Game #177: Aztec Tomb Adventure

177-Aztec_TombHersteller: Alligata Software
Programmed by: Antony Crowther
System: C64
Jahr: 1983

Adventures: Man liebt sie oder man hasst sie. Manchmal auch beides gleichzeitig, denn kein anderes Genre birgt derart viel Potenzial für Spielspaß und Unfairness zugleich. Wenn die Story stimmig und das Rätseldesign clever sind, dann ist alles in Butter. Doch das gilt nicht für Aztec Tomb Adventure. Wirklich nicht. Keinen Meter.

Eure Abenteuerlust führt euch auf die Suche nach einer Grabstätte der Azteken. Ihr startet in eurem kleinen Haus, lauft über eine Wiese, klettert eine riesige Bohnenranke empor, wandert durch ein Tal, besucht ein Baumhaus, fahrt mit einem Schiff über das Meer, durchsucht die Höhle einer kleinen Insel, steigt auf eine riesige Statue, öffnet die Geheimtür einer Mauer, steht im Eingang der Grabstätte und… dann ist das Spiel vorbei.

All die genannten Stationen hängen unmittelbar nebeneinander – als ob eure heimische, modern eingerichtete Hütte drei Kilometer weit vom aztekischen Dschungel stehen würde. Bewegen und Rätsel lösen geht nur mit der Eingabe von Kommandos, die exakt zwei Wörter enthalten müssen. Selbst das Laufen funktioniert nur, wenn ihr explizit „Go East“ schreibt.

Sind denn die Rätsel an sich originell? Nicht wirklich, aber immerhin stimmt die Logik und die Nachvollziehbarkeit – also für ein Adventures aus dem Jahre 1983. Was hat Aztec Tomb Adventure also in dieser Liste zu suchen?

Zum einen war es vielleicht nicht mein erstes Adventure, das ich je gespielt habe. Aber es war definitiv jenes, mit dem ich mich in meiner frühen Kindheit am meisten beschäftigen habe. Ich habe es bestimmt Dutzendfach durchgespielt, was das Aufzeichnen des YouTube-Videos umso spannender machte. In der Tat konnte ich mich noch an vieles erinnern, obwohl ich Aztec Tomb Adventure zu dem Zeitpunkt bestimmt seit über 25 Jahren nicht mehr angefasst hatte.

Zum anderen bin ich ein Fan von der Grafik, die für mich einen ungeheuren Reiz ausstrahlt. Dazu muss ich folgendes erklären: Der C64, auf dem das Spiel lief, wurde von Haus aus mit einer BASIC-Programmiersprache ausgeliefert. Die Benutzeroberfläche erlaubte nicht nur das Schreiben von Buchstaben und Zahlen, sondern zusätzlich von mehr als 50 grafischen Sonderzeichen.

Diese Zeichen hatten die unterschiedlichsten Formen: schräge Linien, karierte Muster, L-Stücke, Viertelkreise, usw. Mit etwas Fantasie und Geschick konnte man mit ihnen Bilder malen, die zwar grob, aber sehr wohl nach etwas „Erkennbarem“ aussahen – sei es ein Stuhl, eine Tür oder ein kleines Haus.

Und das mag sich jetzt verrückt anhören, aber Aztec Tomb Adventure ist genau deshalb eines meiner Lieblingsspiele, weil Antony Crowther mit dieser antuiquierten „Technik“ ein paar kleine Meisterwerke gezaubert hat. Zusammen mit der geschickt ausgeswählten Farbgebung baute er Häuserdächer, Flüsse, Elefanten, Steinstatuen, Betten, usw.

Aus heutiger Sicht mag es sehr befremdlich wirken und selbst damals dürften viele die grobe Grafik kritisiert haben. Aber aus Sicht eines kleinen, sechsjährigen Jungen waren sie der Grundpfeiler einer ganz besonderen Fantasiewelt, die seine Vorliebe für das Adventuregenre auf immer prägen sollte. Und genau deshalb verdient Aztec Tomb Adventure eine Erwähnung in meiner Liste.

 

 

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