Letzten Freitag hatten wir zwar erst den 5. Dezember, doch das reicht manchem aus, mit Auszeichnungen um sich zu schmeißen. Die Game Awards gelten laut Produzent Geoff Keighley als Nachfolger der Spike Video Game Awards und sollten eigentlich die besten Spiele des Jahres honorieren. Doch wer sich nur die Veranstaltung via Online-Stream angeschaut hat, der würde kaum vermuten, dass es sich hierbei im Kern um eine Preisverleihung handelte.
In den drei Stunden gab es nämlich primär neue Trailer zu sehen, in der Regel für bereits angekündigte Spiele-Highlights der kommenden Monate und Jahre. Es ist ein weiterer Fingerzeig darauf, dass die Branche seit geraumer Zeit einen immensen Fehler begeht: Sie lässt sich lieber für das Feiern, was noch kommt, als das was bereits da ist. Mehr Hype geht jedenfalls nicht.
Mir geht es als Awardian aber nun mal um die Preise, die verliehen wurden. Und auch in der Hinsicht bin ich irritiert, denn ein Großteil wurde gar nicht öffentlich auf der Bühne bekannt gegeben, sondern zwischendurch in Kurzinterviews vom drögen Moderator an die meist wenig enthusiastisch klingenden Auszuzeichnenden überreicht. Vermutlich war für eine ehrliche wie homogene Würdigung aller Preisträger keine Zeit zwischen den ganzen “Werbe“-Videos.
Dragon Age: Inquisition wurde als bestes Spiel des Jahres ausgezeichnet – und ich mutmaße ganz frech, dass es nicht der letzte Award dieser Art für BioWare gewesen sein dürfte. Das eigentlich als Favorit gehandelte Bayonetta 2 hat nämlich den einen Nachteil, dass es zwar grandios, aber auch absolut nichts Neues bietet. Dragon Age: Inquisition mag wie ein verkapptes Solo-MMORPG wirken, jedoch hat das eben kein vergleichbares Spiel zuvor so gut hin gekriegt.
Ganz davon abgesehen dürfte Bayonetta 2 so oder so nur dritte Wahl bei den Veranstaltern gewesen sein, denn der Hit aus Japan verlor überraschend in der Kategorie Action/Adventure gegen Assassins’s Rings… äh… Mittelerde: Schatten von Mordor. Das ist insofern bemerkenswert, weil viele Mitglieder der Game-Awards-Jury aus der Fachpresse kommen und das Herr der Ringe Spiel im Vergleich zu den anderen vier nominierten Spielen gut fünf Punkte niedriger im Metacritic-Schnitt liegt. Rudern da bereits einige zurück, die ihre damalige 80er oder gar 70er Wertung nun bereuen? Ist es wieder dem Frischefaktor zu verdanken, den Mittelerde immerhin dank des Nemesis-Systems hat? Oder durfte in einer kanadisch-amerikanisch produzierten Show kein Japaner gewinnen?
Zu den weiteren Auszeichnungen möchte ich mich ungern im Detail auslassen, denn die ganze Preisverleihung wirkte einfach zu bemüht und zu lieblos, als das ich sie ernst nehmen kann. Diverse Live-Performance Acts, wie ein Mario klimpernder Koji Kondo oder eine Dragon Age spielende Lindsey Stirling, konnten da aufgrund der suboptimalen Akustik und/oder fehlerhaften (!) Performance wenig retten. Und was sollte eigentlich der “Gag“, dass Conan O’Brien die GOTY-Nominierten einzeln vorstellte? Sein Tonfall ließ jedenfalls tief blicken, was Leute wie er, die sich nicht mit Games auskennen, über eben solche denken: Alles nur Spielkram…
Jury Vote
Bestes Spiel des Jahres
Dragon Age: Inquisition
Entwickler des Jahres
Nintendo
Bestes Independent-Spiel
Shovel Knight
Bestes Mobile/Handheld-Spiel
Hearthstone
Beste Geschichte
Valiant Hearts: The Great War
Beste Musik/Bester Soundtrack
Destiny
Bester Darsteller
Trey Parker (South Park: The Stick of Truth)
„Games For Change“
Valiant Hearts: The Great War
Bestes “remastered“ Spiel
Grand Theft Auto 5
Bester Shooter
Far Cry 4
Bestes Action/Adventure
Mittelerde: Mordors Schatten
Bestes Rollenspiel
Dragon Age: Inquisition
Bestes Prügelspiel
Super Smash Bros. Wii-U
Bestes Familienspiel
Mario Kart 8
Bestes Sport/Rennspiel
Mario Kart 8
Beste Online-“Erfahrung“
Destiny
Fan’s Choice
Meist zu erwartende Spiel 2015
The Witcher 3
eSports Spieler des Jahres
Matt „NaDeSHoT“ Haag
eSports Team des Jahres
Ninjas in Pajamas
„Trending Gamer“
TotalBiscuit
Beste „Fan Kreation“
Twitch Plays Pokemon