Emmy Tippschein 2017/18

Wer hat noch nicht, wer will noch mal: Der Emmy dürfte der am häufigsten vergebene Preis der Film- und Fernsehbranche sein. Nicht nur, dass bereits am letzten Wochenende 95 Kategorien (!) ausgezeichnet wurden: Am heutigen Abend sind die „großen“ an der Reihe. Und weil ich völlig bekloppt bin, habe ich mir erneut das gesamte nominierte Material reingezogen. Fast, jedenfalls – denn in dieser Saison waren die Nominierung derart übelst verteilt, weshalb die oder andere Folge aus Zeitgründen links liegen blieb. Die betreffenden Serien und ihre Nominierungen habe ich in meinen Rankings mit einem Sternchen markiert.

Vorhang auf für…

Drama Series

In den letzten Jahren ist mir ein Trend aufgefallen, der sicherlich mit meiner Erwartungshaltung zusammenhängt: Ich bin abwechselnd von Saison zu Saison von den nominierten Drama Serien entweder total begeistert oder milde enttäuscht. Und für 2017/18 trifft diesmal letzteres zu.

2016/17 gab es ungewöhnlich viele neue Serien, die für ihre jeweils erste Staffel nominiert wurden und die durch die Bank für mächtig Eindruck sorgten. Egal ob The Crown, This is Us, Stranger Things, Westworld oder The Handmaid’s Tale: Da reihte sich ein Highlight nach dem anderen ein.

Dieses Jahr ist das Quintett geschlossen wieder mit dabei, freilich für ihre zweiten Staffeln. Und mit einer Ausnahme fühlen sich diese leicht bis spürbar schlechter an. Am schlimmsten trifft es Westworld: Die Sci-Fi-Serie rund um den hochmodernen Vergnügungspark, deren menschenähnlichen Robter langsam aber sicher Gefühle entwickeln, ist von „extrem interessant“ runter auf „unangenehme Qualitätsschwankungen“ gefallen. Die mysteriöse Grundprämisse ist weg und die neuen Geheimnisse erreichen nicht die gleiche Faszination, nicht zuletzt weil sie phasenweise zu kryptisch geraten sind.

Das mir das finale Ergebnis trotzdem unterm Strich gefallen hat, liegt an der astreinen Präsentation – allen voran Ramin Djawadis fantastische Musik, die in meinen Ohren das beste ist, was er je komponiert hat. Zudem helfen noch wie vor die höchst kompetenten Schauspieler, wobei diesmal Evan Rachel Wood alles wegrockt. Aber für die dritte Staffel wünsche ich mir einen besseren roten Faden, etwas weniger Mysterium und dafür ein klein wenig mehr Bodenständigkeit.

The Crown und This is Us hat es nicht ganz so hart erwischt, aber auch hier blättert der Lack leicht ab. Bezüglich The Crown dreht immerhin Matt Smith als Prinz Philip mächtig auf, während This is Us gegen Ende einen cleveren Twist andeutet, der mir richtig Lust auf die dritte Staffel bereitet. Ansonsten gilt das Urteil vom letzten Jahr: Beide Serien haben einen fantastischen Cast, die eine ist geschichtlich ein Brett und die andere wühlt mit eigentlich simplen Tricks eure Emotionen auf. Gewinnen wird aber keiner von den beiden.

Die einzige der fünf genannten Serien, die mir definitiv in der zweiten Staffel besser gefallen hat, und minimale Außenseiterchancen auf den Sieg hat, ist Stranger Things. Dies überrascht insofern, weil ich nach der ersten Staffel gar keine Steigerung erwartet hatte. Im Gegenteil: Bei keiner anderen Serie war meine Befürchtung derart groß, dass das Pulver bereits verschossen sei. Doch die Duffer Brothers haben tatsächlich einen passenden Fortsetzungsplot gefunden und vor allem die so schon brillanten Kindercharaktere hervorragend entwickelt.

Somit bleibt The Handmaid’s Tale, bei der mir eigentlich auch irgendwie klar war: Solch ein Meilenstein wie die erste Staffel kann Hulu nicht wiederholen. In der Tat fällt die zweite ab – allerdings reden wir hier von einer glatten 10 auf eine 9,5. Einerseits tritt die Geschichte etwas auf der Stelle. Aber andererseits hauen die Schauspieler wieder mal alles andere weg, weshalb The Handmaid’s Tale trotz leichtem Qualitätsabfall auch in diesem Jahr meine persönlich liebste Drama Serie ist. Der ausschlaggebende Punkt ist im übrigen das leicht umstrittene Ende, das einen völlig plumpen Twist abliefert. Jedoch bleibt er dem Grundtenor der Serie treu, die weiterhin ein grausames Szenario zeichnet und trotzdem dieses ehrliche Fünkchen Hoffnung andeutet, ohne die das Ansehen unerträglich wäre.

Im Prinzip würde ich auch mein Geld auf The Handmaid’s Tale setzen, wenn es um den Sieg geht. Die Serie ist (leider) dank Trump & Co. weiterhin brandaktuell und allein die wahnwitzige Leistung von Elisabeth Moss (zu der ich gleich noch was schreibe) sollte das Ding sicher machen. Allerdings könnte am Ende eine der beiden Serien obsiegen, die bereits seit Jahren über den Fernseher flimmern… und die in meiner bescheidenen Meinung qualitätstechnisch kaum weiter entfernt liegen könnten.

Denn, und da mögen sich die Fans noch so sehr auf den Kopf stellen: Die siebte Staffel von Game of Thrones hat ein paar immense Probleme. Während mich die sechste noch bis zum äußersten mitgenommen hat, allein was The Door oder das Finale anbelangt, so ist von der ursprünglichen Einmaligkeit der brutalen Fantasy-Welt kaum noch was über. Plötzlich sterben Charaktere, einfach nur der Dramatik wegen. Die Zusammenführung und Neusortierung der Parteien wirkt größtenteils krampfhaft (mit Ausnahme von Viserions Schicksal). Und was mich richtig, aber wirklich so RICHTIG genervt hat: Bei sämtlichen Begegnungen zweier Charaktere, die sich laut Story schon ewig kennen, sich aufgrund der dramatischen Ereignisse entzweit haben und nun nach „langer“ Zeit wiedertreffen, fällt in einem überaus kitschigen Tonfall ein Satz á la „Es ist schön, dich wieder zu sehen.“ ARGH!!!!

