Game #145: Novastorm [PC]

145-NovastormHersteller: Psygnosis
Design and Direction: Paul Hilton
Composer: Rik Ede
System: PC / FM Towns Marty
Jahr: 1994 / 1993

Mit dem Einzug der CD-Rom als etabliertes Speichermedium war jedem klar: Jetzt werden Spiele wie Filme aussehen! Im Vergleich zu den antiquierten 3,5 Zoll Disketten stand schließlich mehr als das 450-fache (!) an Speicherplatz pro Datenträger zur Verfügung. Die Legende vom „Interactive Movie“ war geboren… und zum Scheitern verurteilt.

Denn wie wir heute wissen sind 650 MByte schnell vollgepackt mit gerenderten Filmsequenzen, deren Qualität zudem arg zu wünschen übrig lässt und schneller altert als Walter Donovan in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug nach dem Trinken aus dem falschen Becher.

In Wahrheit entpuppte sich der Speichersegen als Fluch, woran auch die FMV-Shooter nichts änderten. Die waren rein spielerisch betrachtet den beliebten Shoot’em Ups eigentlich recht nahe: Ihr fliegt auf einer festen Bahn von A nach B, ballert allerlei Gegner ab und weicht feindlichen Geschossen aus. Der wesentliche Unterschied: Anstatt einer horizontal oder vertikal scrollenden Fläche dient ein Filmchen mit wilden Kameraschwenks als Hintergrund.

Der Hauptgrund, warum die FMV-Shooter scheiterten, lässt sich salopp mit „mangelnder Kreativität“ beschreiben. Anstatt interessanter Szenarien gab es reihenweise schlecht gedrehte Szenen, die wahlweise mit miesen Schauspielern nervten oder aus langweiligen, vorgerenderten Polygonbauten bestanden. Es gab meines Erachtens nur zwei Ausnahmen, die aus der durchaus interessanten Technik etwas wirklich Brauchbares zauberten – und eine davon heißt Novastorm.

Sei es die ägyptisch angehauchte Alienkultur, ein heißer Feuerphönix als Endgegner oder der High-Speed-Flug über eisigen Untergrund: In den vier Welten von Novastorm steckt viel und vieles davon wirkt durchdacht. Zwar sehen die Standardgegner arg unförmig und speziell aus heutiger Sicht wie Grafikfehler aus, aber dafür beeindrucken die komplett vorgerenderten Bosse umso mehr, von denen es immerhin sechzehn Stück zu bestaunen gibt.

Die Story könnt ihr freilich vergessen, wobei der in den Zwischensequenzen zum Einsatz kommende Schauspieler immerhin zum besseren Drittel gehörte, was anno 1994 so alles über die Bildschirme kroch. Umso wichtiger und wuchtiger ist Rik Edes toller Technosoundtrack, der leider auf ewig in einer schlecht komprimierten Tonqualität und inklusive vorgefertigter Soundeffekte die Bibliotheken der Videospielmusikfans belagert.

Novastorm wird trotz seiner Qualitäten kein guter Ruf nachgesagt, woran jedoch die vielen Konsolenversionen Schuld haben. Die bieten vielleicht ein sattes Vollbild und im Falle der PlayStation eine deutlich bessere Bildqualität. Jedoch hat Psygnosis hier überall das klassische Extrawaffensystem gestrichen, das den PC-Spielern eine kleine, aber feine taktische Entscheidungsfreiheit gewährt.

All dies gilt auch für das Original namens Scavenger 4, welches ein Jahr zuvor für das japanische FM Towns Marty erschien. Eine echte Kuriosität, die nur von Mega Morph getoppt wird – einem Quasi-Nachfolger, der ebenfalls beim britischen Hersteller Psygnosis entstand und tatsächlich nur in Fernost erschien.

 

 

Novastorm