihr schließlich mit Chart-tauglicher Musik als Gewinner von der Bühne gehen sollt. Und das bereits gelobte Hauptthema ist derart geschickt inszeniert, das ich ihm den Titel „Beste Komposition 1987“ gebe – wohlgemerkt in einem Jahr, in dem es dank Wizball, The Last Ninja und Barbarian wahrlich starke Konkurrenz gab.

 

 

 

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