Game #108: Ultima Underworld 2

108-Ultima_Underworld_2Hersteller: Looking Glass
Director: Paul Neurath
Project Leader: Doug Church
Composer: Jon Blackley & Dan Schmidt
System: PC
Jahr: 1993

Die Spiele der Firma Origin waren sicherlich umstritten, aber zweifelsohne stets etwas besonderes. Durch das ständige Anheben technischer Limits dauerte die Entwicklung der Games gerne mal länger als bei der Konkurrenz. Fleißig wurden Releases verschoben, weshalb diese eine, folgende Ausnahme umso mehr auffällt: Ultima Underworld 2 wurde früher fertig als geplant und wäre deshalb beinahe im gleichen Jahr (!) wie sein legendärer Vorgänger erschienen. So wurde der Januar 1993 Zeuge eines ungewohnt hochkarätigen Titels.

Während die Geschichte in Ultima Underworld kaum etwas mit dem Serien übergreifenden Plot gemeinsam hat, setzt der zweite Teil direkt nach den Ereignissen von Ultima VII – The Black Gate an. Demnach findet im Schloss von Lord British eine Feier statt, in der plötzlich der fiese Guardian hereinplatzt und das Gebäude in einen undurchdringbaren schwarzen Fels sperrt. Nach einer kleinen Erkundungstour findet ihr im Gewölbe unterhalb des Schlosses eine Miniaturform des Felsen, der euch bei Berührung in eine von acht Parallelwelten transportiert. Sie stehen ebenso unter dem Einfluss des Guardians, weshalb ihr eurem Gefängnis nur durch deren Befreiung entfliehen könnt.

Ultima Underworld 2 ist eine Bilderbuchfortsetzung, die nahezu alles richtig macht. Die Grafik wurde dank des vergrößerten Sichtfensters verbessert, das Leveldesign gewinnt immens aufgrund der Idee mit den verschiedenen Welten (von denen eine dank ihrer Alien ähnlichen Bewohner an eine typische Star-Trek-Episode erinnert) und die Geschichte wirkt ausgefeilter geschrieben.

Im Schloss stehen euch zahlreiche Gesprächspartner zur Verfügung, was den Einstieg etwas zäh gestaltet – schließlich müsst ihr erst einmal genügend Informationen sammeln und herausfinden, was genau passiert sein könnte. Doch danach gewinnen die Festbesucher mehr und mehr an Bedeutung, weshalb ihr am Ende gar einen Verräter Dingfest machen müsst, der klammheimlich mit dem Guardian unter einer Decke steckt.

Gleichwohl ich den ersten Teil für besser erachte, weil er um einiges innovativer war und für den Einstieg besser geeignet ist, rate ich allen Rollenspiel-Fans mit einem Hang zum Retro, die Fortsetzung gleich hinterher zu schieben. Ultima Underworld 2 ist eines der raren Exemplare, die man nahezu als perfekt bezeichnen möchte. Es glättet die wenigen Fehler eines unumstrittenen Überhits und funktioniert trotz der antiquierten Technik auch heute noch. Des Weiteren ist es ein Vorzeigebeispiel für frei begehbare 3D-Welten, was in Anbetracht des hohen Alters einem Wunder gleicht.

Es ist jedenfalls unglaublich schade, dass die Serie bereits mit diesem Sequel ihr Ende erreichte. Zu ihrer Zeit räumten die beiden Ultima-Spinoffs schließlich mehr Lob ab als die ähnlich unantastbare Hauptserie. Aber nun gut: Es gibt Hoffnung dank Kickstarter. Mal schauen, ob Paul Neurath nach all der Zeit immer noch was auf dem Kasten hat und mit dem geplanten Underworld: Ascendant den Geist seiner Leveldesignkünste reanimieren kann.

 

 

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