Game #162: Populous

162-PopulousHersteller: Bullfrog
Games Design: Peter Molyneux, Glenn Corpes, Kevin Donkin & Les Edgar
Game Music: David Hanlon
Title Music: Rob Hubbard
System: Amiga
Jahr: 1989

Länder regieren, Welten erschaffen, über Völker herrschen: Computerspiele ermöglichen jedem, was in der Realität nur wenigen Privilegierten zugestanden wird. Populous gilt als die Mutter aller „Göttersimulationen“, die euch mehr Macht gibt als schnöde Armeen zu befehligen, riesige Zivilisationen zu gründen oder epische Kriege zu führen. Stattdessen steht euch eine Handvoll Naturgewalten zur Verfügung, die euch zum Sieger gegen das verfeindete Volk machen soll.

Zunächst ist es ein gewöhnliches Aufbauspiel, wo ihr hügeliges Land ebnet und weite Seen trocknet. Euer Volk besteht aus kleinen Männchen, das sich abhängig des verfügbaren Platzes immer weiter ausbreitet, vermehrt und ihrem Gott Mana gibt. Dieses ist quasi der einzige „Rohstoff in Populous, den ihr zum Anwenden eurer Macht zwingend benötigt.

Euer Gegner ist ebenfalls ein Gott mitsamt treuem Volk, der genau wie ihr das Land für sich erobern will. Am Ende läuft jedes Spiel auf eine Art „jüngstes Gericht“ hinaus, bei dem sich sämtliche Männchen auf jeder Seite vereinen und in einem alles entscheidenden Showdown gegeneinander kämpfen.

Bis dahin müsst ihr nicht nur effizient bauen, sondern auch möglichst geschickt sabotieren. Mit einem Erdbeben rüttelt ihr kleine Landstriche durcheinander, ein Vulkan verwandelt jedes flache Land in einen riesigen Berg voller hinderlicher Gesteine und der Sumpf lässt die wehrlosen Männchen im Sekundentakt ertränken. Wer hingegen voll auf Konfrontation setzt, der nutzt die Flut: Bei Beschwörung wird der gesamte Meeresspiegel um eine Ebene nach oben versetzt, was bei schlechter Planung auch euer Volk zur Katastrophe führen kann.

Populous hat mehr als eine grandiose Idee zu bieten gehabt. Anno 1989 waren Strategiespiele optisch eher zweckmäßig, während Peter Molyneux erstes Meisterwerk mit einer prächtig bunten Grafik klotzte. Die isometrische Ansicht vermittelte einen herrlich plastischen Eindruck, während das im eigentlich simple Spielprinzip die Übersicht gewährleistete. Der Sound ist eher schaurig und lebt mehr von seinen Effekten anstatt der Musik. Einzig die Spielgeschwindigkeit kommt zunehmend ins Stocken, je größer euer Volk anwächst – was wiederum am wohl größten und wichtigsten Feature des Spieles liegt: Populous läuft in Echtzeit ab.

Zwar gab es vorher schon einige, wenige Strategietitel, die sich von der Runden basierenden Mechanik verabschiedeten. Aber keine wirkte so lebendig und so dynamisch wie Populous. Schließlich werden hier nicht nur schnöde Prozesse abgearbeitet oder sterile Einheitenbildchen bewegt, sondern dutzende von kleinen Männchen laufen umher. Allein das sicherte das entscheidende Plus gegenüber einem anderen Aufbauhünen, der im gleichen Jahr erschienen ist und von mir just vor ein paar Wochen gefeiert wurde: SimCity.

Im Nachhinein hat Maxis Städtesimulation dank der bis heute existierenden Fortsetzungen die Oberhand behalten. Doch damals war die Faszination, die Rolle eines „echten“ Gottes zu übernehmen, ungeheuer reizvoll. Peter Molyneux hat jedenfalls im Laufe seiner Karriere viel Häme und Schelte erfahren. Aber wenn etwas unverrückbar brillant ist, dann dieses Spiel, das den Engländer auf einen Schlag weltberühmt machte.

 

 

Populous