OST #49: Rock ‘n Roll

049-Rock'n_RollComposer: Chris Hülsbeck / Ramiro Vaca / Jochen Hess
System: Amiga / C64 / PC
Year: 1989 / 1990

Der Name eines Spieles bezieht sich normalerweise auf dessen Inhalt, die Geschichte oder einen der Protagonisten. In Rock ‘n Roll bugsiert ihr eine Kugel durch mehrere Labyrinthe, sammelt diverse Items und weicht allerlei Gefahren aus. Auch die Grafik hat wenig gemeinsam mit Chuck Berry, Elvis Presley oder Buddy Holly. Der Titel bezieht sich einzig und allein auf die Musik, die sich Projektleiter Martin Gaksch für sein Geschicklichkeitsspiel wünschte.

Der Soundtrack besteht aus sieben Ingame-Tunes, einer Titel- und einer Hi-Score-Musik. Amiga-User freuen sich noch über ein zusätzliches Intro, das auf dem C64 fehlt. Alles zusammen reden wir von 10 Stücken, unter denen nicht ein einziges schwächelt oder gar enttäuscht. Nicht nur, dass der Rock’n’Roll-Stil makellos funktioniert: Er wurde vortrefflich an die jeweiligen Eigenschaften der beiden Computersysteme adaptiert.

Die meisten Musikstücke wie „Rockomotion“ oder „Jumping Wild“ sind vom Tempo her schnell und bringen eure innere Ruhe, die ihr beim Bewegen der Kugel benötigt, bewusst durcheinander. Im Gegensatz dazu steht das meisterhafte „Lovely Feelings“, einem der besten Gute-Laune-Themen, die ich in je in einem Spiel gehört habe. Das faszinierende an der Komposition ist das Leadinstrument, das sich trotz seiner instrumentalen Natur wie eine Gesangsstimme anfühlt.

Ihr werdet euch nun sicherlich wundern, wieso ich einerseits derart herrlich von der Musik schwärmen kann und andererseits bisweilen den Namen Chris Hülsbeck vermieden haben. Das Problem liegt in der großen Unsicherheit begraben, inwiefern der Meister aller Amiga-Soundtracks tatsächlich für die Kompositionen verantwortlich war. Kein Witz: Er selbst weiß es nicht mehr genau und geht aufgrund seiner Abneigung gegenüber der Stilrichtung davon aus, dass der für die C64-Version verantwortliche Ramiro Vaca die künstlerische Leitung übernommen habe. Zwar ist Rock ‘n Roll dort erst ein paar Monate später erschienen, jedoch fand die Produktion parallel zum Amiga-Original statt.

Sicher ist nur eines: Das Amiga-exklusive Intro stammt von Chris Hülsbeck, genau wie die fantastische Instrumentation, weshalb die 16-Bit-Version dem C64-Counterpart klangtechnisch deutlich überlegen ist. Das wird nirgends so sehr deutlich wie in meinem absoluten Lieblingssmusikstück von Rock ‘n Roll: „Magnetic Beats“. Während Vacas Version etwas holprig und an manchen Stellen piepsig klingt, ist Hülsbecks Instrumentation eine seiner besten Arbeiten. Die von ihm gewählten Instrumente wirken um Welten markanter, klarer und energiereicher. Insgesamt fühlt sich das gesamte Stück deutlich polierter und stimmiger an und sorgt für einen kräftigen Atmosphäreschub. Wohlgemerkt in einem Spiel, in dem ihr eine Kugel durch Labyrinthe schleust…

Last but not least möchte ich explizit Jochen Hess Soundtrack der PC-Version von Rock ‘n Roll loben, der von Grund auf neu komponiert wurde. Das Ergebnis kommt zwar nicht an das Vaca-Hülsbeck-Duo heran, ist aber für sich betrachtet ein echter Geheimtipp. Er würdigt ebenfalls gekonnt die Welt des Rock’n’Rolls und gehört zum Besten, was exklusiv für Adlib-Soundkarten kreiert wurde.

 

 

 

Rock'n_Roll