Nein: Ich bete wirklich, dass es Game of Thrones nicht schafft. Für die sechste Staffel war es noch voll verdient, aber bitte nicht für diese unausgegorene siebte. Wenn jemand The Handmaid’s Tale das Double versauen darf, dann bitte das fantastische Serienfinale von The Americans. Die beiden Serien liegen in meiner Gunst wirklich hauchdünn hintereinander – und The Americans verliert nur ganz knapp, weil es ein paar Folgen braucht, bis die volle Brillanz durchschlägt. Aber es dürfte kaum ein herausragenderes Beispiel geben, wie man eine solche Serie beendet, OHNE künstlich einen auf Drama zu machen. Die letzte Folge ist vielleicht die beste bodenständigste, die ich je in meinem Leben gesehen habe.

Die Frage ist: Wie viele Emmy-Wähler haben The Americans gesehen? Für die Serie sprangen magere vier Nominierungen heraus – womit sie bei anderen Award-Shows wie den Oscars allein deshalb keine Chance mehr hätte. Jedoch führt die sechste Staffel nahezu jede Top Ten Liste der besten TV-Serien der Saison 2017/18 an… und deshalb stirbt die Hoffnung zuletzt.

Front-runner: The Handmaid’s Tale
Runner-up: The Americans

Personal Ranking:

1. The Handmaid’s Tale
2. The Americans
3. Stranger Things
4. This Is Us
5. The Crown
6. Westworld
7. Game of Thrones

Beste Hauptdarstellerin [Drama Series]

Was für ein Feld! All diese Damen haben in ihrer jeweils nominierten Serie vielleicht die bislang beste Leistung ihres Lebens abgerufen. Nun, alle bis auf Tatiana Maslany, die mehr oder weniger ihre Multi-Charakter-Rolle wiederholt und solide beendet.

Und trotzdem: Hier darf kein Weg an Elisabeth Moss vorbei führen. Was die Frau insbesondere in ihrer eingereichten Folge The Last Ceremony abliefert, ist einfach unbeschreiblich. Sie hat bis letztes Jahr so lange auf ihren Emmy gewartet – und das hier MUSS einfach ihr zweiter werden. Einzig Keri Russell könnte für eine Überraschung sorgen, schlicht weil The Americans vorbei ist und dies hier ihre letzte Chance wäre.

Unabhängig davon wünsche ich mir klammheimlich, dass Sandra Oh im nächsten Jahr vorbei zieht. Ihre Serie Killing Eve, die in meinen Augen definitiv nominiert hätte werden müssen, ist mit weitem Abstand der interessante Neuling der Saison 2017/18 und ihr Charakter strotzt nur so vor Potenzial.

Front-runner: Elisabeth Moss (The Handmaid’s Tale)
Runner-up:Keri Russell (The Americans)

Personal Ranking:

1. Elisabeth Moss (The Handmaid’s Tale)
2. Sandra Oh (Killing Eve)
3. Keri Russell (The Americans)
4. Claire Foy (The Crown)
5. Evan Rachel Wood (Westworld)
6. Tatiana Maslay (Orphan Black) (*)

Bester Hauptdarsteller [Drama Series]

Es wird wohl nicht für den ganz großen Wurf für The Americans reichen – dazu ist die Anzahl der Nominierungen einfach zu gering und die Dominanz von The Handmaid’s Tale zu spürbar. Aber irgendwas sollte abfallen – und ich habe bereits vor zwei Jahren prophezeit: Matthew Rhys wird für diese Serie einen Emmy gewinnen.

Und in der Tat wäre Platz da: Der größte Konkurrent ist Sterling K. Brown, der Sieger aus dem Vorjahr. Er ist erneut sehr stark, aber nicht wirklich besser – im Gegensatz zu seinem Serienkollegen Milo Ventimiglia, der nun paradoxerweise einige This-is-Us-Fanstimmen für sich beanspruchen könnte. Noch weniger Chancen haben die Westworld-Jungs, während Jason Bateman primär in der Pilotfolge brilliert und danach Stückchenweise abfällt.

Rhys hingegen sticht gesondert hervor und auch für ihn ist es seine letzte Chance. Das mag bei den Emmy-Wählern nicht immer ziehen (fragt Steve Carell…) – aber manchmal hilft’s eben doch (fragt Jon Hamm!!).

Bezüglich Brown darf man allerdings eine Sache nicht unterschätzen: Die Academy ist anscheinend in diesem Jahr sehr darauf bedacht, Randgruppen zu honorieren. Jedenfalls waren erstmals alle Gewinner der vier Gastrollen-Kategorien farbig…

Front-runner: Matthew Rhys (The Americans)
Runner-up: Sterling K. Brown (This Is Us)

Personal Ranking:

1. Matthew Rhys (The Americans)
2. Sterling K. Brown (This Is Us)
3. Milo Ventimiglia (This Is Us)
4. Jason Bateman (Ozark)
5. Ed Harris (Westworld)
6. Jeffrey Wright (Westworld)

Beste Nebendarstellerin [Drama Series]

Drei Frauen aus The Handmaid’s Tale, die mal wieder die Konkurrenz deklassieren: Natürlich besteht die Chance, dass Lena Heady oder Millie Bobby Brown durchrutschen, falls sich Bledel, Dowd und Strahovski gegenseitig die Stimmen klauen. Aber im Normalfall sollte das nicht passieren, weil das Trio einfach eine Klasse für sich ist.

Dürfte ich wählen, dann hätte Alexis Bledel in jedem Fall meine Stimme. Sie spielt insbesondere in ihrer eingereichten Folge in einer ganz anderen Welt und die sensible Mimik ihrer Figur lässt mich von Minute zu Minute immer mehr zerbrechen.

Interessanterweise ist Bledel laut andern Emmy-Experten so mit das Schlusslicht unter den Nominierungen, weil sie jenseits (!) ihrer eingereichten Folge zu kurz käme. Hier stellt sich die Frage inwiefern diese Auswahl in der heutigen Zeit eine Rolle spielt – vor zehn Jahren war sie jedenfalls mal ausschlaggebend, weshalb Julia Margulies ihren sicher geglaubten Emmy für die erste Staffel von The Good Wife verlor.

Jedenfalls tippen viele auf Ann Dowd, schlicht weil sie die Vorjahressiegerin ist. Allerdings vernehme ich mehr und mehr positive Stimmen in Richtung Stahovksi. Und in der Tat würde ein Sieg für sie Sinn ergeben, weil sie in der zweiten Staffel die stärkste Entwicklung unter all den Handmaid’s-Tale-Figuren durchmacht.

