Game #361 – Flashback

361-FlashbackHersteller: Delphine Software
Director: Paul Cuisset
Composer: Jean Baudlot, Raphaël Gesqua & Fabrice Visserot
System: Amiga
Jahr: 1992

1990 veröffentlichten die Franzosen von Delphine Software ein Action/Jump’n’Run namens Another World, das trotz aller Widrigkeiten und Mängel zum Kult wurde. Bis heute erscheinen in regelmäßigen Abständen Neuauflagen, die in Punkto Animationen und Atmosphäre wenig an Reiz eingebüßt haben.

Ja, auch ich mochte Another World – aber es glich mehr einer Hassliebe, dank Try & Error-Spieldesign und unbarmherziger Kollisionsabfrage. Erst das Nachfolgeprojekt von Paul Cuisset konnte mich begeistern: Flashback ist umfangreicher, konventioneller und schicker, dank erneut toller Animationen sowie herrlich bunter Hintergrundgrafiken. Die Abwechslung stimmt ebenso, schließlich jagt euch das Setting durch einen grünen Dschungel, eine neonfarbene Sci-Fi-Großstadt und einen fremden, in rosa getunkten Alienplaneten.

Zwar zeigt auch der Schwierigkeitsgrad von Flashback mitunter abenteuerliche Züge, jedoch artet er nicht in Willkür oder Unfairness aus. Genauer: Jede Sprungpassage und jeder Gegner ist mit Übung und/oder Beobachtung zu knacken, wenn man nur weiß “wie“. Doch der eigentliche Clou steckt in der Steuerung, die zunächst ungewohnt komplex erscheint und am Ende mit einem faszinierenden Trick gefällt.

Wer anno 1992 nicht gerade ein Mega-Drive-Joypad zur Hand hatte und mit einem gewöhnlichen Joystick vorlieb nehmen musste, der hatte gerade mal eine (!) Taste zur Verfügung. Was heute aufgrund der Button-Überflut moderner Pads völlig grotesk klingt, war auf dem Amiga die Normalität. Nun verlangte Flashback aufgrund seiner relativ komplexen Spielmechanik, dass ihr gehen, rennen, springen, rollen, eure Waffe ziehen, eure Waffe einstecken und natürlich schießen könnt. Das Spiel unterscheidet deshalb penibel, ob ihr die Taste während einer Bewegung oder stillstehend drückt.

Nun gibt es zahlreiche Passagen, in denen ihr mit Anlauf auf eine überhöht liegende Plattform hechten und euch an ihr festhalten müsst. Ältere Spiele dieser Art verlangten von euch diesbezüglich ein perfektes Timing, was automatisch für einen hohen Schwierigkeitsgrad und dezenter Unzugänglichkeit sorgte. Doch Delphine Software hat sich einen total billigen Trick ausgedacht,weshalb solche Manöver in Flashback ein Leichtes sind: Zunächst rennt ihr los, indem ihr den Stick in die entsprechende Richtung drückt und gleichzeitig die Taste betätigt. Verharrt ihr auf diese Weise, dann lauft ihr schnurrstracks geradeaus weiter und ignoriert sämtliche Plattformen, die ihr greifen könntet. Lasst ihr hingegen den Stick los und haltet weiterhin die Taste gedrückt, dann hechtet euer virtuelles Alter Ego automatisch an die nächsthöhere Kante, die er in seinem Lauf erblickt.

Ich beschreibe das Manöver deshalb so ausführlich, weil es abseits der für die damalige Zeit revolutionären Animationen der gewichtigste Grund ist, warum mir Flashback bis heute in Erinnerung geblieben ist. Es ermöglichte ein völlig neues Spielgefühl, weil plötzlich waghalsige Sprungpassagen mit Leichtigkeit zu absolvieren waren.

 

 

Flashback-E