OST #74: Gunlord

074-GunlordComposer: Rafael Dyll
System: Dreamcast
Year: 2012

Gunlord, Platz 74 – das ist mein voller Ernst. Rafael Dyll war für mich bis zum Erscheinen des Turrican-Klon ein guter Komponist, jedoch nicht mehr. Er weiß durchaus, wie man typische Synthi-Electronic-Mukke erstellt, die im Geiste der alten Amiga-Zeiten verweilt und sich trotzdem noch modernem Equipment anhören. Allerdings schaffte er es nie so recht, mich mit seinen Werken bei der Stange zu halten. Seine Musik war professionell produziert, aber kompositorisch ging sie ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus.

Zunächst hatte ich das Gefühl, dass es mit Gunlord genau das gleiche sei. Ich hörte mir das Album an, spielte die Dreamcast-(!)-Umsetzung des Spiels und urteilte schnell: Ja, das klingt durchaus nach Chris Hülsbeck & Turrican, aber ohne dieses gewisse „Etwas“. Einzig die zwei Versionen des ersten Levels leben von einer erstaunlich eingängigen Melodie, einer astreinen Performance und dem genialen Kontrast beider Stilrichtungen, von denen die eine mehr Action orientiert und die andere eher melancholisch klingt.

Die anderen Levelthemen sollten mich nicht gleich beim ersten Mal beeindrucken, weshalb ich Gunlord ähnlich wie Söldner-X oder Last Hope zu den Akten legen wollte. Doch beim zweiten Anhören des Albums fiel mir auf, dass irgendetwas „anders“ war. Genau genommen konnte ich gar nicht mehr aufhören, die Musik aus Gunlord zu hören. Sie mag anfangs nicht sofort zu beeindrucken, aber sie lässt einen auch nicht direkt los.

Mit jedem neuen Durchlauf entdeckte ich den Reiz eines der anderen Levelthemen. Am Ende konnte ich nur mit dem viel zu harmlos klingenden Abspannthema nichts anfangen. Dafür steigerte sich der Rest von einer ursprünglich „ganz netten“ Hommage an Chris Hülsbeck zu einem eigenständigen Werk, dass seinen Meister nach all den Jahren in einer Hinsicht sogar überflügelt.

Die meisten Musikstücke der Turrican-Serie legen sofort los und leben von einer Kernmelodie, die von der technisch einzigartigen Instrumentation kräftig unterstützt wird. In DyllsGunlord steckt jedoch in jedem einzelnen Stück deutlich mehr Abwechslung und Dynamik. Dyll bleibt nicht „stehen“ und kombiniert mehrere Themen zu einer kleinen „Geschichte“.

 

 

 

Gunlord