Front-runner: Yvonne Strahovksi (The Handmaid’s Tale)
Runner-up: Ann Dowd (The Handmaid’s Tale)

Personal Ranking:

1. Alexis Bledel (The Handmaid’s Tale)
2. Ann Dowd (The Handmaid’s Tale)
3. Yvonne Strahovski (The Handmaid’s Tale)
4. Lena Heady (Game of Thrones)
5. Millie Bobby Brown (Stranger Things)
6. Thandie Newton (Westworld)
7. Vanessa Kirby (The Crown)

Bester Nebendarsteller [Drama Series]

Dieser Emmy könnte ein unschöner Vorbote für einen Game-of-Thrones-Durchmarsch sein – wenn nämlich Peter Dinklage tatsächlich seinen dritten Emmy einstreicht. Allerdings ist seine Figur inzwischen so auf das Kleinste reduziert… ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Doch das galt auch für die fünfte Staffel, wo er zu meiner Überraschung tatsächlich gewann.

Fragt man hingegen Emmy-Interessierte nach einem Favoriten, dann fällt ein ganz anderer Name: David Harbour aus Stranger Things. Und ja, der hätte es auch hoch verdient: Sowohl sein Charakter als auch seine Leistung sind mindestens doppelt bis dreimal so stark wie in der ersten Staffel. Harbour ist von einem sympathischen Unterstützer zu einem unvergesslichen Ankerpunkt gereift.

Aber… irgendwie glaube ich nicht daran. Es ist einfach so ein Gefühl, das mir sagt: Harbour gewinnt niemals einen Emmy – jedenfalls nicht für diese Rolle. Nur: Wer macht es dann? Emmy-Wähler sind ein Stück weit faul und wählen gerne das, was im letzten Jahr gewann. Allerdings ist John Lithgow nicht mehr dabei – und statt seiner rückte Matt Smith auf, dessen Präsenz deutlich besser als in der ersten Staffel gefällt.

Ich hatte gleichwohl auch bei ihm das Gefühl: Ne… das ist es nicht… bis ich die letzte Szene der letzten Folge sah. Und da nimmt er mit nur einem Aufschrei das ganze Zepter in die Hand und wirkt ungemein mächtig. Sollten die Emmy-Wähler ebenfalls so lange durchgehalten haben, dann werden sie sich jedenfalls diesen Moment gemerkt haben.

Front-runner: Matt Smith (The Crown)
Runner-up: David Harbour (Stranger Things)

Personal Ranking:

1. David Harbour (Stranger Things)
2. Matt Smith (The Crown)
3. Joseph Fiennes (The Handmaid’s Tale)
4. Mandy Patinkin (Homeland)
5. Nikolaj Coster-Waldau (Game of Thrones)
6. Peter Dinklage (Game of Thrones)

Bestes Drehbuch [Drama Series]

Im Prinzip gibt es hier weder Front-runner noch Runner-up: Sowohl The Handmaid’s Tale als auch The Americans würden diesen Emmy verdienen und liegen extrem dicht beieinander. Das heißt: Hätte The Americans mehr Nominierungen, dann würde ich vielleicht etwas deutlicher auf das Serienfinale setzen. Aber so bin ich mir immer noch uneins, inwiefern die Emmy-Wähler etwas mit der Serie anfangen konnten.

The Handmaid’s Tale mag erzähltechnisch etwas abgebaut haben, aber wie schon mehrfach gesagt: Das Niveau war ursprünglich so astronomisch hoch, weshalb die Serie selbst nach dem leichten Abfall immer noch in der ersten Liga spielt.

Front-runner: The Handmaid’s Tale (June)
Runner-up: The Americans (START)

Personal Ranking:

1. The American (START)
2. The Handmaid’s Tale (June)
3. Killing Eve (Nice Face)
4. The Crown (Mystery Man)
5. Stranger Things (Chapter Nine)
6. Game of Thrones (The Dragon and the Wolf)

Beste Regie [Drama Series]

Es ist mir unbegreiflich, wie Game of Thrones diese Nominierung für Beyond the Wall geschafft hat – ausgerechnet Beyond the Wall! Es ist so mit die unausgegorenste Folge der gesamten Serie, die ihre eigenen Wurzeln verrät und auf einen halbgaren Massenmarktservice abzielt. Was vornehmlich an der Inszenierung liegt.

Die andere nominierte Folge ist deutlich, deutlich, deutlich besser – und in meinen Augen der größte Hoffnungsträger der Serie, auch in diesem Jahr einen „großen“ Emmy abzustauben. Die Frage ist, inwiefern der gemeine Emmy-Wähler klassisches Drama und pompöse Inszenierung abwägt. Denn in ersterem Fall ist The Handmaid’s Tale der unbestreitbare Favorit.

Front-runner: The Handmaid’s Tale (After)
Runner-up: Game of Thrones (The Dragon and the Wolf)

Personal Ranking:

1. The Handmaid’s Tale (After)
2. The Crown (Paterfamilias)
3. Game of Thrones (The Dragon and the Wolf)
4. Stranger Things (Chapter Nine)
5. Ozark (The Toll)
6. Ozark (Tonight We Improvise)
7. Game of Thrones (Beyond the Wall)

Comedy Series

Bei den Komödien zeichnet sich für mich persönlich der selbe Trend wie bei den Dramen ab: Die eine Saison ist Top und die nächste ein Flop. Zum Glück wechseln sich Comedy und Drama ab, weshalb mir zumindest eine Kategorie pro Jahr richtig Spaß macht.

Und das ist 2017/18 eindeutig die Comedy gewesen, weshalb mir sogar das zuletzt noch so enttäuschende Unreakable Kimmy Schmidt wieder richtig Freude bereiten konnte. Es sind zwar nur sechs Folgen, aber die funktionieren dafür einwandfrei, stecken voller origineller Ideen und nerven mich nicht (abseits der Vermieterin).

Auch Black-ish und Silicon Valley liefern jeweils ein gutes Jahr ab, gleichwohl ich keine der beiden Serien jemals auf Gewinnkurs sehe. Dazu wirken sie in ihrer Art zu festgefahren – und wieso sollten sie dann plötzlich siegen, wenn es davor nie geklappt hat?

