Game #86: Fahrenheit

086-FahrenheitHersteller: Quantic Dream
Director: David Cave
Orchestral Score and Additional Music by: Angelo Badalamenti
Additional Music by: Normand Corbeil
System: PC, Xbox, PlayStation 2
Jahr: 2005

Achtung, Fanboy-Alarm: Hier schreibt ein echter David-Cage-Fan. Obwohl der gebürtige Franzose (der ursprünglich einmal David DeGruttola hieß) in knapp fünfzehn Jahre gerade mal vier Spiele auf die Beine gestellt hat, die zudem alle konzept- wie designtechnisch sehr umstritten sind, bin ich von jedem seiner Projekte fasziniert. Zwei haben es mir ganz besonders angetan und das erste davon kommt heute zum Zuge: Fahrenheit (oder Indigo Prophecy, wie es für den amerikanischen Markt umbenannt wurde).

Stellt euch vor, ihr wacht auf und habt einen Mord begangen – blöd, wenn ihr euch dabei nicht unter Kontrolle hattet und von fremden Mächten gesteuert wurdet. Um wen es sich dabei handelt ist gar nicht mal so wichtig, denn die Aufklärung macht nicht den Reiz von Fahrenheit aus (und gehört sowieso zu den auch für mich enttäuschenden Elementen des Spieles). Nein, interessant ist mehr, dass ihr gleichzeitig Jäger und Gejagter seid.

Ihr spielt genaugenommen drei zentrale Charaktere, nämlich den Mörder und zwei Polizisten, die den Fall zu klären versuchen. Es ist dieser stetige Wechsel zwischen den beiden Parteien, der Fahrenheit so reizvoll macht. Richtig kniffelig wird es, wenn sie erstmals aufeinander treffen: Dann müsst ihr als Polizist für jede Frage eine QTE-Szene absolvieren, damit ihr quasi auf die „richtige Idee“ kommt, und als Mörder geschickt antworten, dass ihr keinen Verdacht erregt… also quasi auf euch selbst!

Fahrenheit ist ein Adventure mit zahlreichen Action-Elementen. Die Rätsel sind recht einfach und nehmen gar im Laufe des Abenteuers ab anstatt zu. Jedoch liegt der Fokus derart stark auf der Erzählung der Geschichte, weshalb das Spiel am besten in die Interactive-Movie-Schublade passt. Unterstützt wird der Ansatz durch den herausragenden Schnitt, der á la 24 (ihr wisst schon: diese dezent überzogene Action-Thriller-Serie mit Kiefer Sutherland) mit zahlreichen Bild-in-Bild-Szenen arbeitet. Erneut möchte euch das Spiel ein Ereignis aus mehreren Blickwinkeln präsentieren, was jedes Mal hervorragend funktioniert.

Das ihr letztlich eine Art Marionette in einem abgekarteten Spiels seid und am Ende nicht wirklich das Gefühl habt, den Ausgang selbst bestimmt zu haben, ist die Immersion grandios. Die Quick Time Events sind bahnbrechend konzipiert und sorgen für einige grandios Adrenalinschübe. Helfen tut der mal schwermütige, mal pulsierende Soundtrack von Angelo Badalamenti und Normand Corbeil, während die Grafik schon damals verbesserungswürdig war. Aber trotz der eckigen Polygonmodelle und der teilweise doch recht dramatischen Dialoge wirken die Charaktere echt. Man fühlt sich schnell in das Dilemma hinein, das einen auf den Stuhl zwischen Jäger und Gejagter setzt.

 

 

Fahrenheit