Game #28: Heavy Rain

028-Heavy_RainHersteller: Quantic Dream
Directed by: David Cage
Composer: Normand Corbeil
System: PlayStation 3
Jahr: 2010

Heavy Rain war eine Erlösung – und keiner hat’s gemerkt. Davor galt ein ungeschriebenes Gesetz, das da lautete: Der Interactive Movie funktioniert nicht! Selbst das Vorgängerwerk von Quantic Dream namens Fahrenheit sorgte mit seinem unausgegorenen Ende für Unzufriedenheit und erinnerte überdies zu Beginn an ein klassisches Adventure.

Nein: Ein Film zum Mitspielen, das funktioniert einfach nicht. Es kann nicht funktionieren. Wie soll es denn funktionieren?

Ethan Mars ist ein gebrochener Mann. Sein älterer Sohn stirbt bei einem Autounfall, nur weil er für einen kurzen Moment nicht aufgepasst hat. Die Ehe ist zerstört, die Depressionen unausweichlich. Zu allem Überfluss wird der jüngere Sohn von einem Irren entführt, der von der Presse als der Origami-Killer bezeichnet wird. Er könne seinen Jungen nur dann retten, wenn er sich fünf Prüfungen unterziehe – wobei es sich letztlich um fiese Mutproben handelt.

Scott Shelby ist Privatdetektiv, der auf eigene Faust den Origami-Killer jagt, und die Mütter der getöteten Kinder besucht, um sie zu befragen. Sein bulliges Auftreten hat gleichzeitig etwas bedrohliches und etwas beschützendes. Trotzdem merkt man schnell, dass Shelby mehr als nur einen schnöden Job erledigen will.

Madison Paige ist eine Reporterin, die durch Zufall auf Ethan trifft, als er sich zwecks der Prüfungen in einem fremden Hotel einquartiert. Ihre Motive, sich in den Fall einzumischen, liegen irgendwie zwischen Mitgefühl und einer berufsbedingten Neugierde.

Norman Jayden ist ein FBI-Agent, der sich ebenfalls mit dem Origami-Killer beschäftigt und ihn mit Hilfe hochmoderner Technologie zu schnappen versucht. Gleichwohl er am gewissenhaftesten und mit dem größten Maß an Professionalität an den Fall herangeht, droht die Sucht nach der Droge Triptocaine seinen Verstand mehr und mehr zu zermürben.

Heavy Rain springt kreuz wie quer zwischen diesen vier spielbaren Protagonisten. Eure Aufgeben sind meist sehr simpel und höchst trivial, weshalb ihr auch einfach nur mal eure Zähen putzen oder ein Baby füttern müsst. Natürlich kommt auch die Action nicht zu kurz, dank der ihr euch prügelt, mit dem Auto über die Gegenfahrbahn düst und einen Flüchtigen verfolgt. Doch egal ob ihr euch geschickt anstellt oder gnadenlos scheitert: Das Spiel oder besser gesagt die Geschichte läuft trotzdem weiter – im Zweifelsfall eben mit einer gebrochenen Nase.

Quantic Dream hat es jedenfalls perfekt verstanden, mir als Spieler trotz der eigentlich starr vorgegebenen Kernhandlung das Gefühl zu vermitteln, dass meine Aktionen wichtig und entscheidend sind. Letztlich mögen die meisten Gefahren nicht so groß sein, wie sie auf den ersten Blick suggeriert werden – aber allein die Atmosphäre, die durch sie zustande kommt, ist gigantisch.

Die Ungereimtheiten der Story, die insbesondere aufgrund der Identität des Origami-Killers die Spielergemeinde spaltet, sind in meinen Augen geschenkt. Ein Spiel von Quantic Dream beziehungsweise David Cave ist nie wirklich logisch, aber dafür in jedem Fall ein unvergleichliches Erlebnis. Und man wird mehr als belohnt, wenn man sich einfach nur darauf einlässt.

 

 

Heavy_Rain