Glow gehört zu den Neulingen und war eine der Überraschungen am Nominierungs-Morgen – gleichwohl eine bittersüße. Denn eigentlich sollten die Stars Alison Brie und Marc Maron zum Zuge kommen, die jedoch beide übergangen wurden. Nun, die Serie an sich ist durchaus gut genug für die Kategorie Best Comedy. Aber mir fehlt jenseits der originellen Prämisse noch das gewisse Etwas, was sich durchaus in den folgenden Staffeln noch entwickeln kann. Sprich: Hier sehe ich mehr Potenzial für die kommenden Jahre.

Curb Your Enthusiasm ist nach einer üblichen Zwangspause zurück und auf dem gewohnten Niveau – auch wenn mir Larry Davids Schauspielleistung von Mal zu Mal weniger gefällt, schlicht weil man gar nicht so genau weiß: Was ist da echt und was ist tatsächlich gespielt?

So oder so gibt es eigentlich auch nur zwei Serien, die ernsthaft um den Sieg kämpfen: Atlanta und The Marvelous Mrs. Maisel. Ersteres müsste das Ding eigentlich locker einfahren, weil die einzelnen Folgen an Originalität nicht mehr zu überbieten sind. Donald Glover mixt hier ein Genre mit dem anderen, dass es nur eine helle Freude ist, und macht jede halbe Stunde zu etwas Eigenem.

Doch genau da liegt das Problem begraben, weshalb ich nicht an den Sieg glaube – denn in Atlanta steckt zu viel Drama, was die Academy so gut wie nie in der Königsdisziplin Best Comedy honoriert. Da passt The Marvelous Mrs. Maisel schon besser ins Bild, besonders weil hier die Grundidee von Haus aus für tolle Stand-Up-Comedian-Nummern sorgt – und die sind einfach brillant geschrieben.

Mein Favorit Barry hingegen… den habe ich kurz vor Schreiben des Artikels gegen Atlanta eingetauscht. Es ist die Serie, die bei mir 2017/18 emotional gesehen am meisten hängen geblieben ist und ja, auch wegen des Drama-Anteils, der besonders in der unglaublich starken siebten Folgen Höchstformen annimmt.

Genau wie Glow war es eine kleine Überraschung, dass die Serie überhaupt nominiert wurde – zudem viele die erste Staffel als unausgegoren und fehlerhaft bezeichnen. Dagegen stehen jedoch Momente, die in meinen Augen unvergesslich sind und das TV-Bild der letzten Saison auf lange Sicht prägen könnten. Mich erinnert Barry jedenfalls von der Qualität her an die erste Staffel von Breaking Bad. Und wir wissen alle, wie das am Ende ausging.

Front-runner: The Marvelous Mrs. Maisel
Runner-up:Atlanta

Personal Ranking:

1. Barry
2. Atlanta
3. The Marvelous Mrs. Maisel
4. Curb Your Enthusiasm
5. Unbreakable Kimmy Schmidt
6. Black-ish
7. Glow
8. Silicon Valley

Beste Hauptdarstellerin [Comedy Series]

Es ist eines der langweiligsten Rennen des Abends: Julia Louis-Dreyfus ist nicht nominiert, weil ihre Vorzeigeserie Veep pausiert. An ihrer Stelle steht die wahrhaft wundervolle Rachel Brosnahan für The Marvelous Mrs. Maisel. Ihre Rolle schreit geradezu nach Emmy und Brosnahan nutzt ihre Chancen bis zur letzten Sekunde. Einzig ihre eingereichte Folge könnte ihr im Wege stehen, denn an ihrer Stelle hätte ich eher den Pilot anstatt das Staffelfinale gewählt.

Meine Favoritin ist im übrigen wie im letzten Jahr die grandiose Pamela Adlon – aber ihre Serie Better Things ist einfach zu eigen und dürfte wohl vielen Emmy-Wählern gar nicht erst geschaut werden.

Front-runner: Rachel Brosnahan (The Marvelous Mrs. Maisel)
Runner-up: Tracee Ellis Ross (Black-ish)

Personal Ranking:

1. Pamela Adlon (Better Things)
2. Rachel Brosnahan (The Marvelous Mrs. Maisel)
3. Tracee Ellis Ross (Black-ish)
4. Lily Tomlin (Grace and Frankie) (*)
5. Issa Rae (Insecure)
6. Allison Janney (Mom) (*)

Bester Hauptdarsteller [Comedy Series]

Hier wird es minimal spannender, aus einem ganz bizarren Grund: Donald Glover hat eine Folge eingereicht, in der man gar nicht weiß, wen er spielt! Allerdings hätte das wohl an seiner Stelle jeder gemacht, weil sein Charakter alles andere in Grund und Boden stampft. Sorry, wenn ich da so drumherum rede, aber Teddy Perkins muss man gesehen haben anstatt erzählt bekommen.

Wenn jemand Glover die Feier versaut, dann Bill Haders Barry. Seine Darstellung als knallharter Auftragskiller, der jenseits seines Jobs voller Unsicherheiten steckt, ist für mich die Entdeckung des Jahres. Diesmal wird es wohl nicht reichen, aber ich bin mir sicher: Sollte Hader das Niveau halten, dann wird er über kurz oder lang einen Emmy für diese Rolle gewinnen.

Front-runner: Donald Glover (Atlanta)
Runner-up: Bill Hader (Barry)

Personal Ranking:

1. Bill Hader (Barry)
2. Donald Glover (Atlanta)
3. Ted Danson (The Good Place) (*)
4. Anthony Anderson (Black-ish)
5. Larry David (Curb your Enthusiasm)
6. William H. Macy (Shameless) (*)

Beste Nebendarstellerin [Comedy Series]

Acht Nominierungen – die Emmys mit ihren lockeren Regeln machen es möglich! Die ganze Welt tippt jedenfalls auf einen dritten Sieg für Kate McKinnon, aber ich wäre mir da nicht so sicher. Im letzten Jahr hat sie mich von allen Schauspielern am meisten überzeugen können. In diesem ist sie immer noch gut, aber dann doch spürbar schwächer – und ihre eingereichte Folge ist erschreckend schwach. Andersherum hat ihre Kollegin Aidy Bryant eine brillante Wahl getroffen, weshalb ich die Frau nicht völlig abschreiben würde.

