Game #74: Dark Forces

074-Dark_ForcesHersteller: LucasArts
Project Leader: Daron Stinnett
Composer: Clint Bajakian
System: PC
Jahr: 1995

Es klingt abgedroschen, aber Spiele wie Dark Forces gibt es leider nicht mehr. Mitte der 1990er Jahre lief die Ego-Shooter-Maschinerie auf Hochtouren, wobei sich die Konkurrenz an der Leveldesign-Brillanz eines Doom die Zähne ausbiss. Im Laufe der Dekade sollten Hits wie Duke Nukem 3D oder Half-Life durchaus für frischen Wind sorgen. Aber auch sie haben für mich nicht den gleichen Charme, den LucasArts kleines, vergessenes Meisterwerk hinterließ.

Dark Forces ist bunt, groß und verzweigt. Bereits der erste Level, in dem ihr die Pläne des Todessterns klauen müsst, ist ein Traum für jeden Ego-Shooter-Fan, der keinen Bock auf schlauchartige Gebiete oder große, monotone Polygonbauten hat. Ihr müsst selbst den Weg finden, eigenständig Türen öffnen und die richtigen Aufzüge nehmen – was bei der außergewöhnlichen Architektur, die im Gegensatz zur damaligen Konkurrenz alle drei Dimensionen voll ausnutzt, nicht einfach ist. Dazwischen ballert ihr allerlei imperiale Einheiten ab und kommt aufgrund der begrenzten Lebensanzahl, an deren Ende ihr komplett von vorne beginnen müsst, kräftig ins Schwitzen.

Jeder Level wirkt wie ein kleines, eigenständiges Kunstwerk, das selbst heute noch gerade aufgrund der pixeligen Ansicht viel Reiz ausstrahlt. Zu den Highlights gehört ein Ausflug in eine Müllpresse und der Besuch eines Eisplaneten. Auch darüber hinaus werdet ihr immer wieder mit großen, beweglichen Objekten überrascht, wie beispielsweise eine lange, sich drehende Brücke, was der Umgebung eine damals ungeahnte Dynamik verleiht. Jedenfalls wirkt es mehr als cool, wenn sich die großen Bereiche nicht nur vor euren Augen sondern auch auf der Automap gemächlich bewegen.

Kleine Details sorgen ebenfalls dafür, dass sich Dark Forces zu seiner Zeit von der Konkurrenz abhob. Ihr könnt laufen, springen und euch nach oben beziehungsweise nach unten neigen, was anno 1995 noch keine Selbstverständlichkeit war. Manche Eure Waffen besitzen nicht nur einen sondern zwei verschiedene Schussmodi. Und auch wenn ihr keine Rätsel á la Monkey Island lösen müsst, so wird euch schon mal die Eingabe eines dreistelligen Codes abverlangt.

Alle weiteren Aspekte sind nicht ganz so brillant, liegen aber durchaus im grünen Bereich. Grafik, Sound und Steuerung entsprechen dem Zeitgeist von 1995. Den Gegnerarten mangelt es etwas an Abwechslung, zudem es keine richtig dicken Endbosse oder dergleichen gibt. Die Story folgt von Mission zu Mission einem losen Handlungsstrang, was allerdings immer noch mehr als der dünne Plot in Doom ist.

Dark Forces ist eben durch und durch ein Spiel, das euch mit seinem intelligenten Aufbau und seinen komplexen Arealen begeistert. Es erreicht genau die Mitte zwischen voluminösen Gebieten und verspieltem Detailreichtum – eine Balance, die selbst der Nachfolger Jedi Knight nicht so gut hinbekommt. Vor allem aber fühlt es sich trotz jeglicher Komplexität durch und durch wie ein kerniges Actionspiel an, bei dem der Fokus auf das Erforschen der tollen Levelbauten und nicht irgendeiner generischen 08/15-Story liegt.

 

 

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