Game #69: Antichamber

069-AntichamberHersteller: Demruth
Creator: Alexander Bruce
Composer: Siddhartha Barnhoorn
System: PC
Jahr: 2013

Passend zum einwöchigen Geburtstag eines der bereits besten Spiele des Jahres 2016, möchte ich allen Rätsel hungrigen Inselfreaks einen weiteren Meilenstein der abstrakten Denkspielkunst ans Herz legen: Antichamber.

Antichamber ist ähnlich wie Jonathan Blows jüngstes Meisterwerk ein Ego-Puzzler, der euch nichts direkt erklärt. Ihr müsst vielmehr selbst die Regeln hinter einer bizarren Welt austüfteln, die euch regelmäßig mit altklugen Sprüchen ärgert. So entdeckt ihr früh eine Exit-Tür, hinter der sich nur eine Wand mit dem Satz „Es geht nicht im Leben darum, das Ende zu erreichen.“. Aha, ha, ha ha, ha…

Nein, im Ernst: Antichamber ist brillant. Das Spiel biegt alle Nase lang die Gesetze der Physik, indem es ständig weit entfernte Gebiete miteinander verknüpft. An anderer Stelle müsst ihr euch direkt vor ein Fenster stellen, so dass es den kompletten Bildschirm ausfüllt. Tretet ein paar Schritte zur Seite und plötzlich befindet ihr euch in dem Raum, den ihr durch das Fenster gesehen habt. Oder ihr steht vor zwei Treppen, die euch beide bis zur Unendlichkeit im Kreis laufen lassen – weshalb ihr euch einfach umdrehen und den Rückweg entlangmarschieren müsst, um wie auf wundersame Weise einen neuen Bereich zu entdecken.

Das Ausprobieren und Lernen der eigenwilligen Gesetze ist der Hauptreiz von Antichamber. Kein Raum gleicht dem anderen, ständig müsst ihr mit neuen Überraschungen rechnen. Nach einer Weile ergattert ihr eine Art Kanone, mit der ihr Blöcke einsammeln und an eine beliebige Stelle platzieren könnt – egal ob auf dem Boden, an den Wänden oder an der Decke. Auch sie müsst ihr alle Nase lang zweckentfremden, in dem ihr sie beispielsweise zu einer provisorischen Treppe formt oder den Schließmechanismus einer Tür blockiert.

Die Grafik mag technisch kein Brett sein, ist aber rein künstlerisch betrachtet höchst interessant. Der schneeweiße Hintergrund mit den schwarzen Linien verstärkt das Abstrakte von Antichamber und testet sogleich eure Geschmacksnerven, ob ihr etwas mit dieser Art von Spiel anfangen könnt. Schließlich riecht es bereits von Weitem nach „logischem Denken“.

Ach ja: Eine Story gibt es nicht wirklich – aber die braucht es auch nicht für solch ein Spiel. Es geht ums Puzzeln und ums Erforschen. Ich konnte jedenfalls nicht ruhen, bis auch wirklich jeder Weg und jeder Raum durch und durch inspiziert war. Und seither warte ich sehnsüchtig auf eine Fortsetzung.