Sofern die Emmys nicht an ganz alte Muster zurückfallen und unbedingt Laurie Metcalf oder Megan Mullally für ihre tollen Comebacks belohnen möchten, dürfte eigentlich kein Weg an Alex Borstein vorbeigehen. Sie ist witzig, sie ist charmant und sie ist vor allem das perfekte Sinnbild für einen „Supporting Actor“. Sprich: Sie drängt sich niemals auf und ist doch unersetzlich für die gesamte Serie.

Front-runner: Alex Borstein (The Marvelous Mrs. Maisel)
Runner-up: Kate McKinnon (Saturday Night Live)

Personal Ranking:

1. Alex Borstein (The Marvelous Mrs. Maisel)
2. Kate McKinnon (Saturday Night Live)
3. Aidy Bryant (Saturday Night Live)
4. Megan Mullally (Will & Grace)
5. Laurie Metcalf (Roseanne)
6. Leslie Jones (Saturday Night Live)
7. Betty Gilpin (Glow)
8. Zazie Beetz (Atlanta)

Bester Nebendarsteller [Comedy Series]

Henry Winkler gilt als haushoher Favorit, allein weil der ehemalige Fonzi-Darsteller noch keinen Emmy hat. Doch obwohl Barry meine liebste Serie 2017/18 ist, so würde ich Winkler nicht auszeichnen – dazu wirkt mir sein Charakter etwas zu brav und zu naiv, für das was er eigentlich darstellen soll.

Tony Shalhoub hingegen läuft zur Höchstform auf und könnte mit seiner Rolle in The Marvelous Mrs. Maisel langfristig an seine Monk-Erfolge anknüpfen.

Front-runner: Henry Winkler (Barry)
Runner-up: Alec Baldwin (Saturday Night Live)

Personal Ranking:

1. Tony Shalhoub (The Marvelous Mrs. Maisel)
2. Brian Tyree Henry (Atlanta)
3. Henry Winkler (Barry)
4. Tituss Burgess (Unbreakable Kimmy Schmidt)
5. Kenan Thompson (Saturday Night Live)
6. Louie Anderson (Baskets)
7. Alec Baldwin (Saturday Night Live)

Bestes Drehbuch [Comedy Series]

Die siebte Folge von Barry ist wirklich unbeschreiblich gut geschrieben – aber ich befürchte, dass sie dem gemeinen Emmy-Wähler zu hart ist. Des Weiteren gewinnen erste Staffeln für ihre Pilotfolgen.

Aus dem Grund hat natürlich auch The Marvelous Mrs. Maisel beste Siegchancen – besonders weil bereits der Pilot neben dem ausgeklügelten Plot vor allem die herrlich geschriebenen Stand-Up-Nummern der Hauptfigur auf den Tisch haut.

Front-runner: The Marvelous Mrs. Maisel (Pilot)
Runner-up: Barry (Chapter One)

Personal Ranking:

1. Barry (Chapter Seven)
2. Atlanta (Barbershop)
3. The Marvelous Mrs. Maisel (Pilot)
4. Barry (Chapter One)
5. Silicon Valley (Fifty-One %)
6. Atlanta (Alligater Man)

Beste Regie [Comedy Series]

Ganz ehrlich: Das hier darf Atlanta auf gar keinen Fall verlieren. Die Folge Teddy Perkins ist bereits von der Idee her total bekloppt. Aber es ist die Umsetzung, die sie zur Legende macht. Nur wenn die Emmy-Wähler hier etwas bodenständigeres auszeichnen möchten, dann führt auch hier kein Weg nach The Marvelous Mrs. Maisel vorbei.

Front-runner: Atlanta (Teddy Perkins)
Runner-up: The Marvelous Mrs. Maisel (Pilot)

Personal Ranking:

1. Atlanta (Teddy Perkins)
2. Barry (Chapter One)
3. The Marvelous Mrs. Maisel (Pilot)
4. Glow (Pilot)
5. The Big Bang Theory (Bow Tie Asymmetry)
6. Silicon Valley (Initial Coin)
7. Atlanta (FUBU)

Limited Series

Vor zwei Jahren war The People v. O.J. Simpson der haushohe Favorit und räumte zurecht alles ab. Die „Fortsetzung“ The Assassination of Gianni Versace ist eine ganze Klasse schlechter – und trotzdem bedeutend besser als der Rest des Feldes.

Ganz ehrlich: Die Enttäuschung in dieser Kategorie war für mich erstmals größer als bei den TV-Filmen. Besonders Godless, ein „dreckig-pseudo-düsterer“ Western, hat überhaupt keinen Eindruck bei mir hinterlaassen. Abseits von ein paar tollen Bildern überzeugten mich weder die Schauspieler noch die Drehbücher mit ihren zähen Dialogen.

Aber, nun gut: Ich steh mit dieser Meinung ziemlich alleine, weil Godless von anderen Emmy-Experten ernsthafte Siegchancen eingeräumt werden – falls die Academy keinen Bock auf Ryan Murphy hat.

Front-runner: The Assassination of Gianni Versace
Runner-up: Godless

Personal Ranking:

1. The Assassination of Gianni Versace
2. The Alienist
3. Patrick Melrose
4. Godless
5. Genius: Picasso

TV Movie

Die Kategorie Bester TV-Film kommt nicht aus der Krise raus und wird wohl auch deshalb bereits bei den Creative Awards verliehen – der Sieger steht ergo bereits fest und lautet Black Mirror: USS Callister.

Was keine Überraschung ist: Die Serie hat einen wahnsinnigen Qualitätsanspruch und ähnlich wie beim Vorjahrssieger San Junipero gibt es kaum Gegenargumente. Also, mit einer Ausnahme: Nämlich das Black Mirror doch eigentlich als Serie zählen müsste. In der Tat häufen sich derzeit die Gegenstimmen, nachdem Black Mirror bereits zum zweiten Mal in Folge gewonnen habe, ob man solche Einsendungen überhaupt zulassen sollte. Ich rieche hier ein neues Regelwerk für 2019…

Gleichwohl ich selbst mit dem Sieg keine Probleme habe, so hätte ich mir als Sieger lieber The Tale gewünscht – schlicht weil es sich hier um einen fantastischen Film handelt, der sowohl von er Regie als auch vom Drehbuch her gesehen ein Dutzend Emmys verdient hätte. Allerdings hat die Academy irgendein Problem mit dem Werk aus dem Hause HBO, weil nämlich abseits von Bester TV Film und Beste Hauptdarstellerin keine weitere Nominierug heraussprang.

