Game #183: Red Dead Redemption

183-Red_Dead_RedemptionHersteller: Rockstar San Diego
Lead Designer & Co-Writer: Christian Cantamessa
Composer: Bill Elm & Woody Jackson
System: Xbox 360, PlayStation 3
Jahr: 2010

Wenn ich mir meine alte Kritik über Red Dead Redemption durchlese, dann muss ich damals ein ganz schön verbitterter, alter Sack gewesen sein. Ich jammere, ich meckere und obwohl ich 90 Punkte vergebe, bleibt ein Moral schwingender Zeigefinger haften, der jedem Leser das Spiel madig reden solle.

Heute bin ich einfach nur ein alter Sack und möchte meinem damaligen „Ich“ Prügel geben. Denn so viele Details man auf die Goldwaage legen kann, so kratzt es nicht wirklich an den Stärken von Rockstars Western-Meistewerk. Einzig über die unnötige Frauenfeindlichkeit möchte ich gerne brechen und zwar am besten vor des Entwicklers Haustür: Ich „darf“ nicht die eigene Ehefrau mit einer Prostituierten betrügen, sehr wohl diese aber gefesselt auf die Schienen legen? Eine ganz neue Definition der Doppelmoral.

Der Rest ist aber brillant, dank der wunderschönen Spielwelt und der dadurch resultierenden Atmosphäre. Es sind nicht die Missionen, die begeistern, sondern mit dem Pferd neben einem fahrenden Zug entlang reiten und dabei den Sonnenaufgang bestaunen – das ist es, was Red Dead Redemption so gut macht. Deshalb sind die kleinen Designpatzer ohne Relevanz. Was soll es mich ernsthaft scheren, wenn die letzten Missionen auffallend leicht sind und es dafür umso besser zum Plotverlauf passt? Ich bin wirklich kein Fan der These, dass Story das wichtigste Element in einem Spiel sei – aber wenn es wie in diesem Falle so gut funktioniert, warum nicht?

Die grundlegend hochwertige Produktionsarbeit zieht sich durch sämtliche Bereiche und schließt deshalb auch eine fantastische Soundkulisse mit ein. Die Musik habe ich im übrigens damals ebenfalls mehr gedisst anstatt gelobt – ich weiß wirklich nicht, was mich zu der Zeit geritten hat. Vielleicht der Druck, das Spiel so schnell wie möglich durchzocken zu müssen? Ich erinnere mich jedenfalls auch, dass meine persönliche Liebe erst im Nachhinein entstand, als ich die Spielwelt ganz entspannt meiner besten Freundin zeigte. Anders ausgedrückt: Manchmal ist der Job einfach scheiße…

 

 

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