Paterno fand ich ebenfalls recht interssant und gleichfalls toll in Szene gesetzt. Flint wiederum ist ganz nett, tut nicht weh und wirkt wie der typische Lückenfüller. Und Fahrenheit 451? Ui, ui, ui! Da zeigt sich wieder die Krise: Wenn schon solche Machwerke nominiert werden müssen, die wirklich sämtliche Fans der Buchvorlage aufgrund ihrer haarsträubenden Neuinterpretation auf die Palme bringen, dann sollte man doch mal den Sinn dieser Kategorie überdenken.

Winner: Black Mirror – USS Callister

Personal Ranking:

1. The Tale
2. Black Mirror – USS Callister
3. Paterno
4. Flint
5. Fahrenheit 451

Beste Hauptdarstellerin [Limited Series / TV Movie]

Bitte, bitte, bitte: Das hier muss einfach Laura Dern machen. Sie spielt in einer eigenen Liga und unter ihr gibt es keinen klaren Gegenkandidaten. Der Grund, warum ich Regina King als Runner-up aufzähle: Die Frau hat bereits zwei Emmys in der Tasche, die beide mehr oder weniger überraschend waren. Ergo sieht die Academy in ihr etwas, was die Emmy-Experten fleißig übersehen.

Front-runner: Laura Dern (The Tale)
Runner-up: Regina King (Seven Seconds)

Personal Ranking:

1. Laura Dern (The Tale)
2. Edie Falco (The Menendez Murders)
3. Jessica Biel (The Sinner)
4. Sarah Paulson (American Horror Story: Cult)
5. Regina King (Seven Seconds) (*)
6. Michelle Dockery (Godless)

Bester Hauptdarsteller [Limited Series / TV Movie]

Ich sag’s mal ganz frei heraus: Benedict Cumberbatch war noch nie so gut wie in seiner Rolle als drogensüchtiger Patrick Melrose – und kaum jemand wird’s in einem Jahr noch wissen, was der Mann hier jenseits von Sherlock, Doctor Strange und Star Trek geleistet hat.

Ich würde ihm auch zumindest Spoiler-Chance einrechnen, wenn er nicht bereits einen Emmy in der Tasche hätte. So besteht hier keine „Notwendigkeit“, zudem weil Darren Criss eh haushoch in Führung liegt. Er ist schließlich der Grund, warum The Assassinaton of Giannia Versace mal wieder eine ganz besondere Serie aus dem Hause Ryan Murphy ist.

Nein, der Spoiler ist wo ganz anders begraben: Im Variety Special Jesus Christ Superstar Live in Concert, das bereits bei den Creative Emmy Awards gewann und für das zahlreiche Schauspieler im Rennen sind. Und John Legend, ja… der kann tatsächlich mehr als Songs schreiben und singen! Der kann auch verdammt gut schauspielern – sogar Jesus Christus persönlich.

Front-runner: Darren Criss (The Assassination of Gianni Versace)
Runner-up: John Legend (Jesus Christ Superstar Live in Concert)

Personal Ranking:

1. Darren Criss (The Assassination of Gianni Versace)
2. Benedict Cumberbatch (Patrick Melrose)
3. Jeff Daniels (The Looming Tower)
4. John Legend (Jesus Christ Superstar Live in Concert)
5. Jesse Plemons (Black Mirror – USS Callister)
6. Antonio Banderas (Genius: Picasso)

Beste Nebendarstellerin [Limited Series / TV Movie]

Wann gewinnt Judith Light ihren Emmy? Vor zwei Jahren sollte sie es eigentlich als Nebendarstellerin für Transparent packen – wenn da nicht der unbändige Siegeszug der Kate McKinnon gewesen wäre.

Und auch in diesem Jahr droht Light gegen einen großen Namen zu verlieren: Penélope Cruz schindet allein aufgrund ihrer prestigeträchtige Rolle als Donna Versace mächtig Eindruck. Aber die Gefühlswelt, die Judith Light in dieser einen Folge durchlebt… boah! Das muss es doch eigentlich sein für die Frau, die mal der Boss von Tony Danza war…

Front-runner: Penélope Cruz (The Assassination of Gianni Versace)
Runner-up: Judith Light (The Assassinaton of Gianni Versace)

Personal Ranking:

1. Judith Light (The Assassination of Gianni Versace)
2. Adina Porter (American Horror Story: Cult)
3. Penélope Cruz (The Assassination of Gianni Versace)
4. Letitia Wright (Black Mirror: Black Museum)
5. Sara Bareilles (Jesus Christ Superstar Live in Concert)
6. Merritt Wever (Godless)

Bester Nebendarsteller [Limited Series / TV Movie]

Während es in den anderen Schauspielerkategorien nur so vor Höchstleistungen wimmelt, haben mich diese Herren fast durch die Bank weg kalt gelassen. Das gilt auch für den vermeintlichen Front-runner Jeff Daniels, der laut vieler Meinungen Godless eine Statuette bescheren soll. Doch in meinen Augen ist sein Möchtegern-Bösewicht mit nur einem Arm viel zu zahm und selbst in der finalen Showdown-Szene wirkt er eher blöd als knallhart.

Von den Nominierten hat mich nur einer in diesem Jahr überzeugt – und der gleich doppelt und dreifach: Brandon Victor Dixon ist ein perfekter Judas, der in meinen Augen John Legend an die Wand spielt. Hinter seiner Darstellung und natürlich auch seinem Gesang steckt eine Power, die mich an Jennifer Hudsons legendäre Leistung in Dreamgirls erinnert.

Front-runner: Jeff Daniels (Godless)
Runner-up: John Leguizamo (Waco)

Personal Ranking:

1. Brandon Victor Dixon (Jesus Christ Superstar Live in Concert)
2. Édgar Ramirez (The Assassination of Gianni Versace)
3. Michael Stuhlbarg (The Looming Tower)
4. Finn Wittrock (The Assassination of Gianni Versace)
5. John Leguizamo (Waco)
6. Jeff Daniels (Godless)
7. Ricky Martin (The Assassination of Gianni Versace)

Bestes Drehbuch [Limited Series / TV Movie]

Mein Tipp geht auf Nummer sicher und setzt auf einen Wiederholungstäter – schließlich gewann Black Mirror bereits letztes Jahr mit San Junipero und versaute Big Little Lies seinen geplanten Durchmarsch. In diesem Jahr kommt hinzu, dass es keinen absolut überzeugenden Gegenkandidaten gleichen Kalibers gibt. Selbst mein Favorit liegt nur hauchdünn drüber und zehrt von dem Nachteil, das die Folge eben nur den Teil einer komplexen Geschichte wiedergibt.

Wenn jemand Black Mirror diese Party versaut, dann David Lynch persönlich. Der hat schließlich noch keinen Emmy – allerdings weiß ich nicht, ob er den für das beste Drehbuch verdient. Da tippe ich eher auf etwas anderes…

Front-runner: Black Mirror – USS Callister
Runner-up: Twin Peaks

Personal Ranking:

1. The Assassination of Gianni Versae (House by the Lake)
2. Black Mirror – USS Callister
3. American Vandal (Clean Up)
4. Twin Peaks
5. Patrick Melrose
6. Godless

Beste Regie [Limited Series / TV Movie]

Ich lehne mich hier weit aus dem Fenster und tippe tatsächlich auf Twin Peaks – obwohl die Serie selbst nicht nominiert ist. Das ist aber bei den Emmys kein Ausschlusskriterium für den Regie-Preis – siehe Pushing Daisies oder das Serienfinale von Emergency Room, die mal unter ähnlichen Bedingungen gewannen.

Diese Kategorie wird jedenfalls gerne von großen Namen eingeheimst – und wie schon eben geschrieben: David Lynch hat noch keinen Emmy. Es wäre an der Zeit – die Frage ist nur, ob die Academy die monströsen 18 Folgen durchgestanden hat.

Nebenbei: The Man who would be Vogue wäre beinahe mein persönlicher Favorit geworden. Und das nur wegen einer Szene, genaugenommen der Verfolgung nach dem Attentat. Da blitzt Ryan Murphys Genie mal wieder so richtig auf, weshalb ich den Kerl weiterhin als eine der kreativisten Persönlichkeiten der amerikanischen TV-Landschaft bezeichne.

Front-runner: Twin Peaks
Runner-up: Jesus Christ Superstar Live in Concert

Personal Ranking:

1. Twin Peaks
2. The Assassination of Gianni Versace (The Man Who Would be Vogue)
3. Paterno
4. Jesus Christ Superstar Live in Concert
5. The Looming Tower (9/11)
6. Patrick Melrose
7. Godless

Variety Series

Überraschung: Drunk History ist wieder gut! Nachdem ich im letzten Jahr von den ganzen Rülpsern und beinahe Kotzern eher angewidert war, schafft die skurile Variety Serie diesmal den Spagat zwischen dezentem Ekel und abenteuerlichen Erzählungen unter alkoholisiertem Zustand.

Aber, mal ehrlich: Saturday Night Live gewinnt, wer sonst? Derzeit gibt es eben kein Inside Amy Schumer oder Key & Peele, die besser für den aktuellen Zeitgeist stehen.

Front-runner: Saturday Night Live
Runner-up: Portlandia

Personal Ranking:

1. Saturday Night Live
2. Drunk History
3. Portlandia
4. Tracey Ullman Show
5. At Home with Amy Sedaris
6. I Love You America with Sarah Silverman

Variety Talk

Gnarf – so sehr ich Trevor Noah diesen hochverdienten Einzug gönne, so sehr leider ich darunter, dass Bill Maher ausgerechnet in einem seiner besten Jahrgänge rausgeflogen ist.

Aber natürlich hätte er eh wieder keine Siegchancen gehabt, denn John Oliver ist drauf und dran den zehnjährigen Durchmarsch eines John Stewart zu wiederholen. Gleichwohl er nicht so alternativlos ist, denn Stephen Colbert kommt immer näher. Diesmal hätte er gar meine Stimme, einfach weil er es schafft sich weiter zu steigern und John Oliver auf einem hohen Niveau leicht stagniert.

Front-runner: Last Week Tonight with John Oliver
Runner-up: Late Show with Stephen Colbert

Personal Ranking:

1. Late Show with Stephen Colbert
2. Last Week Tonight with John Oliver
3. Full Frontal with Samantha Bee
4. The Daily Show with Trever Noah
5. Jimmy Kimmel Live
6. The Late Late Show with James Corden

Bestes Drehbuch [Variety Series/Talk]

Ja, gut, was soll man dazu sagen? John Oliver und Samantha Bee profitieren immens davon, dass sie nur eine Folge pro Woche produzieren – weshalb sie ihrer Konkurrenz deutlich überlegen sind. Und an die akribische Recherche-Arbeit von Oliver kommt auch in diesem Jahr keiner ran, weshalb der Junge & sein Team zurecht diesen Preis zum dritten Mal im Folge für sich beanspruchen.

Winner: Last Week Tonight with John Oliver

Personal Ranking:

1. Last Week Tonight with John Oliver
2. Full Frontal with Samantha Bee
3. The Late Show with Stephen Colbert
4. Saturday Night Live
5. Late Night with Seth Meyers

Beste Regie [Variety Series/Talk]

Auch dieser Preis ist bereits vergeben und das Ergebnis überrascht niemanden. In Saturday Night Live stecken eben im Vergleich zu Full Frontal, Colbert, Oliver oder Corden viel mehr Elemente drin, die eine Regiearbeit spürbar machen. Und Portlandia wird qualitätstechnisch auf ewig dem großen Meister hinerher hecheln.

Winner: Saturday Night Live (Donald Glover)

Personal Ranking:

1. Saturday Night Live (Donald Glover)
2. Last Week Tonight with John Oliver (Episode 421)
3. Full Frontal with Samantha Bee (Episode 2061)
4. The Late Show with Steven Colbert (Episode 428)
5. Portlandia (Riot Spray)
6. The Late Late Show with James Corden (Episode 0416)

Variety Special (Live)

Und auch hier ist es wenig schlimm, dass der Gewinner schon seit dem letzten Wochenende feststeht. Denn natürlich gewinnt die brillante Live-Inszenierung eines Musicals vor einer Benefiz-Veranstaltung und drei Award-Shows. Bei allem Respekt…

Winner: Jesus Christ Superstar Live in Concert

Personal Ranking:

1. Jesus Christ Superstar Live in Concert
2. Night Of Too Many Stars
3. The Oscars
4. 75th Annual Golden Globe Award
5. –

Not seen: 60th Annual Grammy Awards

Variety Special (Pre-recorded)

Mit Verlaub: Wieso zum Fick ist hier eine Show wie Carol Burnett Show: 50th Anniversary nominiert, die zu 90% aus alten Clips besteht, zu 5% alte Sketche dürftig nachspielt und zu 5% aus brutal langweiligen Gesprächen zwischen Burnett und alten wie jungen Kolleginnen besteht, deren Selbstbeweihräucherung nahe an der Unerträglichkeit klebt? Ohne jeden Zweifel ist diese Show das mit Abstand schlimmste, was ich bislang in meiner Emmy-Euphorie sehen musste.

Zum Glück ist der Rest deutlich besser, wobei meine ersten drei Plätze hauchdünn hintereinander liegen. Deshalb geht für mich der bereits gewählte Sieger Dave Chappel auch vollkommen in Ordnung – der Mann verdient eh jedwede Aufmerksamkeit, weil er einer der besten und zugleich stilvollsten Comedians seiner Generation ist.

Winner: Dave Chappel: Equanimity

Personal Ranking:

1. Carpool Karaoke Primetime Special
2. Full Frontal with Samantha Bee: The Great American* Puerto Rico (*It’s Complicated)
3. Dave Chappel: Equanimity
4. Steve Martin & Martin Short: An Evening You Will Forget for the Rest of Your Life
5. Carol Burnett Show: 50th Anniversary

Bestes Drehbuch [Variety Special]

Sowohl Full Frontal als Patton Oswalt haben in jüngerer Zeit diesen Emmy für ähnliche Events gewonnen – weshalb ich keinen von ihnen ausschließen würde. Allerdings sehe ich den Vorteil leicht bei Samantha Bee, einfach weil ihre Sendung zum politischen Zeitgeist passt.

Front-runner:Full Frontal with Samantha Bee: The Great American* Puerto Rico (*It’s Complicated)
Runner-up:Patton Oswalt: Annihilation

Personal Ranking:

1. Patton Oswalt: Annihilation
2. Full Frontal with Samantha Bee: The Great American* Puerto Rico (*It’s Complicated)
3. Michelle Wolf: Nice Lady
4. Steve Martin & Martin Short: An Evening You Will Forget for the Rest of Your Life
5. John Mulaney: Kid Gorgeous at Radio City

Beste Regie [Variety Special]

Ich möchte echt nicht in der Haut von Academy-Mitgliedern sein, die in dieser Kategorie das Sagen haben. Wo zum Geier liegt denn die Regieleistung in den Comedy-Shows von Jerry Seinfeld oder Dave Chappelle, wenn die Kamera eigentlch nur auf den Showman hält und der Rest vom Cutter erledigt wird?

Das ich trotzdem auf Chappelle als Spoiler setze, liegt an seinem bereits abgewickelten Gewinn in der zugehörigen Hauptkategorie. Wieso also dann nicht gleich den Regisseur mit auszeichnen?

Doch tatsächlich wird diese Kategorie sehr häufige von anderen Awardshows (!) gewonnen – und da sind in diesem Jahr nur die Oscars mit dabei, deren Regieleistung immerhin zähl- und spürbar ist.

Mein Favorit hat wohl keine Chance, allein weil es sich hierbei um eine 13 minütige Showeinlage handelt, die in der Halbzeitpause des diesjährigen Super Bowls stattfand, und inhaltlich entsprechend dürftig ist. Aber meine Güte, was da alles abging! Das war konzentrierte Choreographie.

Favorit: The Oscars
Runner-up: Dave Chappelle: Equanimity

Personal Ranking:

1. Super Bowl LII Halftime
2. Steve Martin & Martin Short
3. The Oscars
4. Jerry Before Seinfeld
5. Dave Chappelle. Equanimity

Complete Ranking:

70.Carol Burnett Show: 50th Anniversary
69.Fahrenheit 451
68.I Love You America with Sarah Silverman
67.Flint
66.At Home wth Amy Sedaris

65.Genius: Picasso
64.The Late Late Show with James Corden
63.John Mulaney: Kid Gorgeous at Radio City
62.Godless
61.Tracey Ullman Show – Season 2

60.Jerry before Seinfeld
59.Super Bowl LII Halftime Show
58.Homeland – Season 7
57.75th Annual Golden Globe Awards
56.The Oscars

55.Insecure – Season 2
54.Game of Thrones – Season 7
53.Steve Martin & Martin Short
52.Night of Too Many Stars
51.Portlandia – Season 8

50.Baskets – Season 3
49.Michelle Wolf: Nice Lady
48.Ozark – Season 1
47.Will & Grace – Season 9
46.Law & Order: The Menendez Murders

45.Grace and Frankie – Season 4
44.Silicon Valley – Season 5
43.Black Mirror: Black Museum
42.Waco
41.Drunk History – Season 5 Part 1

40.Dave Chappel: Equanimity
39.Paterno
38.The Looming Tower
37.Full Frontal with Samantha Bee: The Great American Puerto Rico
36.Twin Peaks – Season 3

35.The Good Place – Season 2
34.American Horror Story: Cult
33.Jimmy Kimmel Live
32.Patrick Melrose
31.Carpool Karaoke Primetime Special 2018

30.Late Night with Seth Meyers
29.The Sinner – Season 1
28.Black Mirror: USS Callister
27.American Vandal – Season 1
26.Glow – Season 1

25.Patton Oswalt: Annihilation
24.Roseanne – Season 10
23.Black-ish – Season 4
22.Unbreakable Kimmy Schmidt – Season 4 Part 1
21.Westworld – Season 2

20.The Alienist
19.The Daily Show with Trevor Noah
18.Curb Your Enthusiasm – Season 9
17.The Crown – Season 2
16.Full Frontal with Samantha Bee

15.Jesus Christ Superstar Live in Concert
14.Better Things – Season 2
13.The Assassination of Gianni Versace
12.Saturday Night Live – Season 43
11.This Is Us – Season 2

10.The Tale
09.The Marvelous Mrs. Maisel – Season 1
08.Killing Eve – Season 1
07.Last Week Tonight with John Oliver
06.Late Show with Stephen Colbert

05.Stranger Things – Season 2
04.The Americans – Season 6
03.The Handmaid’s Tale – Season 2
02.Atlanta – Season 2

01.Barry – Season 1

Missing:

Shameless (nur drei Folgen gesehen)
Orphan Black (nur eine Folge gesehen)
The Big Bang Theory (nur eine Folge gesehen)
Mom (nur eine Folge gesehen)
Seven Seconds (nur eine Folge gesehen)
60th Annual Grammy Awards (gar nicht gesehen)